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Zerbst Kirchruine mit neuen Verzierungen

Die Kirchenruine St. Nicolai wird gesichert und neu verziert. Erfolge für den Gemeindekirchenrat, doch ein Umstand stimmt traurig.

Von Arlette Krickau 28.03.2018, 01:01

Zerbst l „Das ist ein sehr schwieriger Auftrag“, sagt Volker Wotzlaw. Ihm gehören die Dessauer Steinmetzwerkstätten – der Betrieb, der die Arbeiten am Nordportal der St. Nicolai Kirche erhalten hat. Besonderer Knackpunkt bei der Sicherungsmaßnahme: Ein Mittelstück fehlt am linken Torbogen, das komplett ersetzt werden soll. Ein sehr schmuckreiches und verziertes Stück, ohne das aber das dekorative Tor bald keinen Halt mehr hat. „Das Stück wimmelt nur so vor gotischen Zierformen. Kreuzblume und Krabbe greifen hier ineinander, das ist sehr schwierig zu machen“, sagt Wotzlaw.

Aber nur weil es schwierig ist, ist es kein Problem. „Das ist eine Herausforderung für einen Steinmetz, und wann kann man schon einmal so einen Kirchenschmuck machen?“, sagt er enthusiastisch. Schließlich seien die anderen Kirchen in Anhalt nicht so reich verziert, sondern eher nüchterner gestaltet. „Und dann reden wir auch von der größten Kirche Anhalts“, sagt der Dessauer Steinmetz. Man ist also mit Begeisterung bei der Sache und habe das Stück auch schon zu dreiviertel fertig. „Jetzt müssen Details noch mit dem Denkmalamt abgestimmt werden und dann ist es fertig“, sagt Wotzlaw.

Das ist auch nötig, denn die Sicherungsmaßnahme am Tor muss Ende April fertig sein. Diese Frist kommt aufgrund der Fördergelder zustande, die in dem rund 32.000 Euro teuren Projekt stecken. Lotto Toto, Volksbank, Sparkasse, die Stadt Zerbst, viele private Bürger und das Schraubenwerk in Zerbst haben hier das Geld zusammengetragen, was jetzt umgesetzt werden soll.

Das Sicherungsprojekt ist schon zwei Jahre alt. So lange hat es gedauert, den Weg zur Umsetzung - nicht nur finanziell - zu ebnen, sagen Walter Tharan und Claus-Jürgen Dietrich, beide Vorstand des Fördervereins St. Nicolai.

Die Maßnahme hätte auch schon längst begonnen, wenn das Wetter nicht dazwischengegrätscht hätte. Doch wenn der Frost endgültig aus dem Boden raus ist, soll es jetzt die Tage losgehen. „Zuerst soll die Fundamentierung an beiden Seiten angegangen werden“, sagt Taran. Dann seien die statische Sicherung und die Ergänzungen an der Reihe. „Das Hängemaßwerk werden wir nicht wieder ergänzen“, stellt Tharan fest. Gemeint ist eine in die Toröffnung hineinragende Verzierung, ebenfalls aus Stein, die damals typisch für die Zeit war. Diese ist gänzlich zerstört.

Es geht also voran an St. Nicolai. Gut so, denn ab Karfreitag 2018 ist die Kirchenruine auch wieder zu besichtigen. Dann wird die Kirche wieder jeden Tag von etwa 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet sein zur Besichtigung.

Eine Baustelle gibt es jedoch noch: Die Glocken von St. Nicolai. Von den insgesamt fünf Glocken waren vor wenigen Jahren zwei verstummt. Eine davon, die größte, älteste und bedeutendste Glocke, die Gloriosa, gegossen 1378, in Anhalt. Mittlerweile konnte im Dezember 2017 eine kleinere Glocke wieder instand gesetzt werden, „Gloriosa“ ist aber nach wie vor stumm.