1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Ein Cowboy in Trüben

Reitsport Ein Cowboy in Trüben

Ein Cowboy, wie er im Buche steht. Sogar sein Pferd hat Kay Wienrich mit nach Trüben gebracht.

Von Petra Wiese 23.05.2019, 01:01

Trüben l Ein- oder zweimal im Jahr kommt Kay Wienrich, der ehemalige Bundestrainer im Reiningsport (2005 bis 2015), in das beschauliche Dörfchen, um Kurse zu geben. Wie verschlug es den weitgereisten Cowboy nach Anhalt-Zerbst?

Bis nach Hamburg war Andrea Rongelraths-Ganzer vor 18 Jahren gefahren, um an einem Kurs beim erfolgreichen Kay Wienrich teilzunehmen. Ein Jahr später gab es dann einen Kurs bei Halle. Das war zumindest schon näher und im „Osten“. „Mit zwei Pferden fuhr ich nach Mehringen“, erinnerte sich Andrea Rongelraths-Ganzer. Ihre junge Stute nahm Wienrich dann mit zum weiteren Training, und die Reitlehrerin hatte inzwischen gefragt, ob Wienrich nicht auch mal nach Trüben kommen würde. Und er tat es. „Da gab es noch keine Reithalle, und wir haben uns in Zerbst eingemietet“, blickte Rongelraths-Ganzer zurück.

Das war und ist schon etwas Besonderes mit Kay Wienrich zu trainieren, sind sich die Reiter einig. Zehn Köpfe zählte die Truppe, die beim jüngsten Kurs mitmachte. Eine, die von Anfang an und bis auf zwei Ausnahmen jedes Mal dabei war, ist Britt Kegel. „Wir waren damals sehr ehrfürchtig, hatten ziemlich Schiss“, so Kegel. Und heute? „Cool und realxed“, meinte sie.

„Die von Kay infizierten, machen immer wieder mit“, weiß Andrea Rongelraths-Ganzer. Schließlich gibt es nur wenige Trainer, die den kalifornischen Reitstil vermitteln. Und beim Westernreitverein Silent Corner gibt es viele, die ihn lernen wollen. Die Teilnehmer reisen auch von weiter an, zuletzt aus Leipzig, Köthen, Wittenberh und Wörlitz beispielsweise und nicht nur Vereinsmitglieder sondern auch andere Reiter.

Bei Kay Wienrich wird sehr praxisbezogen trainiert und zwar alles, was man – Cowboy oder -girl – bei der Rancharbeit so braucht. Da muss das Pferd auf kleine Signale reagieren. Bestimmte Manöver werden trainiert. Dafür muss das Pferd gymnastiziert, das heißt locker und geschmeidig gemacht werden. Ganz leicht sieht es aus, wenn Kay Wienrich die Aufgaben vor macht. In Zweiergruppen sind die Teilnehmer am Zug, je nach Leistungsfähigkeit werden sie gefordert. Die anderen beobachten.

Auch Paula Köhler war wieder mit von der Partie. Sie war acht Jahre alt, als sie das erste Mal mit machte. Heute ist sie 20. Sie weiß noch, dass sie damals vor dem Kurs ganz krank war. Die Aufregung ist bis heute geblieben. Dass Kay Wienrich dieses Mal erstmalig sogar sein Pferd mitbrachte, freute Britt Kegel besonders. Denn Vals Hangten Harry ist der Papa ihres Julian. Und auch ein weiterer Sohn von Harry steht auf der Ranch in Trüben.

Ein Kay-Kurs in Trüben ist immer ein Erlebnis. „Man nimmt immer neue Trainingsideen für sich mit“, so Britt Kegel. „Es gibt immer einen Aha-Effekt für jeden“, bestätigt Andrea Rongelraths-Ganzer. Kay Wienrichs Erfahrungen kommen nicht von ungefähr. Er reitet seit seinem neunten Lebensjahr und begann schon mit Sechszehn Pferde zuzureiten. Von jeher war es das Westernreiten, was es ihm angetan hatte.

Nach dem Abitur erlernte Wienrich die Arbeit mit Rindern auf einer Ranch in New Mexico. Er baute Ranches in Deutschland und den USA auf. Sein Name ist mit Pferden verbunden, die die Reining-, Cow Horse und Cuttingszene beherrschten.

Er gewann unzählige nationale und internationale Titel. Er war Mitglied im Team der Deutschen Nationalmannschaft bei den ersten Weltreiterspielen in Jerez, Spanien, bei denen Reining erstmals als gleichwertige Disziplin neben den etablierten Reitsportdisziplinen vertreten war. 2005 gab es die Ernennung zum Bundestrainer.

Wienrich führte die deutschen Reiter zu zahlreichen Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Heute trainiert der deutsche Cowboy auf einer Reitanlage im Hunsrück und gibt Kurse, wo er gebucht wird. Er trainiert Pferde und Westernreiter, wie die in Trüben.