1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Erschließung keine Alternative

Straßenausbau Erschließung keine Alternative

Die Mehrheit der Anwohner des Amselweges in Zerbst ist gegen eine Erschließung der Straße.

Von Daniela Apel 06.07.2019, 01:01

Zerbst. Noch bis 26. Juli läuft die Befragung der Anlieger des Amselweges durch die Stadtverwaltung. Bis dahin können sie sich für oder gegen eine Erschließung der unbefestigten Straße aussprechen. Bereits jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass die Mehrheit der Grundstückseigentümer gegen den grundhaften Ausbau der bislang nur geschotterten Straße ist. „Wir haben hier 15 Stimmen dagegen“, sagt Berndtt Ludewig. Gemeinsam mit Bruno Rummel will er die Unterschriften im Bau- und Liegenschaftsamt abgeben. „Sieben haben ihren Abstimmungszettel bereits per Post geschickt“, weiß Ludewig. Auch sie seien gegen eine Erschließung, sagt er.

Es ist nicht das erste Votum, das die Amselweg-Anlieger abgeben. Bereits Anfang März verteilte eine Anwohnerin ein Schreiben, in dem auf den „katastrophalen und unhaltbaren Zustand“ der Straße aufmerksam gemacht wurde. Da alle bisherigen Instandsetzungsmaßnahmen nicht dauerhaft gewesen seien, wurde darin um die Unterbreitung eines Kostenangebotes „zur Herstellung unserer Straße“ gebeten. Dringend benötigt werde eine befestigte Straße mit der Ableitung des Regenwassers sowie die Erneuerung der Straßenbeleuchtung, hieß es.

Mehrere Grundstücksbesitzer unterzeichneten das an die Stadtverwaltung adressierte Papier, das dort als Wunsch nach einem Ausbau des Amselweges interpretiert wurde. Was den Unterzeichnern des Papieres jedoch nicht bewusst war und nicht im Schreiben erwähnt wurde: Es würde sich hier um eine Erschließungsmaßnahme handeln, bei der die Grundstückseigentümer 90 Prozent der Kosten tragen müssten. Aufgrund der nicht unerheblichen Summen, die dabei pro Grundstück anfallen, wurde eine zweite Unterschriftensammlung initiiert. Das Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit der Anwohner war gegen eine Erschließung.

Da beide Unterschriftensammlungen inhaltlich nicht identisch waren, startete die Stadtverwaltung daraufhin eine eigene Befragung. Als Entscheidungshilfe wurde den Anwohnern in dem Schreiben erläutert, was der Ausbau des Amselweges einschließlich einseitigem Gehweg, Straßenbeleuchtung, Entwässerung, Begrünung und Planung kosten würde. Diese Grobkostenschätzung auf Grundlage der Durchschnittspreise aktueller Baumaßnahmen belief sich auf rund 309.200 Euro. Damit würde sich ein Erschließungsbeitrag von etwa 15 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche ergeben.

Über die Summe stolperte Berndt Ludewig. Im städtebaulichen Entwicklungskonzept von 2016, in dem sich auch die Straßen mit Ausbaubedarf finden, wurde der Amselweg noch mit 342.000 Euro kalkuliert. „Plötzlich fallen die Kosten zehn Prozent geringer aus?“, wunderte er sich. Diese Frage wollten er und Bruno Rummel mit Heike Krüger, der Leiterin des Bau- und Liegenschaftsamtes, klären.

Unter Ausschluss der Presse unterhielt sie sich mit den beiden Anwohnern. Auch Dietmar Habelmann vom Tiefbauamt nahm an dem Gespräch teil, das Berndt Ludewig im Nachhinein als „konstruktiv und ergebnisorientiert“ bezeichnete. Demnach begründeten sich die gefallenen Kosten darin, dass 2016 noch mit zwei Gehwegen geplant wurde und nicht nur mit einem. Auch, dass es gängige Praxis sei, nicht abgegebene Stimmen als Votum für eine Erschließung zu werten, erfuhren Berndt Ludewig und Bruno Rummel.

Darüber hinaus sprachen die Zwei die alternativen Vorschläge der Anwohner an: Um die Fahrbahn zu schonen, könnte der Amselweg zur Spielstraße mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von fünf Kilometern pro Stunde erklärt werden. Auch das Ausweisen als Sackgasse wäre ihrer Ansicht nach eine sinnvolle Maßnahme. Bei einer Sackgasse werde für die Fahrzeuge zur Be- und Entsorgung ein Wendehammer benötigt, gab Berndt Ludewig die Anmerkung von Dietmar Habelmann weiter.

Auch Heike Krüger bezweifelte gegenüber der Volksstimme, dass eine Sackgasse realisierbar ist. Nichts desto trotz sollen beide Vorschläge durch die Verwaltung nun geprüft werden. Diese Ergebnisse und das endgültige Votum der Anlieger werden schließlich die Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat sein, wie mit dem Amselweg letztlich umgegangen wird.