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Unternehmer Caesar: "Mein Wohnort war stets bekannt"

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Zerbster Christoph Julius Caesar erneut wegen Verdachts des Betruges. Jetzt nimmt er Stellung.

Von Thomas Kirchner 22.07.2020, 01:01

Zerbst l Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Christoph Julius Caesar wegen des Verdachts des Betruges. Gerichtsunterlagen können nicht zugestellt werden. Das Ermittlungsverfahren wird vorläufig eingestellt – bis heute. Der Aufenthaltsort des Unternehmers angeblich unbekannt, es wird nach ihm gefahndet. Hinzu kommen Vorwürfe eines in der Berliner Friedrichstraße ansässigen Büroservice’, den Caesar genutzt hat, wegen unbezahlter Rechnungen und unerlaubte Werbeanrufe.

Im Laufe der Recherche meldet sich auch ein vermeintlicher Mitarbeiter der die Firma Sixt Autovermietung München bei der Volksstimme und gab an, dass Caesar und vier Fahrzeuge, die er über die Zweigstelle Hannover geleast hatte, verschwunden seien (Volksstimme vom 5. und 28. Februar).

Zum ersten Mal überhaupt sprach Caesar jetzt mit der Presse und nahm gegenüber der Volksstimme Stellung zu den erhobenen Vorwürfen. „Entgegen anders lautenden Medienberichten bin ich 2016, nach voller Verbüßung meiner Jugendstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten, entlassen worden. Ja, ich war im offenen Vollzug, habe auch gearbeitet und eine Ausbildung gemacht und im Anschluss in Hannover studiert“, schildert er die Zeit während und nach seiner Haft.

Heute sei er ausgebildeter Betriebswirt und habe sich zum Datenschutzbeauftragten ausbilden lassen. „Ich berate verschiedene Unternehmen, hauptsächlich in der Immobilien-Branche im Bereich der Vertriebsoptimierung und der City-Logistik“, so Caesar. Außerdem sei er in verschiedenen privaten Bildungsinstituten als Dozent unterwegs.

„Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Das, was ich heute wirtschaftlich mache, hat Hand und Fuß“, betont Caesar. Er habe insgesamt zehn Mitarbeiter. „Wenn sich jetzt Leute hinstellen und behaupten, ich wäre wie damals zu meinen Jugendzeiten und dass ich mir ein Firmenkonstrukt ausdenke, dann ist das heute nicht so. Alle Firmen stehen ordnungsgemäß im Handelsregister, haben eine Gewerbeanmeldung und Steuernummern“, erklärt er.

„Im Übrigen war auch meine neue Wohnadresse den Ermittlungsbehörden seit Anfang November 2019 bekannt“, betont Caesar. Es habe nie eine Zustellung an die neue Adresse gegeben. „Ich bin im Oktober 2019 umgezogen. In dieser Zeit hat man versucht, mir etwas zuzustellen, was aber an die Staatsanwaltschaft zurückgegangen ist“, sagt Caesar. Am 11. November 2019 habe sich die Staatsanwaltschaft einen Auszug aus dem Bundeszentralregister kommen lassen, wo schon die neue Adresse hinterlegt war.

Am 11. November beantragte die Staatsanwaltschaft Hannover auch die Ausschreibung zur Personenfahndung zum Zwecke der Aufenthaltsermittlung. Im Antrag wurde allerdings bereits die neue Wohnanschrift angegeben. „Nach Medienberichten, aus denen ich Ende Januar erfuhr, dass nach mir gefahndet wird, habe ich mich umgehend mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung gesetzt und darüber informiert, dass ich keine Klageschrift erhalten habe und nochmals meine Wohnanschrift mitgeteilt“, schildert Caesar.

Daraufhin wurde am 31. Januar durch die Staatsanwaltschaft Hannover die Löschung der Personenfahndung nach Caesar beantragt. „Zum Zeitpunkt des Erscheinens Ihres Artikels war die Personenfahndung bereits gelöscht“, sagt Caesar. Die Wohnanschrift sei den Ermittlungsbehörden also seit November bekannt gewesen (Dokumente liegen der Volksstimme vor).

Dass die Anschrift beim Amtsgericht Hannover bekannt ist, bestätigt auch Pressereferent und Amtsrichter Koray Freudenberg. „Das Verfahren steht noch auf ,vorläufig erledigt‘. Das kann mehrere Gründe haben. So funktionieren manche Zustellungen nicht, weil beispielsweise der Briefkasten nicht ordnungsgemäß beschriftet ist“, so der Richter Ende Juni auf Nachfrage.

Bei dem anhängigen Verfahren drehe es sich auch um unerlaubte Werbung, die in seinem Namen und dem seiner Firma excofirm-Europe GmbH 2019 per Fax unter anderem auch an zahlreiche Anwaltskanzleien verschickt wurden. „Darin wurden den Adressaten Werbepakete von 10 000 bis 50 000 Euro angeboten und Anwälte wissen natürlich, dass diese Art der Werbung untersagt ist. Wir haben weit über 100 Abmahnungen von Anwälten deswegen bekommen“, erläutert Caesar. Das sei das Ziel desjenigen, gewesen, der es auf ihn abgesehen habe.

