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Stellen frei Lehrermangel hält weiter an

An Zerbster Schulen fehlen nach wie vor Lehrer, die Unterrichtsversorgung ist problematisch, wichtige Fächer sind unbesetzt.

Von Daniela Apel 19.09.2018, 01:01

Zerbst l „Ich wage keine Prognose abzugeben“, sagt Heike Begner. „Ich hoffe natürlich, dass geeignete Bewerber dabei sind“, erklärt die Leiterin der Zerbster Astrid-Lindgren-Grundschule. Denn die Situation sei unverändert angespannt und kräftezehrend. Es fehlt an Lehrern, da mehrere Pädagogen kürzlich vorzeitig aus dem Dienst ausgeschieden sind.

„Deshalb wurden im April zwei Stellen ausgeschrieben, welche leider unbesetzt blieben“, bedauert Silke Stadör. Auch in der näheren Umgebung fanden sich für offene Stellen keine passenden Kandidaten. „Damit reduzierten sich nachvollziehbar die Möglichkeiten eines personellen Regionalausgleichs“, bemerkt die Pressesprecherin des Landeschulamtes. „Zusätzliche Stunden kommen nunmehr in Form von Abordnungen aus dem benachbarten Landkreis Jerichower Land“, informiert sie.

Dennoch ist der Bedarf an der Astrid-Lindgren-Grundschule mit ihren 155 Schülern ungebrochen. Deshalb werden nun mit der aktuellen Ausschreibungsrunde erneut Lehrkräfte für zwei Stellen gesucht. Für ganz Sachsen-Anhalt hat das Land nochmals 200 vorrangige Stellen ausgeschrieben – 141 nachrangige Stellen kommen hinzu, die im Besetzungsverfahren aufrücken, wenn vorrangige Stellen mangels geeigneter Bewerber nicht besetzt werden.

Für Stellen, für die sich nur schwer Interessenten finden, können Zulagen gezahlt werden – das trifft auf die Zerbster Förderschule für geistig Behinderte am Heidetor zu, für die eine Lehrkraft gesucht wird. Für die anderen offenen Stellen in der Einheitsgemeinde Zerbst besteht diese Option jedoch nicht.

So ist ebenfalls eine Stelle für die Förderschule „H.E. Stötzner“ in Güterglück ausgeschrieben, in der Schüler mit Lernbehinderungen und Verhaltensauffälligkeiten unterrichtet werden. Auch die Zerbster Ganztagsschule Ciervisti sucht weiter einen Lehrer für das Prüfungsfach Ethik – nachrangig ist auch das Fach Englisch ausgeschrieben genauso wie das Fach Mathematik am Gymnasium Francisceum und die Stelle mit beliebiger Fächerkombination für die Lindauer Grundschule.

Bleibt die Walternienburger Grundschule. „Ab nächste Woche sind wir nur noch zu Dritt“, beschreibt Schulleiterin Sigrid Kratky die momentane Situation, die für die 62 Schüler unbefriedigend sei und die Lehrer kaputt spiele.

Nach der ersten Ausschreibungsrunde blieben die beiden Stellen für die Fächer Englisch und Sport unbesetzt. „Eine aus einer anderen Grundschule der Region versetzungswillige Lehrkraft entsprach dem Angebot des sofortigen Einsatzes an der Grundschule Walternienburg wider Erwarten leider nicht“, sagt Silke Stadör. Zugleich hat sie eine positive Nachricht, von der selbst Sigrid Kratky bis zum 18. September noch nichts wusste: „Für das Fach Sport wurde eine befristete Einstellung realisiert.“

Von der Initiativbewerbung eines Sportlehrers im Ruhestand auf die Stelle in Walternienburg berichtete Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) am Montag im Haupt- und Finanzausschuss unter der Überschrift „Neues aus dem Tollhaus“. Der Mann ist laut Dittmann zunächst abgewiesen worden. Da er bereits im Landesdienst tätig gewesen sei, sei es unmöglich, ihn erneut im Landesdienst zu beschäftigen. Eine befristete Einstellung sei nicht möglich, da sachlich nicht begründbar. „Er hält trotzdem an seine Bewerbung fest“, sagte Dittmann.

Er kritisierte erneut, das Landesschulamt habe noch nicht erkannt, dass „wir in einer Krisensituation sind“. Er wolle den Sachverhalt Bildungsminister Marco Tullner (CDU) in einem offenen Brief zur Kenntnis geben. „Das ist Vorsatz oder Idiotie“, kommentierte Ausschussmitglied Steffen Grey (FDP) die Schilderungen.

Auch Sigrid Kratky findet, dass die dringend notwendige Stellenbesetzung lockerer gehandhabt werden sollte, anstatt sich stur an das Auswahlverfahren zu halten. Zumindest hinsichtlich der Besetzung des Faches Sport an der Walternienburger Grundschule scheint das Landesschulamt kurzfristig reagiert zu haben.

Ansonsten durchläuft das Bewerbungsverfahren, dessen Frist am 19. September für die aktuelle Ausschreibungsrunde endet, mehrere Runden. Durch die Prüfung der Unterlagen, die Beteiligung der Personalräte, das Einhalten der Konkurrentenfristen ist ein Einsatz der ersten neuen Lehrer Anfang Januar 2019 realistisch, in Einzelfällen Ende dieses Jahres, wie Silke Stadör erläutert.