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Zerbster Schloss Wertvolles Geschenk aus Rhede

Am Sonnabend erhielt der Förderverein Schloss Zerbst ein ganz besonderes Geschenk.

Von Thomas Kirchner 27.09.2017, 01:01

Zerbst l Pfarrer Rudolf Friemelt aus Rheden nahe Hildesheim übergab ein Gemälde auf dem mit großer Wahrscheinlichkeit Fürstin Caroline Wilhelmine Sophie von Anhalt-Zerbst dargestellt ist.

„Ich habe das Gemälde vor drei Jahren bei einem Auktionshaus erworben“, sagt Pfarrer Rudolf Friemelt. Das Kunstwerk war zusammen mit anderen Stücken bis dato im Schloss Wernigerode gelagert. Der Pfarrer hat dann selbst Nachforschungen angestellt, um wen es sich bei der abgebildeten Dame handeln könnte. Durch die Signatur auf der Rückseite des Bildes, wo unter anderem das Wort Cervesta zu lesen ist, stieß Friemelt auf Zerbst.

Zunächst war der Pfarrer davon ausgegangen, dass es sich bei der Dame auf dem Gemälde um ein Jugendbildnis der Zarin Katharina der Großen höchst persönlich handelt. Bei seinen Recherchen entdeckte er dann die Internetseiten des Fördervereins Schloss Zerbst und nahm Kontakt mit Dirk Herrmann auf.

Schnell war klar, dass es sich nicht um ein Portrait von Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, der späteren Zarin handelt, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach um die Schwägerin von Katharina, Fürstin Caroline Wilhelmine Sophie von Anhalt-Zerbst. Fürstin Caroline war die Ehefrau von Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst, dem jüngeren Bruder von Katharina.

Er herrschte im Fürstentum Anhalt-Zerbst von 1747 bis zu seinem Tod 1793. Bis zu seiner Volljährigkeit am 28. September 1752 regierte seine Mutter Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf für ihn. „Viele Indizien sprechen für Fürstin Caroline“, erklärt Dirk Herrmann. Kleidung, Kopfschmuck, Details wie beispielsweise die Locke am Haar weisen auf die Schwägerin der Zarin hin.

„Das Bild ist zwar postum gemalt, 1762, die Fürstin ist 1759 verstorben, aber das war damals durchaus üblich, dass man auch Portraits nach dem Tode angefertigt hat“, weiß Herrmann.

Das 1762 entstandene Ölgemälde ist signiert von Johann Christoph Schütze. „Das hat nichts mit dem Hofbaumeister Schütze zu tun, sondern es gab einen Maler und Baumeister, der ebenfalls Johann Christoph Schütze hieß und von 1745 bis 1783 nachweisbar für den Zerbster Hof tätig war, unter anderem auch als Zeichenlehrer“, sagt Dirk Herrmann. Joahnn Christoph Schütze sei hochfürstlich privilegierter Kunstmaler aus Bernburg gewesen.

Herrmann ist sich sicher, dass dieses Gemälde ursprünglich nicht im Zerbster Schloss zu Hause war. „Es wurde zwar von einem Zerbster Maler hergestellt, kann aber in einem ganz anderen Fürstenhaus gehangen haben, es gab ja viele Verwandte. Es gibt viele Möglichkeiten, wo es gehangen haben könnte“, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Entscheidend sei, dass es sich bei dem Bild um eine Zerbster Fürstin handelt und dass es in einem hervorragenden Zustand ist. „Es wird im Ausstellungsraum 1 seinen Platz finden“, kündigt Herrmann an.

„Ich gehe im nächsten Jahr in den Ruhestand, ziehe nach Hannover in eine Stadtwohnung, wo mir auch der Platz fehlt“, sagt Pfarrer Friemelt.

Das sei aber nicht der entscheidende Grund gewesen, das Gemälde dem Zerbster Schlossverein zu schenken, vielmehr sei er beeindruckt von dem, was Dirk Herrmann und seine Mitstreiter bisher geleistet haben. „Da war für mich klar, das Bild muss in das Zerbster Schloss“, erklärt der Pfarrer ganz selbstverständlich.

Was das Gemälde gekostet hat, wollte er allerdings nicht verraten.

Pfarrer Friemelt ist zum ersten Mal in Zerbst und möchte sich noch etwas in der einstigen Residenzstadt umsehen. „Ich möchte gerne auch noch einen Abstecher nach Köthen machen“, sagt der Pfarrer.

Dirk Herrmann ist glücklich und freut sich über das wertvolle Geschenk von Pfarrer Rudolf Friemelt. „Es kommt natürlich nicht oft vor, dass wir solch ein wertvolles Geschenk erhalten, zu dem es sich hier um ein Original handelt“, sagt der Vereinsvorsitzende Dirk Herrmann.