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Straßen 40 Millionen fehlen für Straßenbau

Der schlechte Zustand einiger Kreisstraßen beschäftigt die Bürger in der Stadt Zerbst regelmäßig.

Von Thomas Höfs 15.08.2017, 07:00

Zerbst l Zwischen Kuhberge und Zernitz an der Lindauer Nuthe heißt es für Autofahrer tapfer sein. Denn die die beiden Orte verbindende Kreisstraße könnte mit der Teststrecke von Autoherstellern mithalten. Kräftig werden die Fahrzeuginsassen vom Pflaster durchgeschüttelt. Die Einwohner der umliegenden Orte ärgern sich seit Jahren über den schlechten Straßenzustand. Sorge er an ihren Fahrzeugen doch für mehr Reparaturen und höheren Verschleiß, heißt es immer wieder.

Oftmals sind es Kreisstraßen, die in einem schlechten Zustand sind. Das Kreisstraßennetz in der Stadt Zerbst ist groß. 117 Kilometer lang ist es, teilt Kreissprecher Udo Pawelczyk mit. Insgesamt gehören 418 Kilometer Straße dem Landkreis. Für die Unterhaltung verfügt Anhalt-Bitterfeld dagegen nur über gut zwei Millionen Euro. Pro Kilometer kann der Landkreis damit im Jahr nur knapp 4800 Euro einsetzen. Von dem Geld sollen die Straßen gepflegt, unterhalten und instand gesetzt werden. Seit Jahren klagen die Landkreises, dass die Mittel nicht ausreichen. Für weiterführende Erhaltungsmaßnahmen gibt es jährlich noch etwas Geld. Doch damit lassen sich in großem Umfang kaum die Straßen dauerhaft erhalten.

Allerdings ist das Straßennetz des Landkreises, was den Zustand anbelangt, in einem gemischten Zustand. So gibt es Kreisstraßen in einem guten Zustand und auch welche, die dringend saniert oder ausgebaut werden müssten, bestätigt der Landkreis auf Anfrage der Volksstimme. Der Sanierungsstau im öffentlichen Straßenbau ist vor allem auf den Kreisstraßen offensichtlich, die nicht so stark frequentiert werden.

Damit sich der Zustand des Straßennetzes in Zerbst weiter verbessert fordern Kreispolitiker aus der Stadt bereits eine Prioritätenliste ein. Damit soll der Kreistag festlegen, wo und wann gebaut wird. Nicht nur die Zerbster Region hat allerdings das Problem mit verschlissenen Kreisstraßen. Auch die anderen Regionen haben ähnliche Investitionsdefizite vorzuweisen, betont Udo Pawelczyk. Der Altkreis Köthen besitze zudem das größte Kreisstraßennetz mit 167 Kilometern, gefolgt vom Altkreis Bitterfeld mit 134 Kilometern, so Pawelczyk weiter.

Beim weiteren Ausbau des Kreisstraßennetzes ist Anhalt-Bitterfeld zudem auf die finanzielle Unterstützung aus Fördermittelprogrammen angewiesen, heißt es weiter. Der Kreishaushalt befinde sich außerdem in der Konsolidierung. In der Vergangenheit hatte der Kreis mehr Geld ausgegeben, als an Einnahmen verbucht wurden. Die Konsolidierung dient dazu, die Defizite der Vergangenheit auszugleichen, um mittelfristig einen Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben zu erhalten.

Nur eingeschränkt kann der Landkreis deshalb sein Straßennetz sanieren. Für eine Sanierung im kommenden und darauf folgenden Jahr sind die Käsperstraße und die Friedensallee vorgesehen, teilt Udo Pawelczyk mit. Nach 2019 sollen die Kreisstraße in Hohenlepte sowie in der Kernstadt die Lepser- und Marcellstraße sowie die Weizenberge saniert werden. Das sei aber zunächst eine grobe Planung, weil die aktuelle Fördermittelperiode für den öffentlichen Straßenbau 2019 endet. Was danach in welchem Umfang gefördert wird, sei bislang offen, hält sich die Kreisverwaltung bedeckt.

Mit jedem weiteren Jahr wächst der Investitionsstau weiter an. Doch wie viel Geld müsste der Landkreis in die Hand nehmen, um alle Kreisstraßen in Zerbst auf den aktuellen technischen Stand zu bringen? „Eine vorsichtige Schätzung beläuft sich auf zirka 40 Millionen Euro“, teilt Udo Pawelczyk mit.

Dabei hatte der Landkreis in den vergangenen beiden Jahren bereits rund 1,6 Millionen Euro in das Straßennetz investiert. Investiert der Landkreis Anhalt-Bitterfeld weiter in diesem Tempo in das Kreisstraßennetz in der Stadt Zerbst, würde es noch 50 Jahre dauern, bis der heute geschätzte Investitionsstau von gut 40 Millionen Euro abgearbeitet wäre. In der Zwischenzeit geht der Verfall der Straßen allerdings ebenfalls weiter.