1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Ein Abschied nach elf Jahren

Schule Ein Abschied nach elf Jahren

Es sind nur noch wenige Tage im Dienst für die Leiterin der Walternienburger Grundschule Sigrid Kratky.

Von Petra Wiese 21.06.2019, 01:01

Walternienburg l Die erste offizielle Verabschiedung gab es bereits für Sigrid Kratky. Der letzte Schultag wird wohl noch einmal im Zeichen des Abschieds stehen. Elf Jahre leitete sie die Walternienburger Grundschule. Sie trat damals die Nachfolge von Heinz Rei-farth an. Das hatte sich so ergeben. Zunächst hatte sie die Aufgabe als Abordnung übernommen. Dann sollte sie entscheiden, ob sie weiter machen will oder nicht. Die Loburgerin entschied sich zu bleiben und sich noch einmal der Prüfung zur Befähigung der Leitung einer Schule zu unterziehen.

Die Entscheidung war einfach: „Ich wurde sehr kollegial und freundlich an der Schule aufgenommen. Ich erhielt sehr viel Unterstützung von der Gemeinde, vom Heimatverein. Die Gemeinschaft hat mir gefallen und die Schule selbst als kleine Grundschule.“

Am Institut für Lehrerbildung in Staßfurt studierte Kratky. Ihre erste Schule war in Zeppernick. Nach deren Schließung ging es nach Loburg an eine der beiden zehnklassigen Oberschulen. Bis zur Wende und der Schulschließung unterrichtete sie dort in den unteren Klassen. Sie bewarb sich als Schulleiterin, als die Gemeinde Zeppernick wieder eine Grundschule eröffnete. Die war in Dalchau. Dem Geburtenknick fiel auch diese Schule zum Opfer. Für Sigrid Kratky ging es an die Loburger Grundschule, die letzte Station vor Walternienburg.

Für Sigrid Kratky waren es unter Heinz Reifarth gewachsene Traditionen, die sie übernahm, auf den Ort und die Schule zugeschnitten. Doch auch ihre Ideen sind inzwischen zu Traditionen geworden, wie der Flohmarkt, den sie ins Leben rief. Der ist zu einem Schulfest geworden, bei dem eigentlich alle bis hin zu den Eltern eingebunden sind. „Ich bin sehr stolz auf die Gemeinschaft“, sagt Kratky.

Den Titel „Umweltschule“ trug die Schule unter Sigrid Kratky bis zum zehnten Mal. Dass das Projekt aus Personalmangel eingestellt werden musste, bedauert sie. Die Personalfrage wurde zuletzt immer brenzliger an der kleinen Schule. Aus einem personell gut aufgestellten Kollektiv am Anfang ihrer Schulleitertätigkeit sind nur noch wenige geblieben. Nicht genug, um in diesem Schuljahr alle Stunden abzudecken. Als Schulleiterin war Sigrid Kratky zuletzt auch Klassenleiterin und führt jetzt die Vierte zum Abschluss.

„Im Moment hat sich die Lage entspannt“, kann die scheidende Schulleiterin sagen. Es gibt in Walternienburg jetzt einen Seiteneinsteiger für Sport, Mathe und HSU. Ab Juli kommt eine neue pM. Und auch die neue Schulleiterin Birka Heinsdorf ist schon mit an Bord. Zum Glück hatte Sigrid Kratky im Vorfeld signalisiert, dass sie nicht mit ihrem 65. Geburtstag ausscheiden wird, sondern das Schuljahr zu Ende bringen will, mit ordentlicher Übergabe und Einarbeitung ihrer Nachfolgerin.

Sie übernimmt eine Schule, wo in den vergangenen Jahren einige Sanierungsarbeiten stattgefunden haben. Der Spielplatz wurde erneuert, und es gibt die Whiteboardtafel. An der Konzepterarbeitung war auch Sigrid Kratky als Schulleiterin beteiligt. „Noch ist es nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt sie zur Nutzung der modernen Technik. Aber sie ist optimistisch, dass die Tafel künftig richtig genutzt werden kann, wenn sowohl alle technischen Voraussetzungen stimmen, als auch die Lehrer sich darauf einlassen.

Sigrid Kratky war Lehrerin aus Leidenschaft. „Ich hätte nie was anderes werden wollen“, sagt sie. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge geht sie in den Ruhestand. „Es wird mir was fehlen“, weiß sie jetzt schon, „die Kollegen, die Kinder.“ Aber irgendwann ist es eben mal an der Zeit, aufzuhören. Sie habe schon gemerkt, dass es immer anstrengender wurde, den Anforderungen gerecht zu werden. Wenn man jünger ist, fällt vieles leichter. „Ich war viel an der Schule und gerne“ – auch nach Schulschluss gab es immer etwas zu tun. Oft half ihr Mann und unterstützte sie.

Ein ganz anderer Tagesablauf muss sich nun finden. „Darauf freue ich mich“, sagt sie, „mal das machen, wozu ich zuletzt einfach nicht gekommen bin, mal faul sein, mal lesen, basteln.“ Weit weg zieht es Sigrid Kratky nicht, sie brauche den Kirchturm im Dorf. „Ich komme sicherlich öfter mal nach Walternienburg“, kündigte sie an. Ihre Nachfolgerin kann mit ihrer Unterstützung rechnen.

Die schulfachliche Referentin Elke Meyer vom Landesschulamt vergab nur Bestnoten als Abschlusszeugnis für Sigrid Kratky. Sie dankte im Kreise der Zerbster Schulleiter für die geleistete Arbeit und das Engagement. Diese schlossen sich mit einem Geschenk an für die Kollegin, die sie „kennen und schätzen gelernt haben“, wie Manuela Ahretz sagte. Auch Heinz Reifarth fand anerkennende Wort für das, was Sigrid Kratky an der Schule geleistet hat. Die Zusammenarbeit sei sehr gut gewesen. Die Ortschaft habe möglich gemacht, was ging. Elke Meyer nutzte den Rahmen, um mit Verlesen der Urkunde Birka Heinsdorf zum 1. August als neue Schulleiterin in Walternienburg zu bestellen.