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GP in Spielberg Von Formel-1-Blasen und kleinen Fluchten

Wie haben sich die Formel-1-Piloten zwischen den beiden Grand Prix in Österreich die Zeit vertrieben? Die einen gingen Golfen, die anderen machten Bergtouren. Sebastian Vettels Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc irritierte mit einem Abstecher nach Monaco.

Von Martin Moravec, dpa 10.07.2020, 11:10

Spielberg (dpa) - Die selbst ernannte Urlaubsregion Murau-Murtal konnte Charles Leclerc nicht halten. Mit Wanderrouten, Radtouren und Wasserspaß umwirbt der Landstrich in der Steiermark seine Gäste.

Sebastian Vettels monegassischer Ferrari-Stallrivale machte sich nach dem Formel-1-Auftakt in Spielberg aber vorübergehend auf und davon. "Ich bin für zwei Tage nach Hause", berichtete Leclerc vor dem zweiten Grand Prix in Österreich am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky). Kein Problem? Nicht ganz. Der Abstecher des 22-Jährigen in die Heimat sorgte durchaus für Irritation.

Die Formel 1 ist die erste globale Sportart, die nach dem Ausbruch der Corona-Krise wieder ihren Betrieb aufgenommen hat. Auf 81 Seiten hat der Motorsport-Weltverband Fia "Richtlinien für die Rückkehr des Motorsports" nach dem viralen Stillstand festgeschrieben.

Neben Maßnahmen wie Maskenpflicht und der Versorgung mit Desinfektionsmitteln vor Ort sieht das strikte Hygienekonzept auch vor, dass alle Beteiligten streng in Gruppen unterteilt werden, die keinen Kontakt miteinander haben dürfen. So soll die Ansteckungsgefahr minimiert werden.

Bleibt in eurer Blase, ließe sich das Motto formulieren. Die Fia sprach nun daher im Fall Leclerc eine Warnung gegen Ferrari aus, doch bitte künftig penibel darauf zu achten, dass die Corona-Verhaltensregeln eingehalten werden. Von Leclerc kursierte ein Foto im Internet, das ihn angeblich während seines Heimatausflugs - der in den Regularien nicht explizit verboten ist - ohne Maske und ohne die Wahrung sozialer Distanz zu Dritten zeigte.

"Bevor ich zurückgekommen bin, wurde ich zweimal getestet", bemerkte Leclerc. "Beide waren natürlich negativ." Leclerc war aber nicht der einzige Fahrer, der sich zwischen den ersten beiden Saisonrennen vorübergehend absetzte. Auch Valtteri Bottas von Mercedes berichtete von seiner zwischenzeitlichen Rückkehr nach Monaco. Dort habe er seine Batterien aufladen können, erzählte der Sieger des ersten Laufs in Spielberg. "Es macht keinen echten Unterschied, ob ich mit denselben Leuten in derselben Blase hier oder zuhause in Monaco bleibe", befand Bottas. Im Fall des Finnen erkannte die Fia keine Hinweise, die eine Ermahnung nötig gemacht hätten.

Die Formel-1-Bosse werden die kleinen Fluchten kritisch aufgenommen haben. Mühevoll war der Neustart, der auch den Teams das finanzielle Überleben sicher soll. Leichtfertigkeit in Fragen der Sicherheit wollen sie sich nicht vorwerfen lassen. "Das ist eine außerordentliche Leistung", hatte Weltverbandspräsident Jean Todt nach einer Inspektion in Österreich noch den Wiederbeginn gelobt.

Die Chefs der milliardenschweren Serie hätten es sicher viel lieber gesehen, wenn sich ein Leclerc zwischen den beiden Rennen an Vettel ein Beispiel genommen hätte. "Ich bin in der Blase geblieben", erzählte der viermalige Weltmeister, der auf einem umgebauten Bauernhof in der Schweiz lebt und sich ähnlich wie Renault-Fahrer Daniel Ricciardo in die Berge aufmachte.

Die Racing-Point-Piloten Sergio Perez und Lance Stroll arbeiteten dagegen in ihrer Freizeit beim Golfen an ihrem Handicap, während Haas-Fahrer Romain Grosjean Zeit auch vor dem Bildschirm bei einem Video-Ballerspiel verbrachte.

"Die Umgebung ist wirklich schön", gab dagegen Max Verstappen von Red Bull in der "Kleinen Zeitung" zu Protokoll. "Ich habe ein paar Läufe mit meinem Trainer unternommen, am Montag etwas ausgespannt, mit den Ingenieuren geplaudert. Am Dienstagabend gab es ein Team-Grillfest, eine gute Möglichkeit, auch innerhalb unserer Blase ein bisschen Spaß zu haben." Man könne sonst "ja fast nirgendwo hingehen".

© dpa-infocom, dpa:200710-99-744038/2

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