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Trauer Vereint gegen Trauer und Schmerz

Das Trauercafé "Leben" in Zerbst ist Anlaufstelle für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben.

Von Paul Schulz 04.01.2018, 00:01

Zerbst l Der Tod eines Menschen, mit dem man sein Leben geteilt hat, reißt die meisten Menschen in ein Loch, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt. Oftmals sind die Hinterbliebenen appetitlos, ohne Antrieb und wollen nichts mehr sehen und nichts mehr hören. Am liebsten würden sie sich einschließen und die ganze Welt vergessen. Trauer und Schmerz drücken sie nieder wie ein schwerer Schleier.

Für diese Menschen kann das Trauercafé „Leben“ (Friedrich-Naumann-Straße 37) vom ambulanten Hospiz- und Trauerbegleitungsdienst der Malteser eine Hilfe sein. Hier treffen sich Menschen, die den Verlust einer geliebten Person zu beklagen haben. Mit dabei sind auch immer die Koordinatorin des Trauerbegleitungsdienstes Gundula Heyn, sowie ehrenamtliche Trauerbegleiter. Sie stehen den Trauernden zur Seite und haben ein offenes Ohr für sie.

„Doch es muss niemand reden, der es nicht möchte“, erklärt Gundula Heyn. Die Besucher des Trauercafés können auch einfach mal reinschauen, eine Tasse Kaffee trinken und den anderen zuhören. Jeder kann hier tun, was ihm bei der Bewältigung seines Schmerzes hilft. Zudem sei es wichtig, dass die Menschen nicht vereinsamen und sich weiterhin unter Leute begeben, sagt Heyn.

Eine Witwe erzählt: „Bei meinem ersten Besuch habe ich kein Wort über die Lippen gebracht. Es war einfach noch zu früh. Doch später konnte ich über alles reden, es ging langsam wieder aufwärts.“ Der Tod ihres Mannes hatte sie schwer getroffen, erzählt die Dame. Die Gespräche mit anderen Besuchern des Cafés und das Verständnis dieser Menschen habe ihr aber geholfen. Seit Eröffnung des Trauercafés im April vorigen Jahres habe sie kaum einen Termin ausgelassen.

Eine andere Frau erzählt: „Ich musste reden. Das musste alles raus. Und ich bin froh, dass es diesen Ort gibt, denn ich will und kann da auch nicht immer mit meinen Kindern drüber reden.“

Ein Sprichwort lautet: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Doch die Hinterbliebenen die sich im Zerbster Trauercafé treffen, wissen, dass das längst nicht selbstverständlich ist.

„Wenn man mit einem Menschen mehrere Jahrzehnte zusammengelebt hat, dann kann man das nicht zeitlich bemessen, wann der Schmerz aufhört“, sagt eine Hinterbliebene. Die anderen Betroffenen pflichten ihr bei. „Der Tod eines Ehepartners, mit dem man soviel durchgemacht hat, reißt ein Loch in das eigene Leben.“

Doch wenn die Männer und Frauen zusammensitzen wird nicht nur getrauert. Mit einem Lächeln denken sie zurück an ihre Lieben, an kleine Marotten oder einzigartige Geschichten. Gelacht werden darf natürlich auch – und das wird es auch.

Der ambulante Hospiz- und Trauerbegleitungsdienst bietet jedoch noch andere Hilfe an. Koordinatorin Gundula Heyn erklärt: „Unsere Arbeit geht über das Trauercafé hinaus. Die Trauernden können uns auch jederzeit anrufen und uns immer um Rat und Beistand bitten.“ Sie möchte die Menschen daran erinnern, dass sie ihre Trauer nicht allein bewältigen müssen.

Das Trauercafé (neben der katholischen Kirche) öffnet jeden ersten Mittwoch im Monat, von 15 bis 17 Uhr. Es ist kostenlos und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.