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Mein Olympia Nordkorea ist nebenan

Beim Eiskunstlaufen in Pyeongchang traf unser Autor die "Armee der Schönheiten" aus Südkorea.

Von Lars Becker 15.02.2018, 23:01

Fliegen oder lieber daheim bleiben? Was hat man sich in den letzten Monaten vor den Winterspielen für Gedanken über diesen Trip zu Olympia gemacht. Jeder Tweet von Donald Trump schürte die Zweifel, jeder neue Atomtest von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sowieso. Die Olympiaregion liegt schließlich nur 80 Kilometer von der Todesgrenze entfernt.

Und jetzt sitzt man beim Eiskunstlauf auf der Pressetribüne direkt neben der „Armee der Schönheiten“. Dutzenden bildhübscher Frauen aus dem abgeschotteten sozialistischen Land. Alle Frauen tragen das exakt gleiche rot-weiße Outfit. Und jubeln immer schön im Gleichtakt und schwenken ihre Fähnchen. Auf die Toilette dürfen sie nur in Begleitung ihrer männlichen Aufpasser, die schwarze Jacken mit Pelzkragen und dazu einen passenden schwarzen Mundschutz tragen. Gejubelt wird, wenn es eine Vorturnerin vorgibt. Oder wenn sich genügend Fernsehkameras versammelt haben. Die ungewöhnlichen Bilder gehen um die Welt.

Als ein US-amerikanisches Paar auf das Eis läuft, klatscht eine der Frauen aus dem Fanblock gedankenverloren in die Hände. Sofort dreht sich aus der Reihe vor ihr eine Kollegin mit einem ängstlichen Kichern um und weist sie auf ihren Fehler hin. Die Sicherheits-Gorillas haben nichts bemerkt. Gut, hierhergeflogen zu sein und das alles mit eigenen Augen zu sehen.

Lars Becker (48) ist freier Journalist aus München und zum zwölften Mal bei Olympischen Spielen dabei, davon zum sechsten Mal bei Winterspielen. Lieblingssport: Skicross wegen der Action – und weil seine Kinder es auch gern fahren.