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Schule Beginnt der Unterricht zu früh?

Der Unterricht an Zerbster Schulen startet zwischen 7 und 8 Uhr. Das ist vielen Schülern zu früh. Gibt es eine Alternative?

Von Paul Schulz 01.10.2019, 01:01

Zerbst l Ein Läuten ertönt, die Gespräche ebben ab, die erste Unterrichtsstunde beginnt. Für Schüler in Zerbst startet die erste Stunde zwischen 7 und 8 Uhr. Einer repräsentativen Umfrage des Kinderkanals zufolge ist das vielen Schülern zu früh. Dabei wurden 1300 Erst- bis Sechstklässler gefragt, zu wann sie sich den Unterrichtsbeginn wünschen würden. Das Ergebnis: 98 Prozent der Kinder sprechen sich für einen Schulbeginn zwischen 8.30 und 8.50 Uhr aus, also später, als in den meisten Schulen üblich.

Der Wunsch der Schüler deckt sich übrigens mit Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Sie setzt sich für einen späteren Schulstart ein, da schon eine halbe Stunde weniger Schlaf die Leistungsfähigkeit in der Schule um 30 Prozent reduzieren könne.

An der Ciervisti-Schule in Zerbst beginnt der Unterricht um 7.40 Uhr, wie Schulleiterin Kirsten von Mandel mitteilt. Sie persönlich hätte nichts gegen einen späteren Schulstart, weist aber auch auf Komplikationen hin. „Der Schülertransport muss sichergestellt werden. Unsere Unterrichtszeiten richten sich nämlich in erster Linie nach dem Busunternehmen. Außerdem muss man bedenken, dass ein späterer Schulbeginn bedeutet, dass sich der Schultag nach hinten hin verlängert“, sagt Kirsten von Mandel.

Genauso sieht es auch Veronika Schimmel. Sie ist die Schulleiterin des Zerbster Gymnasiums, wo der Unterricht um 7.50 Uhr beginnt. „Später anfangen heißt auch, dass sich der Schultag nach hinten verlängert. Und ob Schüler dann am späten Nachmittag besser aufnahmefähig sind, ist auch fraglich“, sagt Schimmel. Zudem hat auch die Schulleiterin des Francisceums Bedenken hinsichtlich der Schülerbeförderung. „Das ist logistisch nicht so einfach zu ändern. Wir haben Schüler aus rund 40 Orten – das mit dem Busunternehmen neu zu planen, dürfte kompliziert werden.“

Zuständig für die Schülerbeförderung sind die Vetter Verkehrsbetriebe. Dass sich die Fahrpläne nicht ad hoc ändern lassen, bestätigt Fabian Watzke, Pressesprecher des Unternehmens. Möglich sei es aber schon. So teilt Watzke mit: „Wenn alle Schulen identisch verschieben, wäre das kein Problem.“ Dazu müssten sich aber die Schulen der Einheitsgemeinde miteinander abstimmen, da sie in einem Fahrplankonzept zusammenhängen. Will also nur eine Schule die Unterrichtszeiten verändern, so lässt sich dies kaum umsetzen.

Der Unterrichtsbeginn der Grundschüler in Zerbst ähnelt dem der älteren Schüler. In der Grundschule „An der Stadtmauer“ geht es beispielsweise um 7.45 Uhr los. Schulleiterin Manuela Aretz hält einen späteren Unterrichtsbeginn – zumindest bei Grundschülern – nicht für sinnvoll. „In den ersten zwei Stunden sind die Schüler am fittesten und aufnahmefähigsten. Würde sich der Schulschluss hinauszögern, dann habe ich nachmittags Schüler, die sich nicht mehr konzentrieren können“, meint Manuela Aretz.

Am frühesten starten übrigens die Kinder im Zerbster Umland. In Lindau beginnt der Unterricht um 7.20 Uhr, in Steutz um 7.15 Uhr und in Dobritz bereits um 7 Uhr. Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) zeigt sich indes offen für einen späteren Schulbeginn: „Wenn alle Beteiligten einen späteren Start wünschen und die Rahmenbedingungen passen, sollte dem nichts im Weg stehen.“