1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. 200 Kilo Kiwi in Güterglück

Rekordernte 200 Kilo Kiwi in Güterglück

Eine Rekordernte von Kiwis hat der Güterglücker Helmut Morbach eingefahren; gut 200 Kilogramm.

Von Thomas Höfs 27.11.2017, 05:00

Güterglück l Eine Woche lang, immer für ein paar Stunden, habe er gebraucht, um die diesjährige Kiwi-Ernte einzubringen, sagt Helmut Morbach. Der Güterglücker ist in seinem Ort mit den grünen Früchten längst bekannt. Doch in diesem Jahr habe die Ernte fast alle bisherigen Rekorde übertroffen, meldete er sich in der Lokalredaktion. Gut 200 Kilogramm der exotischen Früchte habe er abgenommen, zeigt er in seiner Garage die Ernte.

„Das entspricht rund 3500 Früchten“, hat er ausgerechnet. Der 76-Jährige freut sich sichtlich über die Ernte. Auch die Nachbarn in der Straße nehmen sichtbar Anteil an dem gärtnerischen Erfolg, beschreibt er.

„Die Leute klingeln schon mal und fragen: Schmecken die Kiwis auch, Herr Morbach?“ Das sei natürlich ein Wink mit dem Zaunpfahl, weiß er. Dann gebe er den Nachbarn einige der grünen Früchte ab. Außerdem verbindet er den Nachbarschaftsdienst mit einer Empfehlung. Denn reifen müssen die Früchte bei den Nachbarn, sagt er. „Ich lege immer einen Apfel dazu. Der verströmt Ethylen. Das lässt die Kiwis reifen“, sagt er. In großen Kisten hat Helmut Morbach seine Kiwis in der Garage gelagert. Hier bekämen sie keinen Frost und hielten sich so bis ins Frühjahr.

Fahren Morbachs zu den Verwandten zu Besuch, können sie sich die Blumensträuße sparen, schildert er. „Dann nehmen wir Kiwis mit. Da freuen sich immer alle Verwandten drüber.“

Angefangen hat der Kiwi-Anbau bereits 1986, erzählt er. Sein Onkel, der in der Nähe von Aachen wohnt, habe ihm 1986 zwei Kiwipflanzen mitgebracht. Eine männliche und eine weibliche Pflanze. „Nur die weibliche Pflanze trägt Früchte“, beschreibt er. An der Hauswand habe er die beiden Pflanzen in den Boden gesetzt. Dann habe es sechs bis sieben Jahre gedauert, bis sich die ersten Blüten zeigten. Alsbald begann die Kiwi in größerem Ausmaß Früchte auszubilden.

Seitdem versorgt sich Familie Morbach mit Südfrüchten weitgehend selbst. Mit Fachleuten, schildert Helmut Morbach, habe er auf der Internationalen Gartenschau in Berlin das Thema besprechen wollen. Die hätten allerdings alle abgewinkt, beschreibt er seine Begegnung. „Die Fachleute glaubten mir nicht“, erzählt er. „Ich hatte sogar Fotos dabei, auf denen die dicht hängenden Kiwis an der Pflanze zu sehen sind. Die haben zu mir gesagt, das sage gar nichts, das kann mit dem Computer gemacht worden sein“, beschreibt er seine Erfahrung. Ein anderer Fachmann habe ihm gesagt, er solle die Fotos einstecken. Kiwis in Deutschland könnten nicht angebaut werden, weil es hierfür viel zu kalt sei, sagt er. Eine ganze Reihe von Verwandten und Bekannten bauten die grünen und süßen Früchte ebenso an. Allerdings habe keiner eine so große Ernte eingefahren wie er, so Morbach.

„Die ernten mal eine Hand voll oder etwas mehr.“ Den gärtnerischen Erfolg sieht Morbach vor allem in der Lage der Pflanzen begründet. Direkt an der Hauswand wachsen sie aus dem Boden. „Südseite“, sagte er. Davor schützt der Garagenbau die Pflanzen vor kalter Witterung. Frost hätten die Kiwis in den vergangenen Jahren trotz kalter Witterung ganz selten gehabt. Die Nachzucht der ergiebigen Sorte habe er ebenfalls schon versucht, schildert er. Aus den kleinen schwarzen Samen habe er Pflanzen gezogen. „Doch man weiß einfach nicht, welche Pflanze männlich und welche weiblich ist“, beschreibt er das Problem. Ohne diese Information sei ein Anbau aber sinnlos. Schließlich würde der Gärtner erst nach einigen Jahren sehen, welches Geschlecht die Pflanze besitzt. Er habe die kleinen Pflanzen dann wieder weggeworfen, erzählt er weiter.

Für einen Bekannten habe er ein anderes Verfahren angewandt. Pflanzen lassen sich nicht nur über die Samen, sondern auch über Senker vermehren. Dabei wird ein Pflanzenteil abgeschnitten und in die Erde gesetzt. Mit etwas Glück treibt der Stängel aus und wird eine eigenständige Pflanze. So habe er jeweils eine männliche und eine weibliche Pflanze gezogen. Die Erträge seien aber weit unter den Mutterpflanzen geblieben.

Die geschützte Lage sei offenkundig für den Erfolg verantwortlich, ist Morbach überzeugt. Die Kiwipflanzen an seinem Haus fühlen sich nicht nur wohl, sie wachsen auch weiter. Das Rohrgestänge zwischen dem Haus und der Garage will er ausbauen, kündigt Morbach an. Dann hätten die Pflanzen noch mehr Möglichkeiten, den Hof zu überspannen. Im Sommer hängen die grünen Früchte dann auch schon mal über dem Hoftor und werden von den Nachbarn bewundert.