1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Mit Trommeln und Tanz zur Toleranz

Schule Mit Trommeln und Tanz zur Toleranz

Die Schüler der Ciervisti-Sekundarschule in Zerbst beschäftigen sich einen Tag lang mit den Themen Fairness, Toleranz und Respekt.

Von Paul Schulz 03.04.2019, 08:00

Zerbst l Wenn Breakdance-Weltmeister Nico Hilger, Wing-Tsun-Trainer Oliver Hofmann und Constanze Bönigk von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt in die Ciervisti-Schule nach Zerbst kommen, dann kann es sich wohl nur um einen Projekttag handeln. Und so ist es auch. Unter dem Motto „Fair, fit und kreativ für Respekt und Toleranz“ findet ein Tag mit zahlreichen Workshops in der Zerbster Sekundarschule statt – gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie Leben!“. Die Schulsozialarbeiter des Albert-Schweitzer-Familienwerks Sachsen-Anhalt Stephanie Daul und Norbert Krampitz haben das Projekt organisiert.

Inhaltlich liegt der Fokus auf den Themen Fairness und Toleranz – transportiert über spannende Mitmachangebote für die Schüler. Zum Beispiel beim Tanzprojekt mit Hip-Hop-Tänzer Nico Hilger. Hier studieren die Kinder einerseits coole Tanzmoves, aber Hilger versteht es auch gut, wichtige Themen anzusprechen. „Wofür wollt ihr tanzen? Was ist euch wichtig?“, fragt Hilger die Fünftklässler. Die Antworten reichen von Umweltschutz bis Weltfrieden. Da setzt Hilger an: „Wir reden über Umweltschutz, aber setzen diesen nicht im eigenen Klassenraum um. Wir sprechen über Frieden auf der Welt, aber vertragen uns nicht einmal innerhalb der Klasse. Wenn wir die Welt besser machen möchten, dann müssen wir bei uns selbst anfangen. Jeder für sich“, appelliert Hilger. Dann dreht er die Boxen auf, spornt die Schüler an für das zu tanzen, was ihnen wichtig ist, und tanzt mit ihnen.

Kein Hip Hop, aber dafür afrikanische Trommel-Rhythmen sorgen ebenfalls für Spaß bei den Kindern. Zusammen mit Thomas Manhique vom Tuanano Klub Afrika aus Magdeburg trommeln die Schüler gemeinsam für Respekt und Toleranz.

Ein anderes Thema vermittelt Oliver Hofmann in der Sporthalle mit der asiatischen Kampfkunst Wing Tsun. „In dem Workshop geht es um Selbstbehauptung und um Gewaltprävention“, erklärt Hofmann. Er ist mit gepolsterten Handschuhen ausgestattet, gegen die die Schüler boxen. Jeder Schlag wir von einem Wort begleitet. Eine Dreier-Schlagkombination wird von dem Ausruf „Lass mich los!“ begleitet. Abwechselnd schlagen die Schüler gegen Hofmanns Handschuhe und trainieren so, sich selbst zu behaupten. Gleich nebenan verschaffen Heiko Gehrmann und Holger Morbach von der Karateschule Zerbst den Schülern den Einblick in eine weitere asiatische Kampfkunst.

Neben Selbstbehauptung und Toleranz spielt aber auch das Thema Fairness eine zentrale Rolle beim Projekttag. Zum Beispiel beim Workshop „Schokologie“ der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Dabei geht es vor allem um den fairen Handel von Schokolade. Auf kreative und spielerische Weise setzt Constanze Bönigk von der Beratungsstelle Dessau mit den Schülern mit dem Thema auseinander.

Der Hintergrund ist der, dass viele Schüler gar nicht wissen, dass Produkte wie Bananen, Tee oder eben Schokolade in Ländern wie Brasilien, Mexiko, Bolivien oder Ghana unter zum Teil widrigen Umständen von den dort lebenden Menschen hergestellt werden. Oftmals können diese vom Verkauf der Produkte kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten. Fair gehandelte Waren versuchen diesen Missstand zu beheben, so die Botschaft des Schokolade-Workshops. Das Beispiel der Schokolade ist dabei bewusst gewählt, da es an der Erlebniswelt der Schüler anknüpft und somit attraktiv für sie ist. So testen die Kinder ihr Wissen bei einem Quiz, informieren sich über die Preise von Kakao, lernen die Anbauländer kennen und planen, wie sie den fairen Handel unterstützen können. Und so ganz nebenbei wird auch noch Schokolade verkostet.

Der Projekttag erstreckt sich übrigens über die Räumlichkeiten der Ciervisti-Schule hinaus. So sind zwei Klassen der Klassenstufe 7 auf den Spuren des Judentums und des Christentums unterwegs. In Kooperation mit dem Museum Zerbst und dem Förderverein St. Nicolai suchen die Schüler die Stolpersteine auf, die an die während des Nationalsozialismus ermordeten Juden erinnern, und lernen jüdische Bräuche und Speisen kennen. Darüber hinaus stehen auch eine Besichtigung der Trinitatis- und der Nicolaikirche auf dem Plan.

Alles in allem dürfte der Projekttag den Schülern gut gefallen. Er ist abwechslungsreich gestaltet und vermittelt diese wichtigen Themen auf anschauliche und auch spannende Weise.