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Theater Kultureller Motor vernetzt sich stärker

Mit achtzehn neuen Inszenierungen startet das Anhaltische Theater Dessau in seine 223. Spielzeit

Von Andreas Behling 09.06.2017, 04:00

Dessau l Das Anhaltische Theater Dessau setzt auf eine immer stärkere Vernetzung mit zahlreichen Partnern in der Region. Das Haus will damit unter Generalintendant Johannes Weigand seine Rolle als wichtiger kultureller Motor in Sachsen-Anhalt behaupten und ausbauen. So gibt es in der 223. Spielzeit – deren breit gefächerte Inhalte gestern vorgestellt wurden – Kooperationen mit der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig („Julius Cäsar in Ägypten“ von Georg Friedrich Händel) und dem Theater Magdeburg („Fürst Igor“ von Alexander Borodin).

Die beiden Aufführungen gehören zum Kreis der sieben Premieren im Musiktheater. Im Schauspiel stehen sechs Neuinszenierungen auf dem Programm. Mit den Regiearbeiten für „Kiss me, Kate“ aus der Feder von Cole Porter, das Weihnachtsmärchen „Aladin und die Wunderlampe“, für das Ali N. Askin („Türkisch für Anfänger“) die Musik beisteuert, und den beklemmenden Monolog „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter“ im Alten Theater – verfasst hat ihn der flämische Autor Tom Lanoye – erklärte Weigand drei Werke zur Chef-Sache. Die Puppenbühne zeigt drei neue Stücke. Und das Ballett wartet mit zwei eigenen Produktionen auf. Zu ihnen zählt der Debüt-Abend „Junge Choreografen“.

Auf der Bühne des Großen Hauses am Friedensplatz erfolgt der Start mit „Otello“ von Giuseppe Verdi. „Da geht es um die Demontage eines Helden“, meinte Operndirektor Felix Losert, aus dessen Warte die musikdramatischen Werke zwanglos durch ihren Shakespeare-Bezug verbunden werden. Denn auch bei der Komischen Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ und dem Musical „Kiss me, Kate“ standen Komödien des berühmten Dramatikers als Ausgangsbasis zur Verfügung. Zudem lieferte der Autor mit „Der Sturm oder Die bezauberte Insel“ den Stoff für das neue Stück auf der Wörlitzer Felseninsel Stein.

„Intrigen, Wettbewerb, Manipulation“, das waren die Schlagworte mit denen Schauspieldirektorin Almut Fischer die Vorhaben in ihrer Sparte umriss. Versammelt werden könnten sie unter der Überschrift „Macht-Spiele“. Das gilt sowohl für die Bühnen-Adaption des Films „Zeit der Kannibalen“ als auch für Theresia Walsers schwarze Komödie „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“, in der es zum bizarren Schaulaufen dreier Diktatoren-Gattinnen kommt, in das sich noch ein Simultan-Dolmetscher einmischt. Spartenübergreifend kann das Theater sicherlich insbesondere im Rahmen des Kurt-Weill-Festes glänzen, wenn „Die Dreigroschenoper“ ihre Premiere feiert. „Dieses Stück in der Inszenierung von Ezio Toffolutti im Repertoire zu haben, steht der Stadt gut zu Gesicht“, schätzte der Generalintendant ein.

Ballett-Chef Tomasz Kajdański sprach von einem persönlichen Wagnis, sich der tänzerischen Umsetzung von „Das Bildnis des Dorian Gray“ zu widmen. „Ich habe lange Zeit überlegt, ob ich mich dieser Herausforderung stelle. Ich muss aus 600 Minuten Musik auswählen“, blickte er auf die Uraufführung nach dem Roman Oscar Wildes. Im Puppentheater dürfen sich die jungen und jung gebliebenen Theatergänger auf „Das Katzenhaus“ und „Wie das Elefantenkind seinen Rüssel bekam“ – beiden Stücken liegen beliebte Bilderbücher zugrunde – sowie „Die fabelhafte Weltreise“ freuen.

Die Reihe der von der Anhaltischen Philharmonie begleiteten Stummfilme wird mit „Der Dieb von Bagdad“ fortgesetzt. „Erstmalig wird der Streifen zweimal aufgeführt. Das ist ein Format, von dem ich hoffe, dass es wächst und gedeiht“, sagte Weigand.

Von den insgesamt acht geplanten Sinfoniekonzerten erwähnten die Erste Kapellmeisterin Elisa Gogou und Konzertdramaturg Ronald Müller speziell die Nummern drei und fünf. Kehrt für das erstgenannte Carlos Kalmar, von 1996 bis 2000 Generalmusikdirektor des Dessauer Orchesters, aus seiner Wahlheimat USA ans Pult zurück, um Haydns Sinfonie Nr. 90 C-Dur und Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ zu dirigieren, wird mit dem anderen – in dieser Form erstmalig – der Zerstörung der Stadt im Jahr 1945 gedacht. Dann sind Werke von Albert Weill, Johannes Brahms, Arnold Schönberg und Mahler zu hören.

Das traditionelle Eröffnungskonzert mit Ausschnitten aus den Produktionen der neuen Spielzeit findet am 2. September auf dem Theatervorplatz statt. Der Kartenvorverkauf für alle Vorstellungen hat begonnen.