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Tourismus Zerbst will mit Pfunden wuchern

Derzeit arbeiten die Stadt Zerbst und die Kirchengemeinde St. Bartholomäi an einem Prospekt, der mehr Touristen nach Zerbst locken soll.

Von Thomas Kirchner 28.09.2018, 01:01

Zerbst l „Seit Jahren bemühen wir uns als Stadt in die Straße der Romanik aufgenommen zu werden“, sagt Viola Tiepelmann, Chefin der Zerbster Tourist-Information. Warum das Wirtschaftsministerium die Aufnahme immer wieder ablehne, könne sie sich auch nicht recht erklären. „Wir lassen uns jedoch nicht entmutigen“, sagt Tiepelmann optimistisch.

Die Bartholomäikirche verfüge über einige romanische Elemente, wie übrigens St. Marien im Ankuhn und St. Nicolai auf dem Markt auch. „Das Bedeutendste in St. Bartholomäi ist neben dem Nordportal die romanische Wandmalerei“, sagt Hannes Lemke, Archivar in St. Bartholomäi. Bisher habe niemand diese Wandmalerei so richtig zuordnen können. „Ich habe alte Urkunden im Stadtarchiv gefunden, die belegen können, dass die Malerei aus dem Jahr 1215 stammt und einst einen Altar zierten“, erklärt Lemke.

Das sei schon etwas ganz besonderes. Solch alte Altarmalereien seien höchst selten zu finden. „Die Wandmalerei in der Zerbster Hofkirche könnte daher die älteste, zumindest in Sachsen-Anhalt sein“, erklärt Hannes Lemke.

Weitere Kostbarkeiten in der St. Bartholomäi-Kirche seien die Gemälde von Lucas Cranach dem Jüngeren oder die erst kürzlich eingebauten neuen Bleiglasfenster in Gelb- und Blautönen nach einem Entwurf des Künstlers Jochem Poensgen, so die Tourist-Info Chefin.

„Ob es nun beispielsweise um die Romanik, die Reformation, die Fürstenfamilie, um die bundesweit einma- lige Katharina-Route oder Johann Friedrich Fasch geht, in St. Bartholomäi laufen alle Fäden zusammen. Das macht die Stadtkirche des ehemaligen Zerbster Burgviertels so bedeutend“, betont Viola Tiepelmann.

Für den neuen Prospekt werden auch die Särge der Zerbster Fürstenfamilie in Szene gesetzt, die momentan in Räumen der Bartholomäikirche eingelagert sind.

Die gemeinsame Vision von Kirchengemeinde, Stadt Zerbst und Förderverein Schloss Zerbst: „Die Särge sollen irgendwann einmal ins Zerbster Schloss umziehen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagt Tiepelmann, die dieses Vision teilt. Ihren Platz sollen sie im Corps de Logis finden.

Der älteste und zugleich am stärksten beschädigte Teil des ehemaligen Zerbster Residenzschlosses wird derzeit saniert. 685 000 Euro fließen in die Sicherung und Restaurierung des Corps de Logis. Bis Jahresende soll die Maßnahme abgeschlossen sein.

Es handelt sich um Mittel aus dem Programm „Stadtumbau Ost“. Diese hundertprozentige Förderung verwendet der Schlossverein, um das zweistöckige Keller- und das Erdgeschoss wieder herzurichten.

„Wann die Särge im Corps de Logis des Schlosses zu bestaunen sein werden, kann man derzeit wirklich noch nicht sagen“, sagt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) auf Nachfrage. Es werde sicher noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis alles saniert und hergerichtet ist.

„Der neue Prospekt ist zu Teilen auch perspektivisch angelegt und soll für mehrere Jahre Verwendung finden und auch auf Zukünftiges neugierig machen.

Mit all diesen kulturhistorischen Schätzen wollen wir natürlich wuchern und noch mehr Touristen in die Stadt locken“, betont Tiepelmann. Erscheinen soll der Prospekt 2018.