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Notbetreuung Neue Freundschaften entstehen

Ganz unterschiedlich ist der Bedarf an Notbetreuung in den Kitas des Zerbster Umlandes. Den Einschränkungen hat man sich angepasst.

Von Petra Wiese 17.04.2020, 01:01

Zerbst l Es ist ruhig geworden in den Kitas ringsum. Kaum mehr Gewusel und lautes Geschrei. In Mini-Gruppen werden die Kinder betreut und beschäftigt, deren Eltern nicht zu Hause bleiben können oder müssen.

Ob Corona-Krise oder nicht: „Unsere Aufgabe ist es, für die Kinder da zu sein“, sagt Laura Jerchel, die Leiterin der Lindauer Kita „Burggespenster“. Sie und ihre Kollegen machen ihre Arbeit wie immer, um dafür zu sorgen, dass es den Kindern gut geht. Weniger Kinder bedeutet mehr Zeit, auf das einzelne Kind einzugehen. Was die Hygiene betrifft, seien die Kinder gut informiert, meinte Laura Jerchel. Auf spielerische Art und Weise bekommen sie vermittelt, was wichtig ist. „Die Älteren verstehen das ganz gut. Die Kleineren wachsen damit auf“, so Jerchel.

Dass die Kinder ihre Freunde vermissen, kann die Kita-Leiterin durchaus feststellen. Derweil nutzen die Kollegen die ruhigere Zeit für Aufräumarbeiten, schon mit der Sanierung der Einrichtung im Blickfeld, bereiten Projekte vor, arbeiten an Portfolios und tun Dinge, wozu sie sonst nie kommen.

Vom Spiele sortieren, Schränke ausräumen, Spielsachen waschen und Schreibarbeiten erledigen berichtet auch die Kita-Leiterin vom „Spatzennest“ in Garitz, Silke Habelmann. Viele neue Spielideen hole man sich aus dem Internet. Dass die Kinder, wenn sie nur zu zweit oder dritt sind, viel intensiver und individueller spielen und dass sie kreativer sind, hat die Kita-Leiterin beobachtet. So bauten sich die Kinder beispielsweise vor den Feiertagen ein eigenes Osterangelspiel.

Aber nicht nur, dass die Erzieher sich viel individueller mit den Kindern beschäftigen können. Es lernen sich die Kinder auch aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Es entstehen ungewöhnliche Freundschaften. „Manche hätten unter normalen Umständen wahrscheinlich nie zusammen gespielt“, so Silke Habelmann.

Viel öfter Hände zu waschen, das ist in Garitz wie in den anderen Einrichtungen längst zur Gewohnheit geworden. „Und wir kontrollieren genau, ob die Kinder das richtig machen“, so Kita-Leiterin Susanne Thiele in Güterglück. Ansonsten wird der Alltag bei den „Glückskindern“ gestaltet, wie immer nach Altersgruppen getrennt. Da sind dann die Hortkinder, die mit im Hause sind, unter anderem mit Kuchen backen.

Auch Ostern wurde vorbereitet wie immer, und eine Idee einer Erzieherin wurde umgesetzt, allen Kindern der Einrichtung eine Osterkarte zu schreiben. Zeit blieb derweil auch für Portfolioarbeiten, Sachen, die sonst immer auf der Strecke bleiben und aufräumen. „Die Räume sind so was von sauber, mehr geht nicht“, sagt Susanne Thiele. Mit Überstunden abbummeln und geplantem Urlaub kommt das Team über die Runden. Auch Minusstunden fallen an. „Ist das Haus wieder voll, brauche ich die Erzieher wieder“, so Susanne Thiele, die endlich ihr Büro komplett neu einrichten und alles einsortieren konnte.

In den letzten Tagen waren es schon wieder mehr Kinder, die die Steutzer Kita „Sandmännchen“ besuchten, konnte die stellvertretende Leiterin Simone Kaschweski eine steigende Tendenz feststellen. Sie rechnet mit noch mehr Kindern, wenn es Lockerungen gibt. Mit Morgenkreis und Angeboten geht ansonsten alles seinen geregelten Gang in der Kita. Die Vorschulkinder werden öfter mal beiseite genommen. „Die Kinder gucken immer wer kommt, warten auf ihre Freunde, das merke man schon“, so Simone Kaschweski. Vom vielen Händewaschen seien die Steppkes indes schon genervt.

In der Gänseblümchen-Kita in Nedlitz ist man ebenso bestrebt, dass die Kinder ihre gewohnte Ordnung beibehalten. „Die Kinder fragen schon, kommt heute meine Freundin oder nicht“, so Kita-Leiterin Annett Barakowski. Genug Auslauf haben die Nedlitzer auf dem riesigen Spielplatz am Waldrand. Mit Aufräumen, Portfolios, Entwicklungsbögen und Fotoalben gibt es ansonsten für die Erzieher einiges zu tun. Vor Ostern wurden auch die Kinder, die zu Hause sind, nicht vergessen: Die Osterkörbchen wurden zu jedem Kind nach Hause gebracht. „Ich habe mich ja gefreut, dass die Kinder mich noch erkannt haben“, so Annett Barakowski.

Die Ostergeschenke warten indes noch in der Walternienburger Kita „Märchenland“ auf die abwesenden Kinder. „Die dürfen dann auch nochmal suchen“, kündigte Kita-Leiterin Dagmar Lindemann an. Briefe für die Kinder daheim wurden schon geschrieben. „Die Situation ist für uns alle neu“, so Lindemann. „Aber es ist wichtig und richtig, dass es so gemacht wird“, meint sie. Die paar Kinder, die im Haus sind, spielen sehr gut miteinander, konnte sie feststellen. Die Erzieher sind mit Schreibkram beschäftigt. Unter anderem muss auch die Konzeption für die Einrichtung überarbeitet werden.

Ein kleines Willkommensfest bereiten die Erzieherinnen in der Deetzer Kita „Regenbogen“ vor. „Wir basteln was für die einzelnen Gruppen“, verriet Kita-Leiterin Christina Bergfeld. Hier war es mit drei Kindern besonders ruhig zugegangen in den letzten Wochen. „Die Bude glänzt“, kann die Kita-Leiterin verkünden. „Doch wir vermissen die Kinder“, so Bergfeld.

Alle Kita- Erzieherinnen des Zerbster Umlands wünschen sich den Trubel zurück, viele muntere Kinder, die durch die Räume und auf den Spielplätzen toben. Durchhalten ist angesagt!