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Reformation Erste Probe an Originalstelle

Erste Stellproben für das Zerbster Prozessionsspiel. Neben dem großen Schauspiel wird es eine Menge mehr zu erleben geben am Festwochenende.

Von Thomas Kirchner 11.08.2017, 23:01

Zerbst l Am Wochenende 8. bis 10. September schreibt die Stadt Zerbst Theatergeschichte. Und das ist keineswegs übertrieben. Noch nie gab es eine Neuinszenierung eines spätmittelalterlichen deutschen Prozessionsspiels. Nur eine Handvoll sind überhaupt überliefert, doch aufgeführt wurde bisher keines. Das Stück von 1507 ist eines der bedeutendsten im deutschsprachigen Raum und kommt in einer multimedialen Open-Air Inszenierung in drei Vorstellungen zur Aufführung.

„Je näher das Wochenende der Aufführung des Prozessionsspiels rückt, desto mehr steigt auch mein Blutdruck, in Panik verfalle ich jedoch nicht“, sagt der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) am Donnerstag vor der großen Bühne auf dem Markt, als er und alle Beteiligten des großen Festwochenendes den Medienvertretern Auskunft zu den Angeboten und Abläufen geben. Es sei ein herausragendes Ereignis für Zerbst und seine Gemeinden insgesamt.

„Wir erleben einen Zeitsprung von 500 Jahren. Zurückversetzt in eine Zeit, in der sich die Menschen uneins waren, sollte das Prozessionsspiel an gemeinsame Werte erinnern“, sagt Dittmann. Umso mehr freue er sich, dass es gelungen sei, alle Ortschaften der Einheitsgemeinde und ihre Bewohner dafür zu gewinnen, dieses Projekt aktiv mitzugestalten. „Ich hoffe, dass dieses Zusammenspiel auch über das Prozessionsspiel hinaus nachwirkt“, betont Dittmann. Der Kartenverkauf laufe gut. Es werde auch noch Tickets am Wochenende der Aufführung zu kaufen geben. Nur wer eine Übernachtung buchen möchte, der sollte sich beeilen, denn freie Gästezimmer gebe es nur noch wenige.

„Zu sehen sein werden insgesamt 24 verschiedene Bilder, an denen sich alle 54 Ortschaften der Einheitsgemeinde Zerbst und 415 Personen beteiligen, zuzüglich einiger Pferde“, verweist Prof. Hans-Rüdiger Schwab, künstlerischer Leiter und Regisseur der Inszenierung, auf die vielen Laiendarsteller. Sie alle seien mit großer Hingabe und großem Engagement dabei. „Wir haben es hier mit einem Kleinod deutscher Literaturgeschichte zu tun“, schwärmt der Regisseur. Nur eine Handvoll solcher mittelalterlichen Stücke sei überhaupt überliefert und keines wurde je aufgeführt. „Sicher ein Grund mehr, wieso sich auch Interessierte aus dem Raum Wittenberg, Dessau, Magdeburg und Leipzig gemeldet haben, um in diesem Stück mitzuwirken“, freut sich Schwab.

Aber diese drei Festtage haben weit mehr zu bieten als nur die Neuinszenierung des Prozessionsspiels, wobei das für sich genommen schon einer Sensation gleicht. So lädt von Freitag bis Sonntag ein riesiges Mittelalter-Spektakel auf der Schlossfreiheit zu einer Zeitreise ein. Schwarze Ritter zeigen die hohe Kunst des Schwertkampfes, Spieleleute bezaubern mit Klängen aus längst vergangener Zeit. Gaukelei, atemberaubende Feuer- und Fakir-Shows, alte Künste und Gewerke sowie ein historisches Karussell laden zum Verweilen und Staunen ein. Hungrige Mägen und durstige Kehlen finden Labsal an Garküchen, Tavernen und Bäckereien.

Am Sonnanbend und Sonntag gesellt sich dann der traditionelle Zerbster Bollenmarkt zu dem Wochenendspektakel dazu. Vom dicken Turm an der Sparkasse bis zum unteren Markt wird sich das Treiben aus Handel, Musik, Tanz und Unterhaltung erstrecken. „Wir werden zwei Bühnen für eine abwechslungsreiches Programm aufbauen“, macht Jürgen Dornblut, Vorsitzender des Zerbster Verkehrsvereins neugierig. Eine Bühne werde auf der Alten Brücke neben der Apotheke und die andere auf dem unteren Markt stehen. Für Unterhaltung sorgen unter anderem die Fasch-Musikschule, der Polizeisportverein Zerbst-Anhalt, der Voltigier- und Reitverein „Civitas“, der Zerbster Schlagersänger Martin Zimmermann. „Auch die Zerbster Händler werden an diesem Wochenende ihre Geschäfte öffnen und sich auch vor ihren Läden präsentieren“, erläutert Jürgen Dornblut.

Weiterhin gibt es die Sonderausstellung des historischen Stadtarchivs und der Kirchenarchive St. Bartholomäi „Himmel und Rat“, im Saal des Zerbster Rathauses und die Ausstellung „Frauen (er)leben in Anhalt“ im Museum der Stadt Zerbst zu erleben. Am Sonnabend lädt das Diakonische Werk im Kirchenkreis Zerbst zu einem Fest der Begegnung und zu einem Tag der offenen Tür im Rahmen ihres 25-jährigen Bestehens auf dem Bartholomäi-Kirchplatz ein. Besucher können sich hier über die Beratungsangebote der Diakonie informieren.

 

Tickets für die Neuinszenierung des Zerbster Prozessionsspiels und für das Mittelalterspektakel sind in der Zerbster Tourist-Information auf dem Markt 11, Tel 03923 2351, oder online unter www.reservix.de erhältlich. Weitere Infos auch unter www.stadt-zerbst.de