1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Wo soll es denn nun lang gehen?

Schlossgarten Wo soll es denn nun lang gehen?

Der Westflügelweg im Schlossgarten soll neu angelegt, sprich versetzt werden. Das Thema ist nicht neu. Einig war man sich lange nicht.

Von Thomas Kirchner 10.12.2019, 12:42

Zerbst l Mit den guten Vorsätzen ist das so eine Sache. Ist man kurz vor dem Jahreswechsel noch hoch motiviert, jetzt das eine oder andere im Leben zu verändern, ist der positive Tatendrang – beispielsweise mehr Sport zu treiben oder dem Glimmstengel endgültig zu entsagen – schon wenige Minuten nach Mitternacht verpufft wie die Silvesterböller. So ähnlich ging es auch den Mitgliedern des Schlossausschusses kürzlich bei ihrer ersten Sitzung in der neuen Legislaturperiode.

Vorgestellt wurde der Bau und die Gestaltung des Westflügelweges und seines näheren Umfeldes im Zerbster Schlossgarten. Der Umbau soll im kommenden Jahr in Angriff genommen werden, denn es stehen bereits genehmigte Fördermittel zur Verfügung. Das Thema ist nicht neu und der Knackpunkt, der immer wieder Disput auslöst – der Verlauf des Weges – auch nicht.

2011/2012 stand der Denkmalrahmenplan für den Zerbster Schlossgarten inklusive des Westflügelweges schon einmal auf der Tagesordnung. „Da der Denkmalrahmenplan für den Schlossgarten allerdings umstritten ist, haben wir uns später darauf geeinigt, jede gestalterische Maßnahme, die im Schlossgarten umgesetzt werden soll, einzeln vor Beginn der Arbeiten in den entsprechenden Ausschüssen noch einmal zu beraten und zu prüfen“, erläutert Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) auf Nachfrage.

Zurück zum Westflügelweg: Der von den Verantwortlichen in Zerbst favorisierte Verlauf des Westflügelweges stieß schon damals bei der Denkmalbehörde auf wenig Gegenliebe und wurde abgelehnt, weil dieser nicht dem historischen Vorbild entsprochen hat. So folgte das Landschaftsarchitekturbüro Merz aus Dessau nun bei der neuerlichen Präsentation den Vorgaben des Denkmalschutzes.

Noch bevor Uwe Merz mit seinen Ausführungen begann, betonte die Ausschussvorsitzende Silke Hövelmann (SPD), dass man an dem jetzt vorzustellenden Verlauf des Weges nicht mehr rütteln wolle, da eine andere Variante wohl kaum vom Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie genehmigungsfähig sei. Und da sind wir wieder bei den Vorsätzen, denn nur wenige Minuten später war eben genau diese Diskussion über den Verlauf des Weges erneut in vollem Gange. Grund dafür: das Geld.

Ist man ursprünglich von Kosten in Höhe von 157.000 Euro ausgegangen, würde der geplante Umbau jetzt mit rund 227.000 Euro zu Buche schlagen, also rund 70.000 Euro mehr. „Die Differenz müsste also aus Haushaltsmitteln der Stadt frei gemacht werden“, gab Bürgermeister Andreas Dittmann zu bedenken und machte deutlich, dass dies wohl mehr als nur schwierig werden würde. Für den Bau des Westflügelweges stehen im kommenden Jahr 105.000 Euro Fördermittel aus dem Stadtumbau Ost zur Verfügung.

Nach einer lebhaften Diskussion hat man sich darauf geeinigt, erneut mit der Denkmalbehörde ins Gespräch kommen zu wollen, um auszuloten, ob es Möglichkeiten eines Kompromisses zum Wegverlauf gibt. Die Verwaltung soll indes prüfen, ob eventuell weitere Fördermittel zur Verfügung stehen und beantragt werden können, die beispielsweise von anderen Kommunen nicht abgerufen worden sind.

Im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss, wo der Westflügelweg nur einen Tag später ebenfalls beraten werden sollte, wurde das Thema wegen der neuen Entwicklungen kurzerhand von der Tagesordnung genommen.

Der Westflügelweg verläuft derzeit vom Katharina-Weg von der Schlossfreiheit kommend nach rechts einige Meter vor der Böschung entlang auf den Eingang der Stadthalle und den Faschweg zu. Geplant ist, einen Teil der Böschung abzutragen und den Westflügelweg einige Meter nach rechts an die Böschung heran zu verlegen (Grafik). An den neu angelegten Westflügelweg sollen wieder Bäume gepflanzt werden und es werden Nischen mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen und Ausruhen entstehen.

Schon 2011 und 2012 hat es kontroverse Diskussionen um den Verlauf des Westflügelweges gegeben. Die einen sprachen sich für die Beibehaltung einer steilen Böschung aus, allerdings sollte der Weg direkt auf das Katharina-Denkmal zulaufen und damit von der historisch belegten Trassierung aus dem Jahr 1826 abweichen. Andere – auch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit Sitz in Halle – favorisierten damals einen Westflügelweg mit historisch belegtem Verlauf.