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Straßenbau Kein Geld für Zerbster Holperpisten?

Groß geplant war die Sanierung der Zerbster Friedensallee und der Käsperstraße. Nun wollen die Firmen dreimal so viel Geld.

Von Arlette Krickau 18.06.2018, 01:01

Zerbst/Anhalt-Bitterfeld l Da hört man ein tiefes Luftholen im Sitzungssaal von mehreren Kreistagsabgeordneten, als Landrat Uwe Schulze (CDU) vorliest: „Der geplante Haushaltsansatz beträgt 690.000 Euro. Das Submissionsergebnis würde eine Beauftragung durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld von etwa 1.750.350 Euro bedeuten.“

Die Ausschreibung zur Sanierung der Friedensallee/Käsperstraße in Zerbst hat der Landkreis als Baulastträger der Straße übernommen und nun die Angebote der Firmen bekommen. Fast das Dreifache der eingeplanten Summe wird von den Firmen aufgerufen. Vorgesehen war eine Sanierung in zwei Bauabschnitten im Jahr 2018 und 2019.

Doch das scheint nun Geschichte, denn der Landkreis hebt die Ausschreibung unter diesen Bedingungen auf und will weitere Verfahrensweisen für die Sanierung prüfen. „Denkbar wäre beispielsweise eine mögliche Verkürzung der Ausbaulänge unter Zustimmung der anderen Auftraggeber, um Fördermittel nicht zurückgeben zu müssen.“ Mit anderen Auftraggebern meint er die Stadt Zerbst, die im Zuge dieser Straßensanierung die Gehweganlagen sanieren will. Außerdem ist auch die Heidewasser GmbH gemeint, die im gleichen Zeitraum neue Kanäle verlegen würde.

Bei diesem Zusammenspiel vieler Auftraggeber kommen dem Bauvorhaben nicht nur Fördermittel zu Gute, sondern auch, dass sich alle Auftraggeber an den Kosten beteiligen.

Dass die Ausschreibung jetzt nicht den geplanten Kosten entspricht, überrascht Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) nicht. Es seien derzeit viele Baumaßnahmen teurer in der Umsetzung, da viel Geld für Straßenausbau im Umlauf sei, nicht zuletzt auch durch den vorangetriebenen Breitbandausbau. Das fordere die vorhandenen Unternehmen sehr. „Die Aufhebung ist deshalb nur richtig“, sagt Dittmann.

Doch in der Frage, wie es weitergehen soll, sind Landkreis und die Stadt Zerbst anderer Auffassung. Abstriche will der Bürgermeister nämlich bei der Sanierung nicht machen - schon gar nicht bei der Länge der Abschnitte. „Ich habe dem Landrat deutlich gemacht, dass ich ein tragfähiges Konzept für beide Straßen erkennen will.“ Denn der Zustand der Straßen sei katastrophal, sie müssten dringend ausgebaut werden. Und dabei gehe es nicht nur um das, was man an der Oberfläche sieht. „Durch die Käsperstraße geht der Hauptschmutzwasserkanal, der 100 Jahre alt ist. Damit sind wir bei der normativen Lebensdauer eines solchen Kanals angelangt. Auch ein Regenwasserkanal sollte dann gelegt werden, in der Friedensallee gibt es bisher keinen. „Da wäre die Sanierung also auch die Chance für alle Versorger, etwas zu erneuern“, so Dittmann. Die Bereitschaft dafür wurde seitens der Unternehmen schon signalisiert.

Der Stadtchef plädiert für eine erneute Ausschreibung im gleichen Umfang, auch in gleicher Komplexität, nur mit einem Baufristenplan hinterlegt, der den Auftrag für die Tiefbaufirmen attraktiv macht.

„Jetzt wurde mitten im Jahr ausgeschrieben, da sind die Auftragsbücher voll und somit werden auch die Preise höher. Wenn wir aber jetzt für 2019 oder 2020 ausschreiben, so dass die Firmen den Baubeginn gleich im Frühjahr setzen können, wenn noch nicht so viele Aufträge anstehen, dann sehe ich eine Chance“, meint Dittmann.

Wie es mit den Sanierungsplänen weitergeht ist erst einmal offen. Der Landrat hat weitere Gespräche zugesagt.