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Konflikt Spielplatz künftig verschließen

Der Spielplatz an der Wolfsbrücke ist Thema im Stadtrat. Diskutiert wird, ob er künftig verschlossen werden soll.

Von Daniela Apel 26.10.2018, 01:01

Zerbst l Die Nerven von Christine Heinrich liegen blank. Grund ist der Abenteuerspielplatz an der Wolfsbrücke. Im Stadtrat macht sich die Anwohnerin am Mittwochabend Luft. Partys bis 3 Uhr in der Früh seien keine Seltenheit. Sie charakterisiert den Treffpunkt von Jugendlichen als „verrufenen Ort“, an dem Alkohol fließt und Drogen konsumiert werden.

Das Areal um das Baumhaus herum würde einer Müllkippe gleichen, wenn die Mitarbeiter des Bauhofes nicht regelmäßig aufräumen würden. Daneben sammle ein älterer Herr die leeren Flaschen ein, berichtet sie spürbar aufgebracht. Erst jetzt sei wieder ein Einkaufswagen in der vorbeifließenden Nuthe gelandet, der immer noch im Fluss liegt.

„Von Kinderspielplatz kann keine Rede mehr sein“, betont Christine Heinrich. In ihrer Not wandte sich die Zerbsterin schon an das Innenministerium, das Stellungnahmen von Polizei und Ordnungsamt eingeholt habe. „Aber direkt helfen können sie nicht“, bedauert sie. Allerdings habe sich die Situation danach kurzzeitig verbessert.

Inzwischen ist wieder alles beim Alten. Erst Mitte September musste die Feuerwehr ausrücken, um einen brennenden Baumstamm zu löschen. Zwei Jungen hatten auf einem Grundstück gezündelt, das unmittelbar an den Spielplatz grenzt. Das leerstehende Gebäude darauf lockt immer wieder Kinder und Jugendliche an. „Sie finden Wege, dorthin zu gelangen“, erzählt Christine Heinrich von einem heruntergetretenen Zaun. Zugleich berichtet sie von anderen Gefahrenquellen wie der gekappten Fernwärmeleitung, die ins Leere ragt.

„Der Spielplatz gehört an eine andere Stelle, die besser einsehbar ist“, wendet sie sich an die Stadtratsmitglieder.

Eine Verlegung oder auch ein Rückbau löst für Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) jedoch das Problem nicht. Gerade weil das Grundstück so versteckt liegt, ist es ein verlockender Rückzugsraum für Jugendliche, wie der Rathauschef darlegt. Hinzu kommt ein nicht unwesentlicher finanzieller Aspekt. Da der Spielplatz 2001 mit 160.000 Euro Fördermitteln aus der Altstadtsanierung errichtet wurde, besteht eine 25-jährige Zweckbindung. Ansonsten droht die teilweise Rückzahlung der Gelder.

Fakt ist ebenso: „Der Spielplatz ist nun zum dritten Mal Thema im Stadtrat. Das zeigt, dass es ein Problem ist“, konstatiert Dittmann. In der Septembersitzung hatte Karl-Heinz Wallwitz (Unabhängige Wählergemeinschaft Zerbst, UWZ) den nun auf der Tagesordnung gelandeten Antrag gestellt, den Abenteuerspielplatz zu schließen und das Gelände einzuzäunen. Eine Forderung, die er bereits 2013 stellte und die nicht zuletzt wegen der Zweckbindung abgelehnt wurde.

Allerdings war es nicht das erste Mal, dass Karl-Heinz Wallwitz einen Schließungsantrag stellte. „Manchmal ist es hilfreich, im Archiv nachzuschauen“, gesteht Andreas Dittmann. Dort stieß er auf die Entscheidung des Stadtrates vom 16. Dezember 2009, den hinteren Teil des langgestreckten Spielplatzes mit einer verschließbaren Zaunanlage zu versehen. „Der Beschluss wurde nie umgesetzt“, schlägt der Bürgermeister vor, dies jetzt zu realisieren.

„Da können wir mitgehen“, zieht Nicole Ifferth als Fraktionsvorsitzende den UWZ-Antrag zurück. Unterdessen erkundigt sich Dr. Walter Elß (FDP), ob es 2009 schon ein entsprechendes Projekt gab. In den Unterlagen hatte Dittmann nur eine Karte gefunden, auf der mit einem roten Strich eingezeichnet war, wo der Zaun entlangführen sollte. Eine Kostenrechnung fand er nicht. „Ganz billig wird es nicht, der Zaun müsste mindestens 1,80 Meter hoch sein“, mutmaßt der Bürgermeister. Abends könnte dieser dann zugeschlossen werden.