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SPD Kluge Entscheidung hinsichtlich der K-Frage

Zum Rücktritt Sigmar Gabriels sprach die Volksstimme mit Zerbsts Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD).

Von Thomas Kirchner 26.01.2017, 06:00

Martin Schulz, bis vor wenigen Tagen EU-Parlamentspräsident, soll Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat der SPD werden. Sind Sie überrascht?

Andreas Dittmann: Ja, trotz allen Beharrens auf die Klärung der K-Frage zum Termin Ende Januar haben wir ja in den letzten Wochen die wildesten Spekulationen gehört und gelesen. Eine Tageszeitung wollte noch vor zehn Tagen wissen, dass Schulz aus dem Rennen sei, da ihm die Unterstützung einiger Landesvorsitzenden fehle. Es schien also alles auf Sigmar Gabriel hinzulaufen, auch wenn beide – er und Schulz – ohnehin in der engeren Wahl waren.

Was halten Sie persönlich von den Personalentscheidungen?

Ich glaube, hier kann durchaus von einer klugen Entscheidung Gabriels gesprochen werden. Dass ein Politiker zur selbstkritischen Reflexion in der Lage war, ist ja leider auch nicht alltäglich. Schon dafür darf man ihm Respekt zollen. Schulz hat innerhalb der SPD einen guten Stand. Ich selbst habe mit den oft jähen Richtungswechseln Gabriels so meine Probleme. Wenn man nicht weiß, wofür jemand steht, wird es schwierig.

Die CDU gibt sich gelassen. Doch viele sagen, wenn jemand aus der SPD eine Chance hat die Wahl gegen Angela Merkel zu gewinnen, dann Martin Schulz. Sehen Sie das auch so?

Schulz ist kein Leichtgewicht, außenpolitisch kann er locker mithalten. Ich halte die Gelassenheit der CDU für zur Schau gestellt, das dürfte aber normal sein. Schulz könnte zumindest die Ausgangsposition der SPD verbessern und damit einen ordentlichen Beitrag für ein besseres Abschneiden der SPD sorgen. Ansonsten steht uns ohnehin eine spannende Bundestagswahl ins Haus. Denn dass das bisherige Parteienspektrum im Parlament so keinen Bestand mehr hat, müsste inzwischen jeder gemerkt haben.

Außenpolitisch hat Martin Schulz ohne Zweifel jede Menge Erfahrung. Doch wie sieht es innenpolitisch aus?

Was er innenpolitisch drauf hat, wird er in den nächsten Monaten unter Beweis stellen. Da er als EU-Parlamentarier nicht im luftleeren Raum gelebt hat, sondern in Deutschland zu Hause ist, sind ihm die vielen Baustellen bekannt. Er wird also aus dem Vollen schöpfen können.

Wird die SPD geschlossen hinter ihrem Kandidaten Martin Schulz stehen?

Davon gehe ich aus, geschlossener als es mit Gabriel der Fall gewesen wäre.

Wenn Sie in die Glaskugel schauen, wird Schulz der SPD in den Umfragen und – viel wichtiger – bei der Bundestagswahl einen Aufwind bescheren?

Bei den Umfragen werden wir das ja in Kürze wissen, entscheidender ist aber das Abschneiden am Wahltag. Ich hoffe, dass dieser Effekt eintritt. Das wird aber nicht nur von Martin Schulz abhängen. Die SPD definiert sich ja nicht nur über den Vorsitzenden.