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Tafel Diakonie äußert sich zu Kaufinteresse

Der Verkauf der Zerbster Villa Musik und Kunst erregt die Gemüter. Der Diakonie-Geschäftsführer Dietrich Landmann fühlt sich falsch dargestellt.

Von Arlette Krickau 29.06.2018, 01:01

Zerbst l „Wir sind keine Tafel-Gefährder“, sagt Dietrich Landmann, Geschäftsführer der Diakonie Zerbst und holt tief Luft. Schließlich habe die Diakonie selbst 2002 die Tafelarbeit begonnen und diese 13 Jahre lang getragen, bis 2015 ein eigenständiger Trägerverein gegründet wurde.

Nach der Berichterstattung über den geplanten Verkauf der Villa Musik und Kunst, einstiger Sitz der SED-Kreisleitung, kochten die Gemüter hoch. In den Nebengebäuden des ehemaligen „Kremls“ sind heute die Tafel und die Kindertafel Zerbst angesiedelt. Beide Leiterinnen der Institutionen wendeten sich an die Volksstimme und berichteten, dass sie den Verkauf mit angeschoben hätten, weil es einen Gönner der Tafel gibt, der das Objekt kaufen und ihnen die Gebäude weiterhin zur Verfügung stellen würde.

„Dass es einen solchen Interessenten gibt, der im Sinne der Tafel das Objekt kaufen will, war uns nicht bekannt, davon hörte ich erstmals als ich es in der Volksstimme las“, sagt Landmann. Er findet diese Aussage erstaunlich und schrieb an die Volksstimme in einem Brief: „Für Vergaben der öffentlichen Hand sind öffentliche Ausschreibungen zwingend, eben damit nicht nur ein vorher Bestimmter zum Zuge kommt. Das ist der Sinn der Sache. Dieses Prinzip gewahrt zu wissen, liegt im allgemeinen Interesse, um Kungelei zu verhindern.“ Aber unabhängig davon, ist der Geschäftsführer sauer über die Darstellung des Kaufinteresses der Diakonie in der Zeitung. „Wir haben eben kein Kaufangebot gegen die Tafel abgegeben“, betont er. Man habe nur auf die Ausschreibung des Landkreises reagiert, weil man ein gutes Konzept hat, was auf das Objekt passen würde.

„Und als der Vorstand beschloss, ein Angebot abzugeben, war uns dabei auch bewusst, dass auf die Interessen der gegenwärtigen Mieter Rücksicht genommen werden muss. Das sind neben der Tafel auch die Flugmodellbauer, eine Gemeinde oder die Zerbster Musikanten. Mit allen würden wir das Gespräch suchen. Das war uns klar. Um einen Lösungsweg zu finden. Wir haben einen Plan für das Objekt, doch es würde nichts übers Knie gebrochen werden, wenn wir es denn bekämen“, versichert er. So habe er sich auch mit Frau Brandtscheidt verständigt, die er am Objekt traf. „Dass die Begegnung allerdings so stattgefunden hat, wie in der Volksstimme berichtet, kann ich nicht bestätigen“, ergänzt er.

Dass sich der Gönner hinter der Anonymität versteckt, kann Landmann ebenfalls nicht nachvollziehen. „Wenn ein Kaufinteressent angeboten hat, das Grundstück zu erwerben, um es weiter der Tafel zur Verfügung zu stellen, warum versteckt er sich hinter einer Maske der Anonymität? Welchen Sinn macht das? Der kann sich doch zu seinen guten Absichten bekennen!“, schreibt er an die Redaktion. (Anm. d. Red.: Der Gönner hat sich mittlerweile zu erkennen gegeben und schildert demnächst in der Volksstimme seine Beweggründe.)

Nach Landmanns Meinung, findet er den anonymen Gönner in der ersten Berichterstattung als Best-Bewerber dargestellt, die Diakonie aber als Tafel-„Gefährder“. „Das ist unfair“, findet er. Über das Konzept der Diakonie möchte er jetzt, vor einer Entscheidung des Kreistags, die Öffentlichkeit noch nicht informieren, weil dadurch die Rechte anderer Bewerber beeinträchtigt werden könnten, befürchtet er.

Der Kreistag sollte in seiner jüngsten Sitzung vor zwei Wochen über den Verkauf entscheiden, vertagte die Entscheidung aber. In der nächsten Sitzung sollen nun die Bewerber ihre Konzepte persönlich vorstellen, wie beide Bewerber bestätigten. Das wird alles im nicht-öffentlichen Teil stattfinden, wie es bei Grundstücksangelegenheiten rechtlich festgelegt ist. Dann soll wohl eine Entscheidung getroffen werden, wer das Objekt kaufen darf.