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Philharmonie Glanzvolle Musiktradition

Die Anhaltische Philharmonie in Dessau existiert seit nunmehr 250 Jahren. Das soll gefeiert werden.

Von Daniela Apel 09.09.2016, 01:01

Dessau l „Es erfüllt mich mit besonderem Stolz, dass wir in diesem Jahr das 250-jährige Bestehen der Anhaltischen Philharmonie begehen“, sagt Peter Kuras, Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau. „Es war die Idee unseres Fürsten, die ein Vierteljahrtausend überdauert hat und heute im Jahr 2016 eine unschätzbare kulturelle Bereicherung für unsere Stadt und das Land darstellt“, betont das Stadtoberhaupt.

Dieses Jubiläum wird nun gleich dreimal gewürdigt: Zum einen mit einer Sonderpräsentation im Museum für Stadtgeschichte Dessau im Johannbau. Unter dem Titel „In jeder Hinsicht vortrefflich – 250 Jahre Dessauer Hofkapelle“ ist in Kooperation mit der Anhaltischen Landesbücherei und dem Anhaltischen Theater eine Sonderausstellung entstanden, die morgen um 15 Uhr im Café des Museums eröffnet wird.

Diese wirft einen anschaulichen Blick in die Geschichte der Philharmonie, die mit der Gründung der Dessauer Hofkapelle 1766 ihren den Anfang nahm und zu einer glanzvollen Tradition werden sollte. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich Dessau zu einem bedeutenden Musikzentrum, „das mit allen gleichzeitigen Kunstinstituten dieser Art in Wien, Dresden und Gotha die strengste Vergleichung nicht scheuen durfte“. Gartenkunst und Architektur finden ihre Entsprechung im Echoraum der Dessau-Wörlitzer Musiklandschaft.

In seiner „Autobiografie“ (1901) schreibt beispielsweise der Oxforder Sprachwissenschaftler und Sohn des Dichters Wilhelm Müller, Friedrich Max Müller: „Ich bin in Dessau geboren und erzogen; mein deutsches Vaterstädtchen, das in einer eichenbestandenen Oase am Zusammenfluss von Elbe und Mulde liegt, floss über von Musik. Solche Städte gibt es heute überhaupt nicht mehr.“

Bedeutende Dirigenten und Komponisten wie Friedrich Wilhelm Rust, Christian Gottlob Neefe, Friedrich Schneider, Eduard Thiele, August Klughardt und Kurt Weill wirkten in Dessau. Persönlichkeiten wie Franz Mikorey, Hans Knappertsbusch, Franz von Hoeßlin, Arthur Rother, Helmut Seidelmann und Heinz Röttger prägten das Orchester.

Die Sonderausstellung präsentiert Bilder, Handschriften und Objekte aus der Frühzeit des Dessauer Hoftheaters. Im Zuge der Ausstellungseröffnung wird auch erstmals die Festschrift zum Jubiläum präsentiert und zum Kauf angeboten.

Um 19 Uhr folgt schließlich der klangvolle Höhepunkt: das Festkonzert im Anhaltischen Theater Dessau. Dirigiert wird das Orchester von Bertrand de Billy, einem der international renommiertesten Orchesterleiter seiner Generation. Die Karriere des Franzosen begann einst in Dessau, wo er von 1993 bis 1995 Erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor war; später trat er Chefpositionen unter anderem in Barcelona und Wien an.

Das Konzertrogramm ist eine Hommage an die große deutsche Orchestertradition und verweist gleichzeitig auf die Geschichte der Anhaltischen Philharmonie: Richard Wagners Vorspiel zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“, Richard Strauss‘ „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ op. 28 und Johannes Brahms‘ Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 gehörten bald nach ihren Uraufführungen zum ständigen Repertoire des Dessauer Orchesters.

In den Abend eingebunden ist ebenfalls ein Festvortrag von Dr. Lutz Buchmann, der als ausgezeichneter Kenner der Musikgeschichte Dessaus über die Historie der Philharmonie sprechen wird.