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Spende Zerbster sind Lebensretter

Am Sonnabend fand auf der Schloßfreiheit in Zerbst eine Typisierungsaktion statt.

Von Katrin Wurm 08.08.2016, 01:01

Zerbst l „Es ist ganz einfach. Sie müssen mit diesem Stäbchen einfach einen Wangenabstrich machen“, erklärt Andrea Hesse von der Knochenmarkspenderdatei Magdeburg dem Zerbster Steffen Marr. „Natürlich mache ich hier mit. Vielleicht kann ich ja helfen?“, sagt er wie selbstverständlich und zieht das Wattestäbchen aus der steril verpackten Tüte, die ihm Andrea Hesse entgegenhält. Nach einigen Sekunden ist der Wangenabstich erledigt. Dazu hat Marr einfach mehrmals die Schleimhaut auf seiner Wangeninnenseite mit dem Wattestäbchen abgestrichen. Andrea Hesse verpackt die Probe gut, nimmt die persönlichen Kontaktdaten von Steffen Marr auf und gibt ihm eine Registrierungskarte. „Das war es schon. Danke, dass Sie mitgemacht haben“, verabschiedet Sie den Zerbster, der nun sicher mit einem besonders gutem Gewissen auf das Heimatfestgelände geht.

So wie Steffen Marr haben am Sonnabend einige Zerbster gespendet, um an Blutkrebs Erkrankten eventuell helfen zu können. Sie alle sind damit in einem weltweiten Register als potenzielle Stammzellenspender registriert. „Wer aber als passender Spender zum Beispiel für einen Erkrankten in den USA in Frage kommt, muss da nicht extra hinfahren. Die Blutentnahme findet dann in Magdeburg statt“, erklärt Andrea Hesse von der Knochenmarkspenderdatei Magdeburg.

Hesse hat die Typiserungsaktion in der Nuthestadt organisiert. Die gebürtige Leitzkauerin kennt die Zerbster und das Heimat- und Schützenfest gut, da sie vor einigen Jahren selbst als Reiterin an den Pferdesportwettbewerbe teilgenommen hat.

Die Teilnahme an der Typisierungsaktion war insgesamt eher verhalten. Bis kurz vor Ende der Aktion haben sich gut 50 Personen registrieren lassen. „Ich sehe die Aktion heute in Zerbst mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das lachende Auge freut sich über gut 50 neu gewonnene Lebensretter, wofür wir sehr dankbar sind“, fasst Andrea Hesse den Nachmittag zusammen. „Das weinende Auge ist ein wenig traurig, gerade über die Reaktionen vieler junger Menschen. ‚Von uns gibt es nichts‘, ‚interessiert uns nicht‘ oder ‚uns betrifft das ja nicht‘, waren einige Reaktionen wenn Teilnehmer unserer Aktion die Leute angesprochen haben. Meist wird ihnen die Bedeutung solcher Aktionen erst bewusst, wenn sie selber oder eine nahe stehende Person betrifft“, berichtet Andrea Hesse weiter.

„Die Bereitschaft bei den älteren Menschen war da größer. Wir mussten sogar einige Spender wegschicken, weil sie leider nicht alle Kriterien für eine Typisierung erfüllt haben. Die Bereitschaft sich registrieren zu lassen, ist bei Aktionen die mit Einzelschicksalen verbunden sind, viel höher. Nichts desto trotz freuen wir uns über die, die sich bereit erklärt haben, im Notfall ein Leben zu retten“, sagt Hesse.

Andrea Hesse wird nicht müde, die Menschen von der Notwendigkeit einer Typisierung zu überzeugen. „Schließlich kann es jeden von uns treffen und dann hoffen wir, das viele Menschen in der Datei registriert sind. Nur leider merken es viele erst, wenn es zu spät ist.“

Wenn alles klappt, und alle Beteiligten zustimmen, soll die nächste Aktion zum Zerbster Bollenmarkt Anfang Oktober stattfinden. Viel eicht haben wir bis dahin noch den Einen oder Anderen Menschen von der Wichtigkeit einer Typisierung überzeugen können,“ so Andrea Hesse hoffnungsvoll.