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Schulen Nicht alle Schulen gut versorgt

Im Zerbster Umland fällt die Unterrichtsversorgung unterschiedlich aus.

Von Thomas Höfs 18.02.2019, 00:01

Zerbst l Die Versorgung der Schulen mit ausreichen Lehrern ist in diesen Tagen eine Herausforderung. Das Thema ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Denn in den Schulen findet ein Wandel statt. Viele ältere Lehrer verabschieden sich in den Ruhestand und müssen ersetzt werden. Vor allem in den dünner besiedelten Landstrichen stellt dies eine besondere Herausforderung für die Schulbehörden dar. Denn junge Lehrer wollen in der Regel in die Ballungsgebiete, die sie während ihres Studiums schätzen und lieben gelernt haben. Das beschauliche Landleben mit weiten Wegen und wenig Infrastruktur ist meist bei den jungen Lehrern weniger nachgefragt. Das spürt auch das Kultusministerium inzwischen bei der Suche nach neuen Lehrern für Schulen im ländlichen Raum.

So sucht das Haus für die Grundschule in Walternienburg bereits seit Monaten nach einer weiteren Lehrkraft. Bislang erfolglos. Die Grundschule kommt seit dem Herbst mit nur noch drei Lehrern für vier Klassen aus. Um den Ausfall überschaubar zu halten, decken die anderen Lehrer die anfallenden Stunden für die Klasse ohne Klassenlehrer mit ab. Dennoch fallen hier auch jede Menge Stunden aus, da längst nicht alle Stunden vertreten werden können.

Doch wie ist der Versorgungsrad mit Lehrern an den Grundschulen des Zerbster Umlandes an den Standorten in Steutz, Dobritz, Lindau und Walternienburg? In den Grundschulen in Dobritz und Steutz ist die Lehrerversorgung nach Auskunft des Kultusministeriums am besten. Hier beträgt sie knapp über 100 Prozent. Die anderen beiden Grundschulen sind hier schlechter versorgt. Für die Lindauer Grundschule An der Burg meldet das Ministerium eine Versorgung von 92 Prozent im abgelaufenen ersten Schulhalbjahr. Noch schlechter ist die Versorgung in Walternienburg. Hier beträgt der Versorgungsrad noch 71 Prozent. Das spiegelt sich in den Ausfall- und Vertretungsstunden in den einzelnen Grundschulen wider.

Dass Stunden ausfallen oder vertreten werden müssen, kommt immer mal wieder vor, wenn Lehrer durch Krankheit ausfallen. Gerade im der kalten Jahreszeit, wenn die Grippewelle sich durch das Land bewegt, ist dies nicht unüblich. Zur Belastungsprobe wird ein Krankheitsausfall aber in den Schulen, die schon zu wenig Personal haben. Jeder weitere Ausfall reißt neue Lücken in die Unterrichtsversorgung. Selbst die Grundschule in Lindau, der eine halbe Lehrkraft noch fehlt, konnte das erste Halbjahr gut überbrücken und meldete nur 32 Ausfallstunden. Auf den gleichen Wert kommt die mit Personal am besten versorgte Grundschule in Dobritz.

Erwartungsgemäß fielen in Walternienburg, wo seit dem vergangenen Herbst eine ganze Lehrkraft fehlt, die meisten Stunden aus. Hier gab es aber auch die größte Zahl an Vertretungsstunden. Über 200 Unterrichtsstunden sicherten die Lehrer hier in Vertretungen ab. Das sei die größte Herausforderung im Schulalltag, sagt Schulleiterin Sigrid Kratky. Allerdings musste sie mit 119 Stunden auch die meisten Stunden im Vergleich mit anderen Grundschulen im Zerbster Umland ausfallen lassen.

Immerhin im Mai soll sich die Situation in der Bildungseinrichtung entspannen. Dann sei eine Neueinstellung vorgesehen, heißt es von Jürgen Krampe aus der Pressestelle des Bildungsministeriums. Früher stehe keine neue Lehrkraft zur Verfügung. Ob es sich dabei bereits um die neue Schulleiterin handelt, teilt die Pressestelle nicht mit. Denn zum Schuljahresende endet für Sigrid Kratky der Dienst an der Tafel. Sie freut sich auf die letzten Monate als Schulleiterin.

In vielen Schulen gehen in den kommenden Jahren Lehrer in den Ruhestand. Nur ist dabei nicht immer klar wann. Zumindest für das Landesschulamt, teilt der Pressesprecher weiter mit: „Wir wissen zwar wie alt unsere Lehrkräfte sind, können aber daraus nicht ableiten, wann sie in den Ruhestand gehen. Die normale Spanne dieser individuellen Entscheidung liegt so schon zwischen dem 63. und fast 66. Lebensjahr. Dazu kommt noch die Möglichkeit der Verlängerung der Dienstzeit. Aus all diesen Faktoren ist keine belastbare Aussage abzuleiten“, sagt Jürgen Krampe.

Bewusst ist den Fachleuten im Kultusministerium, dass es in Zukunft immer schwieriger sein wird, Lehrkräfte für den ländlichen Raum zu finden. „Das Land Sachsen-Anhalt startet noch im Februar eine Werbekampagne für den Lehrerberuf. Die derzeitige Herausforderung genügend Grundschullehrer für die Versorgung aller Grundschulen zu finden, beruht auch darauf, dass noch zu wenig zukünftige Grundschullehrer ihr Studium abschließen. Anreize für junge Grundschullehrer in den Flächenregionen des Landes Sachsen-Anhalt ihren Dienst aufzunehmen, kann das Landesschulamt schaffen durch die Zusage von Umzugskostenvergütung und unter bestimmten Voraussetzung durch die Zusagen von Zulagen“, teilt er mit.

Als Ursache wird hier aber nicht der große Gegensatz zwischen Stadt und Land gesehen. „Gleichwohl ist die Infrastruktur des Landes Sachsen-Anhalt überwiegend so gut, dass auch der ländliche Raum für junge Lehrer durchaus attraktiv ist. Hier fehlt nur oft der Mut, aus der Studienstadt aufzubrechen und ein Lebensmittelpunkt in den Regionen zu finden.“