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Sicherheit Ankuhnsche Mühle birgt Gefahren

Die Ankuhnsche Mühle in Zerbst entwickelt sich zur Gefahr. Sichert der Eigentümer das Gebäude nicht, greift der Landkreis ein.

Von Thomas Kirchner 09.10.2017, 01:00

Zerbst l Wenn Klaus Pfitzner in seinem Garten werkelt und seine Blicke in Richtung Ankuhnsche Mühle gegenüber wandern, wird ihm Angst und Bange. Die alte Mühle, die erstmals 1213 erwähnt wird, steht seit Jahrzehnten leer und ist in einem jämmerlichen Zustand. Doch zwischenzeitlich geht von ihr eine ernste Gefahr aus. „Schauen sie sich mal das Dach an“, deutet Pfitzner in Richtung Mühle. Lose Dachziegel sind bis zum Dachvorsprung gerutscht, der nur durch ein paar Bretter gesichert ist. Sogar ein altes Dachfenster scheint unbefestigt auf dem Dach zu liegen, eine Birke wächst am Vorsprung.

„Ich möchte mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn die alten Bretter durchgefault sind oder die Wurzeln der Birke die Bretter nach außen drücken“, sagt Klaus Pfitzner. Fußgänger, Radfahrer und Autos sind hier jeden Tag massiv gefährdet. „Von einem Unwetter wie erst im Juni, einem Sturm oder starkem Schneefall ganz zu schweigen“, bringt der Mühlen-Nachbar sein Unverständnis und seinen Ärger zum Ausdruck. Außerdem scheint die Sicherung nicht nur auf dem Dach unzureichend zu sein. „Ich habe schon Kinder in dem Gebäude beobachtet, und das nicht nur einmal“, sagt Klaus Pfitzner.

Das Ordnungsamt der Stadt Zerbst ist für vernachlässigte Immobilien nicht zuständig und verweist an das Bauordnungsamt des Landkreises. „Hinsichtlich des ehemaligen Mühlengebäudes in der Ankuhnschen Straße 13, bei dem es sich im Übrigen um ein Einzeldenkmal handelt, wurden seitens des Landkreises bereits im Jahr 2008 umfangreiche Sicherungsmaßnahmen verfügt“, sagt Marina Jank, Pressesprecherin beim Landkreis Anhalt Bitterfeld.

So sollten unter anderem Gipsplomben an der bereits erheblich gerissenen Giebelwand angebracht, straßenseitige Schornsteine zurückgebaut und die Straßenseite durch die Anbringung eines Auffangtroges und seitlicher Verbretterung gesichert werden. „Im Jahr 2009 wurden diese Maßnahmen durch den Landkreis im Zuge der Ersatzvornahme umgesetzt“, erklärt Jank weiter. Was so viel heißt, dass der Landkreis Firmen beauftragte, die diese Maßnahmen dann kostenpflichtig für den Eigentümer durchgeführt haben.

2016 sei dann eine erneute Anzeige durch die Stadt Zerbst erfolgt, mit der Bitte, den aktuellen Zustand zu überprüfen. „Diesbezüglich erfolgte zunächst eine grundsätzliche Beurteilung des Objektes durch das Sachgebiet Denkmalschutz“, beschreibt die Pressesprecherin die Vorgehensweise. Hiernach sei ein Mitarbeiter mit der bauordnungsrechtlichen Gefahreneinschätzung beauftragt worden. Durch ihn wurde der Zustand des Objektes periodisch in Augenschein genommen, letztmalig Mitte September diesen Jahres. Die abschließende Stellungnahme steht noch aus. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Eigentümerin gegenüber, eine Grundstückssicherung angeordnet wird.

Was so viel heißt, dass ganze Prozedere wie im Jahr 2008 beginnt von Neuem: Der Eigentümer wird aufgefordert, das in Ordnung zu bringen. Er kann dem nachkommen, tut er es jedoch nicht, wird er angehört, warum er der Aufforderung nicht nachkommt. Reagiert der Eigentümer darauf auch nicht, wird er nochmals aufgefordert, die Sicherungsmaßnahmen umzusetzen, mit klarer Fristsetzung und dem Hinweis, dass ansonsten der Landkreis Firmen beauftragt, und das auf seine Kosten. Geschieht dann immer noch nichts, beauftragt der Landkreis die entsprechenden Firmen und lässt die Gefahren beseitigen.

Und die Ankuhnsche Mühle ist kein Einzelfall. Geht man mit offenen Augen durch die Stadt, entdeckt man einige Gebäude, denen ein ähnliches Schicksal droht. Andere Städte gehen inzwischen neue Wege. In Burg wurde 2016 durch die Stadt die Initiative „Altes Haus sucht Zukunft“ ins Leben gerufen. Sie soll verkaufswillige Eigentümer unterstützen. Hier hat sich gezeigt: Unzählige Gespräche wurden mit unterschiedlichen Eigentümern seitens der Behörden geführt. Das Ergebnis, selten sind es nur die wirtschaftlichen Interessen der Eigentümer, wie man vermuten würde, die davon abhalten das jeweilige Haus zu retten. Oft handelt es sich um Erbengemeinschaften, die sich nicht einig werden können oder Eigentümer aus anderen Regionen.

2016, im ersten Jahr der Initiative in Burg, haben insgesamt acht Objekte an der Initiative teilgenommen. Von diesen haben sechs einen neuen Eigentümer gefunden, eines musste allerdings abgerissen werden. Ein riesen Erfolg, finden nicht nur die Macher in Burg. 2017 ging die Initiative in Runde Zwei.

Prinzipiell findet auch der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) solche Initiativen gut, weist aber gleichzeitig auf die Komplexität hin. „Die Erbengemeinschaft der die Villa in der Dessauer Straße neben dem Krankenhaus gehört, besteht aus mehr als ein Dutzend Leuten. Die muss man erstmal unter einen Hut bringen“, nennt Dittmann ein Beispiel. Auch bei der Ankuhnschen Mühle handele es sich seines Wissens um eine größere Erbengemeinschaft. „Um Chancen für den Verkauf solcher Objekte auszuloten, arbeiten wir mit einem Immobilienmakler zusammen. Der nimmt Kontakt auf, und versucht zu überzeugen“, erklärt der Bürgermeister die Vorgehensweise in Zerbst. Immerhin fanden so zwei denkmalgeschützte Häuser in der Mühlenbrücke neue Eigentümer, die nun die Sanierung angehen wollen. Man dürfe die Erfolgserwartungen, die Verkäufe solcher Objekte anzukurbeln, allerdings nicht zu hoch ansetzen. Nur selten handele es sich um Einzelerben, was die Sache etwas leichter machen würde. „Dennoch sind die Erwartungen vieler Grundstücksbesitzer, was den Verkaufserlös betrifft, immer noch sehr hoch“, meint der Zerbster Rathauschef.