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Tierheim Gelände fast nur noch Acker

Die Stadt Zerbst betreibt vorübergehend das Tierheim. Doch das ist alles andere als leicht.

Von Thomas Kirchner 09.01.2021, 00:01

Zerbst l Seit dem Jahreswechsel ist das vom der Zerbster Tierschutzverein seit 1992 betriebene Tierheim in der Biaser Straße geschlossen. Als zumindest vorübergehende Lösung soll die Einrichtung jetzt von der Stadt Zerbst betrieben werden. Doch bis das Tierheim wieder eine Betriebserlaubnis bekommt, ist noch jede Menge zu tun. Davon konnten sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses am Donnerstagvormittag selbst ein Bild machen.

Das weitläufige Gelände hinter dem Angler-Vereinsheim nahe der Kiesgrube ist eine einzige Brache. Nicht ein einziger Zwinger ist mehr da. Außerdem wurden sämtliche Zäune um die Gehege oder die Freilaufflächen für die Hunde entfernt. „Wir starten also bei fast Null. Teilweise wurden sogar die Fundamente der Hundezwinger entfernt – und das mit schwerem Gerät“, sagte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) zu Beginn des Vor-Ort-Termins auf dem Gelände des Tierheims.

Die Stadt habe dem Tierschutzverein angeboten, alle Bauten auf dem Gelände bewerten zu lassen und danach ein Kaufangebot für die damals noch vorhandenen Gehege, die Hundezwinger und Katzenhäuser zu unterbreiten. „Das wurde wohl bei einer Mitgliederbefragung des Tierschutzvereines mehrheitlich abgelehnt. Das Endergebnis sehen wir jetzt hier“, erklärte Dittmann. Lediglich die Containeranlage sei noch da, denn die wurde seiner Zeit von der Stadt Zerbst finanziert und errichtet.

„Auch die Quarantäne-Station muss neu errichtet werden. Alle Tiere, die im Tierheim aufgenommen werden sollen, müssen für eine bestimmte Zeit isoliert werden, bevor sie bei ihren Artgenossen untergebracht werden können. Die zeitlich begrenzte Quarantäne soll das Einschleppen von Krankheiten verhindern“, so der Rathauschef. Bevor diese Einrichtung und Unterkünfte für die Tiere nicht geschaffen seien, werde auch keine Betriebserlaubnis erteilt.

„Als klar war, dass wir hier faktisch so gut wie nichts übernehmen, sahen wir uns gezwungen, kurzfristig eine weitere Ergänzung für bauliche und technische Einrichtungen in den Haushaltsentwurf aufzunehmen“, erläuterte Dittmann. Insgesamt 60.000 Euro seien dafür erst einmal als Puffer für notwendige Investitionen eingeplant. Einzelheiten würden bei der nächsten regulären Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erläutert und erörtert.

Dittmann: „Tiere können also derzeit nicht aufgenommen werden. Wir haben Verträge mit der Hundepension Kallotta und der Katzenpension Fischer in Lietzo abgeschlossen, die erst einmal einspringen und, wenn nötig, Tiere aufnehmen. Wir zahlen auch nur dann an die Pensionen, wenn Tiere aufgenommen werden müssen“, erläuterte der Rathauschef und stellte anschließend die neue Mitarbeiterin des Tierheims vor.

Die Stadt konnte Janina Wiegold für die Aufgabe gewinnen. Sie arbeitete zuletzt im Tierheim und ist jetzt – zunächst für ein Jahr – befristet bei der Stadt angestellt. „Das ist für uns natürlich sehr wichtig, um so wenig wie möglich Anfängerfehler zu machen“, machte Dittmann deutlich.

Darüber hinaus wurden Anträge auf zusätzliche Arbeitsfördermaßnahmen gestellt, um die Einrichtung bewirtschaften zu können. „Wir brauchen für den Neustart des Tierheimes Partnerschaften in der Region, wie beispielsweise die bereits geschlossenen mit der Tierarztpraxis Brodowski und den genannten Tierpensionen. Natürlich bitte ich auch um ehrenamtliche Unterstützung. Ich würde mich freuen, wenn die Bürger, die sich bislang in ihrer Freizeit für das Zerbster Tierheim eingebracht haben, dies auch weiterhin tun, beispielsweise Zeit mit den Tieren verbringen und Spaziergänge mit den Hunden unternehmen“, so der Aufruf Dittmanns.

Auch Geld-, Futter und Sachspenden seien weiterhin sehr willkommen. „Denn es wurde vom Fressnapf bis zum Kletterbaum alles abgegeben oder in Müllcontainern entsorgt“, sagte Dittmann. Bei Inaugenscheinnahme habe man gesehen, mit welchem Entsorger hier gearbeitet wurde. „Wir haben dann Mitarbeiter los geschickt, um brauchbares Equipment aus den Containern zu retten“, so Dittmann. Alle die unterstützen wollen, seien herzlich willkommen und könnten sich im Ordnungsamt oder im Tierheim melden.

„Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir zur Aufgabe Tierheim stehen. Also werden wir dies jetzt umsetzen und wir laden alle ein, mit uns über die Gründung eines neuen Trägervereins nachzudenken, um das Tierheim in eine gesicherte Zukunft zu führen“, betonte Dittmann abschließend.