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Schlüsselgeschichten Mit dem Schlüssel Kirchenwelten eröffnen

Pfarrer Albrecht Lindemann gewährt mit seinen Schlüsseln den Zutritt zu Kirchen in Zerbst. Sie ermöglichen interessante Einblicke

Von Daniela Apel 10.02.2021, 05:00

Zerbst l In jedem Schlüsselbund verbergen sich Geschichten – einige haben wir zusammengetragen und wollen sie Ihnen, liebe Leser, in loser Reihenfolge erzählen. Den Anfang macht heute Pfarrer Albrecht Lindemann, der sein Auto gern schmunzelnd als Damenhandtasche bezeichnet. Denn in der Fahrzeugtür befinden sich mehrere verschiedene Schlüssel. Sie gewähren ihm Zutritt zu jenen Gotteshäusern in seiner Zuständigkeit, denen er wegen aktuell laufender Baumaßnahmen öfter einen Besuch abstattet.

Für das Gespräch mit der Volksstimme hat sich Albrecht Lindemann indes den Schlüsselbund für die Zerbster Bartholomäikirche ausgesucht. Vier wahrlich eindrucksvolle Bartschlüssel hängen daran – alles Unikate, die von altem Handwerk und von Kastenschlössern zeugen, die inzwischen immer seltener werden, und den Pfarrer ins Schwärmen geraten lassen. Er erzählt vom Eichholzer Thomas Kuhrt, der es noch beherrscht, solche wunderbaren Schlüssel nachzubauen.

„Der größte ist fürs Südportal“, verrät Albrecht Lindemann. Er steckt den 15,5 Zentimeter langen Schlüssel ins Schloss, dreht und die dunkle Holztür öffnet sich. „Von morgens Früh bis Sonnenuntergang ist sie auf“, sagt er und lässt den Blick durch den Vorraum von Sankt Bartholomäi schweifen, in dem sich mittelalterliche Wandmalereien finden und der zugleich den Blick ins offene Kirchenschiff ermöglicht.

Mit dem unscheinbaren Generalschlüssel am Bund gelangt der Pfarrer im Gegensatz zu spontanen Besuchern weiter hinein ins Gotteshaus. „Der ist für die Glas- und Zwischentüren, fürs Treppenhaus und so weiter“, listet er auf. Der kleinste der Bartschlüssel wiederum verschafft Einlass zur Sakristei, in der sich noch die Fürstensärge befinden, die eines Tages ins Schloss zurückkehren sollen. Deutlich weniger ins Auge fällt der winzige, deutlich modernere Schlüssel, mit dem sich eine der Sakramentsnischen im Altarraum öffnen lässt.

Albrecht Lindemann mag wie gesagt lieber die älteren Modelle, die man nicht mal eben so einfach einsteckt. Ganz besonders gefällt ihm allerdings der Gedanke einer aufgeschlossenen Kirche und das in jeder Hinsicht, die sich da hinein interpretieren lässt.