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Vorfälle im Zerbster Umland  Angst vor Einbrechern geht um

Die Einbrüche in der Garitzer Bungalow- und Wohnsiedlung Weinberg verunsichert viele Menschen.

Von Arlette Krickau 11.08.2015, 01:01

Garitz l „Das war nicht nur ein Angriff auf die Bungalowsiedlung und auch keine Randale“, sagt Michael Rettig aus Garitz. „Das waren geplante Einbrüche“, sagt er.

Am Wochenende vom 31. Juli bis 2. August meldete die Polizei einen Angriff auf die Bungalowsiedlung in Garitz von Unbekannten, die verschiedene Dinge entwendeten und sich auch Zutritt in einige Bungalows verschafften. „Das ist verharmlost dargestellt“, sagt Rettig, auch wenn er selbst nicht betroffen ist. „Ich habe eine gute Absicherung an meinem Haus. Mit Alarmanlage, Kameras und Flutstrahler mit Bewegungsmeldern. Das hat sie abgeschreckt“, ist er sich sicher.

So viel Glück hatte Ilse Berwick nicht. Bei ihr stiegen sie von hinten auf das Grundstück ein, entwendeten das angeschlossene Fahrrad und stöberten im Schuppen. „Früher habe ich hier immer mit offenem Fenster geschlafen. Das traue ich mich gar nicht mehr“, sagt sie. Sie war es, die zuerst einen Einbruch bemerkte und die Polizei verständigte. Als die vor Ort eintraf, sprach sich das herum. Viele hatten noch gar nichts bemerkt, schauten dann nach und fanden so einiges.

Beispielsweise die Nachbarn zwei Eingänge weiter. Bei ihnen wurde unter dem Schleppdach gewühlt. Ein Werkzeugkoffer, ein Messer und andere Kleinigkeiten fehlen.

Wieder zwei Eingänge weiter ging es sogar noch weiter. Hier waren sie im Haus. „Wir wissen bis heute nicht, wie sie reingekommen sind“, sagt Nannette Reichhardt. Sie und ihr Mann haben dort seit 25 Jahren den Bungalow. „Kurz nach der Wende hatten wir mal kurz Randale hier, aber seit dem war es ruhig“, sagt das Paar.

Aus dem Haus entwendeten die Täter die Tasche eines Gastes, der zu Besuch war. Die Tasche fand sich am nächsten Tag auf der Wiese des nächsten Grundstückes wieder. Portemonnaie, Schmuck, EC-Karten – alles weg. „Unsere Freundin war ganz aufgelöst“, sagt Nannette Reichhardt. Aber auch ihr geht es seitdem nicht gut. „Ich hab jetzt wirklich Angst“, sagt sie. Denn die Täter scheinen dreist vorzugehen, immerhin waren auf dem Grundstück gut ersichtlich zwei Autos geparkt, und auch ein Zelt stand noch im Garten, in dem Besuch schlief. „Mein Mann schlief auf der Couch. Wenn ich mir vorstelle, was da hätte alles passieren können ... schlimm.“

Auch Ortschaftsratsmitlied Gero Brodowski wohnt in der Siedlung. Zwar waren die Täter nicht bei ihm, aber er kommt viel rum. „Ich habe von gehäuften Einbrüchen in Richtung Coswig gehört, in Grochewitz, Bräsen und Weiden, außerdem in Serno, Streetz und Natho“, erzählt er. „Rund zehn Dörfer fallen mir ein, in denen Einbrecher und Diebe in den vergangenen zwei Wochen unterwegs waren.“ Der Gedanke einer Einbruchsserie liegt da bei vielen nahe.

Auch von fremden Lieferwagen, die in den Dörfern gesehen wurden, ist die Rede, ebenso von Bettelstreifzügen. „Viele haben Angst, ausspioniert zu werden“, weiß Brodowski. „Die Angst geht hier um. Es ist wie in Chicago. Ich finde das unglaublich“, meint er.

Viele malen sich ob der Einbrüche zahlreiche Szenarien aus. Die Angst ist da – sogar von Bürgerwehren außerhalb der Zerbster Grenzen soll die Rede sein.

„Es ist schlimm, dass schon über etwas wie Bürgerwehren nachgedacht wird“, sagt Garitz Ortsbürgermeister Mario Rudolf. Bereits Anfang Juli hatte er sich als Ortschef über einen Einbruch im Vereinshaus am Sportplatz und in der Feuerwehr geärgert. „Wie bekloppt muss man sein, in einem Vereinsheim zu randalieren und eine Beregnungsanlage und Schläuche bei einem Sportverein zu klauen und damit auch den Spielbetrieb zu gefährden“, flucht er noch heute und ärgert sich. Ähnlich sieht es bei der Feuerwehr aus. „Im Gerätehaus wurden ein Beamer und die Musikanlage gestohlen. Beim Fahrzeug wurde das hydraulische Rettungsgerät gestohlen, zwei Kettensägen mit kompletten Zubehör, außerdem wurden am Gebäude Türen und Fenster beschädigt“, gibt Ortswehrleiter Daniel Mielchen Auskunft.

Ersatzbeschaffungen für solche Dinge sind zumeist nicht nur kostspielig – ein neues hydraulisches Rettungsgerät liegt etwa bei 19 000 Euro – sondern dauern auch. Die gestohlene Beregnungsanlage hat noch keinen Ersatz – besonders ungünstig bei der Wetterlage.

Ob es eine Einbruchsserie auf Kreisebene ist, das prüft derzeit die Polizeidirektion Ost noch. Regional für Zerbst und das Zerbster Umland betrachtet, sieht Polizeirat Hans-Peter Klimmek hier noch keine größeren Ausmaße. „Einbrüche sind ein generelles und fast tägliches Problem“, sagt er. Durch subjektive Empfindungen könnte der Eindruck entstehen, dass es schlimmer geworden wäre.

Aber er appelliert an alle Einwohner, aufmerksam zu sein. „Wir haben nicht so viele Leute, als dass wir immer überall Streife fahren könnten, wir sind also auf Hinweise angewiesen.“