Schwerlasttransporte Sie kamen nachts

Mittwochnacht rollten drei Schwerlasttransporter durch die Nuthestadt. Ihr Ziel war der Energiepark auf dem ehemaligen Militärflugplatz.

Von Arlette Krickau 23.09.2015, 19:55

Zerbst l Einige haben es vielleicht gehört und gesehen. Die allermeisten aber werden es natürlicherweise verschlafen haben. Gestern, drei Uhr – für manche ist das mitten in der Nacht, für andere schon frühester Morgen – donnerten starke Riesen über die Bundesstraße durch Zerbst.

Die Schwerlasttransporter, bepackt mit Windrad-Rotorblättern, waren auf dem Weg zum Energiepark Zerbst. Dort arbeitet die Getec Green Energy seit einigen Jahren an einem Energiepark. Die Biogasanlage und der Photovoltaik-Park sind schon in Betrieb. Der Windenergiepark soll bald fertiggestellt sein. Als eines der letzten Puzzlestücke werden derzeit die Rotorblätter angeliefert.

Insgesamt drei Transporter fuhren durch Zerbst. „Jedes Blatt hat ein Gewicht von zirka zwölf Tonnen. Die Gesamtlänge eines Transporters beläuft sich auf etwa 60 Meter bei einer Rotorblattlänge von 55 Metern“, erklärt Marcel Schöbel, Prokurist der Getec Green Energy die Mega-Ladung.

Vor allem das Rangieren der riesigen Fahrzeuge ist immer wieder eine Kunst für sich. Zum Beispiel im Bereich der Zerbster Stadtmauer war für die Fahrer der Riesen Feinstarbeit gefragt, um die Kurven zu kriegen. „Die Endmontage der Teile wird aktuell vorbereitet und wird kurzfristig starten“, so Schöbel. Ein Windrad misst dann 199 Meter.

Eine besondere Herausforderung sind solche Transporte auch immer für die Polizei. Ab Schora hat gestern die Polizei Anhalt-Bitterfeld die Sicherung und Überwachung übernommen. „Diese Fahrten werden und müssen sehr lange im Voraus geplant werden, da diese Schwertransporte nur mit Sondergenehmigungen, Begleitfahrzeugen und der Polizei möglich sind. Da diese Fahrten über mehrere Hundert Kilometer laufen sind umfangreiche Transportstudien notwendig, die mit bis zu einem halben Jahr Vorlaufzeit erarbeitet werden müssen“, so Schöbel zur vorausgegangenen Planung des Transportes.

Heiko Mosch, Polizeihauptkommissar der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost, erklärt: „Die Polizeibegleitung eines solchen Schwerlasttransportes ist vom Gesetzgeber vorgegeben. In erster Linie müssen die Polizeibeamten den Gegenverkehr warnen. Das geschieht mit einem Funkwagen. Auf Autobahnen genügt in der Regel ein Wagen. Bei Bundesstraßen und durch Orte und Städte werden zwei, manchmal auch drei Funkwagen eingesetzt.“

Das Landesverwaltungsamt als zuständige Behörde setze die Fahrstrecke fest, so der Polizeihauptkommissar, „und davon darf unter keinen Umständen abgewichen werden. Falls es einmal ein Hindernis gibt, muss der Schwerlasttransport warten, bis das Hindernis beseitigt ist.“

Für die Zerbster war das vorerst der letzte Transport dieser Art, der durch die Nuthestadt rollt. „Am Freitagfrüh erwarten wir noch zwei Stahlturmsegmenttransporte mit einer Einzellänge von zirka 35 Metern – im Vergleich zu den Rotorblättern fast unspektakulär“, sagt Marcel Schöbel augenzwinkernd. „Dann kommen ab der 41. Kalenderwoche noch die Maschinenhäuser im Energiepark an“, berichtet er weiter.

Im Windpark Zerbst sollen zehn Windenergieanlagen entstehen. Jede Anlage hat eine Nennleistung von drei Megawatt. Die Investitionskosten liegen bei 52 Millionen Euro. Die Windenergieanlagen erwirtschaften einen Jahresertrag von 80 Millionen Kilowattstunden. Die Inbetriebnahme ist im Oktober geplant.

Seit 2013 erzeugt die Biogasanlage auf dem ehemaligen Flugplatz bereits stündlich 700 Kubikmeter Biogas.

Der Photovoltaik-Park umfasst 108 Hektar Konversionsfläche. Es wurden 196 000 Module aufgestellt. Die Anlage erzeugt in einem Jahr mit etwa 1300 bis 1900 Sonnenstunden etwa 43 Millionen Kilowatt Strom.