Hier sei erwiesenermaßen die Ruf- und Faxnummer von excofirm mittels Call-ID-Spoofing missbraucht worden. Das Call ID Spoofing ermöglicht dem Anrufer, seine wahre Identität beim Angerufenen zu verschleiern, um gegebenenfalls eine falsche Identität vorzutäuschen. „Unsere Telefonanlage ist bereits des Öfteren missbraucht worden“, sagt Caesar. Das Landeskriminalamt (LKA) habe ermittelt. Nach dem letzten Telefonterror Ende Februar – unter anderem in Zerbst – habe das LKA wieder ermittelt „und es gibt jetzt Hinweise auf den Täter, weil ich selbst mit ihm telefonieren konnte.“ Der habe ihn ausgelacht und beleidigt. „Hier ist das LKA Berlin weiterhin dran“, sagt Caesar. Ob Ermittlung liefen, noch laufen oder zum Ergebnis etwaiger Ermittlungen wollte sich das LKA auf Nachfrage nicht äußern. Ein Sprecher begründete dies mit dem Datenschutz.

Was die angeblich verschwundenen Autos der Firma Sixt betrifft, bezweifelt Caesar, dass es sich bei dem Anrufer tatsächlich um einen Mitarbeiter der Firma Sixt gehandelt habe. Der hatte ihn gegenüber der Volksstimme beschuldigt, mit vier Autos verschwunden zu sein. „Ich habe einen Leasing-Vertrag bei Sixt. Meine Stammstation, wo ich die Autos abhole und auch wieder zurückbringe, ist Hannover-Nord“, bezieht Caesar auch zu diesem Vorwurf Stellung und legt auch hier entsprechende Rückgabe Protokolle vor. Es hätten niemals vier Autos gleichzeitig auf seinem Hof gestanden, so Caesar.

Dies bestätigt auch die Firma Sixt. „Wir haben die Sachlage geprüft. Den geschilderten Vorfall können wir nicht bestätigen“, so eine Unternehmenssprecherin. Es habe keinerlei Auffälligkeiten gegeben.

Auf die Vorwürfe des Büro-Service’ in der Berliner Friedrichstraße eingehend, Caesar und seine Firma excofirm-Europe GmbH hätten seit Monaten keine Rechnungen bezahlt, sagt Caesar: „Den Service haben wir tatsächlich genutzt und zu Ende November 2019 fristlos gekündigt, weil es Querelen mit der Weiterleitung der Post gegeben hat. Hier geht es tatsächlich um die Kündigungsfrist von drei Monaten und entsprechend um die Rechnungen von Dezember bis Februar.“

Inzwischen hat das Amtsgericht Berlin-Charlottenburgen am 4. Mai ein Insolvenzverfahren gegen Caesars Firma excofirm-Europe GmbH eingeleitet. „Der Antrag wurde von einer Krankenkasse gestellt. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Stefan Ludwig aus unserer Berliner Niederlassung bestellt“, schreibt Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der Anwaltskanzlei Schultze & Braun auf Nachfrage.

Bei der excofirm-Europe GmbH handele es sich um eine Holdingsgesellschaft, die – nach ersten Erkenntnissen – offenbar keinen eigenen Geschäftsbetrieb unterhält. „Ziel des Insolvenzverfahrens ist daher in erster Linie die Abwicklung der Gesellschaft und die bestmögliche Befriedigung der Gläubiger“, so Schorlemmer.

Dem widerspricht Caesar: „Ich konzentriere mich jetzt darauf, das Unternehmen aus der Krise zu führen. Der operative Betrieb geht auch während des Insolvenzverfahrens weiter und ist sichergestellt“, erklärt Caesar. Der Insolvenzverwalter werde jetzt die Liste der Gläubiger zusammenstellen, die dann auch bedient würden.

Für das laufende Insolvenzverfahren macht Caesar die Corona-Krise und die negative Berichterstattung zumindest mitverantwortlich. „Geschäftspartner haben sich abgewandt und wir haben fristlose Kündigungen von Dienstleitungsverträgen aus wirtschaftlichen Gründen aber auch wegen des schlechten Rufes meiner Person erhalten“, so Caesar. Viele Kunden wüssten um die Vergangenheit des excofirm-Geschäftsführers, würden allerdings dem Druck der Medien nicht standhalten, was für ihn durchaus verständlich sei.

„Dennoch glaube ich, dass meine Vergangenheit für die Tätigkeit meiner Unternehmen weniger eine Rolle spielen sollte, sondern die Leitungen, die wir für unsere Kunden erbringen“, macht Caesar deutlich. Immer mit dem „Imperator“ verglichen zu werden oder das Aufwärmen von „Deutschlands jüngstem Unternehmer“ mache die Sache auch nicht leichter. „Die Zeiten sind vorbei, das ist Vergangenheit. Ich kann mich nur auf mein heutiges Wissen und meine Referenzen berufen“, sagt Caesar. Erwachsenwerden bedeute auch, reifer zu werden. Nichtsdestotrotz erhalte er noch immer Drohungen, auch persönlicher Art.

Auf die Frage, ob in und mit seinen Firmen alles nach Recht und Gesetz läuft, antwortet Christoph Julius Caesar mit einem klaren „Ja. Alles was ich nach meiner Haftentlassung begonnen und mir aufgebaut habe, ist sprichwörtlich mit rechten Dingen zugegangen“, beteuert Caesar.