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Schule Dem Mittelalter auf der Spur

Um das Mittelalter dreht sich alles in der Werkstattwoche der Evangelischen Bartholomäischule in Zerbst.

Von Petra Wiese 29.03.2017, 06:00

Walternienburg l „Ist das cool hier“, sind die Mädchen und Jungen begeistert, als sie die steile Holztreppe im dunklen Turm der Walternienburger Burg emporsteigen. Dicke Feldsteinmauern umgeben sie, bis sie auf die erste Ebene gelangen, wo sie auf Walter II., den Herrn von Arnstein, treffen. Der ist nur noch ein Gerippe mit Zylinder auf dem Kopf. Auf ihn sei der Name Walternienburg zurückzuführen, erklärte Klaus-Dieter Kunze, der Vorsitzende vom Walternienburger Heimatverein den Kindern. Und noch viel mehr konnte er ihnen zur Geschichte Walternienburgs und der mittelalterlichen Burg erzählen, bevor es für die Gruppe weiterging.

Auf der nächsten Ebene erwartete Heinz Reifarth die Mädchen und Jungen und führte sie in den Raum mit der großen Tafel. Er verwies auf die Gefäße auf dem Tisch, die unsere Vorfahren vor rund 5000 Jahren als Grabbeigaben angefertigt hatten.

Auch die Zwillingstasse zeigte er den Grundschülern. Aus den zwei miteinander verbundenen Tassen konnte getrunken werden ohne Angst vor einer Vergiftung, denn der Inhalt vermischte sich. Die Originalgefäße der Walternienburger Kultur sind im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ausgestellt, empfahl er den Schülern einen Besuch dort.

Im Nebenraum öffnete Ortsbürgermeister Reifarth dann den alten Kleiderschrank und präsentierte Kleidung, die zu früheren Zeiten getragen wurde. Waren die Sachen irgendwann zu kurz, wurde einfach eine Verlängerung angenäht ...

Noch weiter hinauf führte die Treppe bis in die Turmspitze. Dort stand Karsta Bringezu, die als 1-Euro-Jobberin auf der Burg tätig ist, bereit, um den Kindern die Ausblicke über die Elbwiesen aus 30 Metern Höhe zu erläutern.

Aus den Fenstern unter der Turmspitze winkten und riefen die Kinder ihren Schulkameraden zu, die sich auf dem Gelände im Innenhof der Burganlage tummelten.

Dort herrschte bei herrlichem Sonnenschein am Montagvormittag ein emsiges Treiben. Da probierten sich einige im Stelzenlauf aus, um festzustellen, dass das gar nicht so einfach ist. Mit Wikingerschach vertrieben sich die nächsten die Zeit. Auch ein Arbeitsblatt galt es zu bearbeiten.

Anstehen war beim Ringreiten angesagt. Immer zwei Kinder bildeten Pferd und Reiter. Mit der Lanze in der Hand ging es im Slalom zum ersten Hindernis, weiter, um einen Ring aufzunehmen, bis hin zum Zielwerfen. Was mussten die Ritter damals für Spaß gehabt haben!

In gemischten Gruppen waren die Kinder unterwegs, um alle Stationen zu durchlaufen. Andrang herrschte immer beim Bogenschießen. Hier standen sechs Mitglieder vom Walternienburger Burgschützenverein Milvus zur Verfügung, um die Schüler einzuweisen. „Wenn es um Kinder geht, sind wir immer dabei“, so der Milvus-Vorsitzende Heiko Block. Den Bogen richtig halten, Pfeil anlegen und die große Zielscheibe treffen ...

Gern unterstützten auch Klaus-Dieter Kunze, Karsta Bringezu, sowie Heinz und Erika Reifarth vom Heimatverein den Projekttag auf der Burg. Angefragt hatte der pädagogische Mitarbeiter der Bartholomäischule Holger Bressel, der in Walternienburg zu Hause ist. Er hatte die Idee für die Ritterspiele auf der Burg eingebracht. Das Ambiente bietet sich dafür einfach an.

Das Mittelalter beschäftigt die Zerbster Bartholomäischüler die ganze Woche. Ins 500. Jubiläumsjahr der Reformation passe das Mittelalter gut rein, erklärte Schulleiterin Friederike Grötzsch die Themenwahl der Werkstattwoche. Im vergangenen Jahr waren Martin Luther und Lucas Cranach an der Reihe. „Wir bleiben in der Zeit“, so die Schulleiterin.