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Wehrlein auf DTM-Titelkurs - Audi droht mit Konsequenzen

Die Titelchancen für Audi sind am Nürburgring auf ein Minimum gesunken. Weil Mortara und Ekström patzen, hat Wehrlein vor dem Finale 37 Punkte Vorsprung. Die bittere Enttäuschung von Audis DTM-Chef Dieter Gass hatte aber einen anderen Grund.

Von Maximilian Haupt, dpa 27.09.2015, 18:00

Nürburg (dpa) - Mercedes-Fahrer Pascal Wehrlein fluchte über Funk, beschwerte sich bei seiner Crew und hat nach Rang fünf am Nürburgring dennoch beste Chancen auf den ersten DTM-Titel seiner Karriere.

Getrübt wurde die Freude nach der emotionalen Achterbahnfahrt beim ungefährdeten Premierensieg von Audi-Pilot Miguel Molina jedoch durch einen Frontalangriff von Audis DTM-Chef Dieter Gass. Er beschuldigte Mercedes, eine getroffene Absprache gebrochen zu haben und wollte als Konsequenz einen möglichen Ausstieg von Audi aus der DTM nicht explizit ausschließen.

Audis Topfahrer Edoardo Mortara und Mattias Ekström haben nach jeweils null Punkten am Sonntag nur noch theoretische Chancen auf die Meisterschaft. Wehrlein liegt nach den Plätzen Drei und Fünf am Nürburgring mit inzwischen 165 Punkten nun 37 Punkte vor Mortara und 38 Zähler vor Ekström. Es gibt noch 50 Punkte, und es kann in Hockenheim noch viel passieren. Aber wenn es nicht ganz schlimm läuft, dann sieht es gut aus, sagte der 20-Jährige.

Weil der Formel-1-Testfahrer seine Platzierung am Sonntag aber nicht nur mit herausragenden Manövern, sondern auch mit Schützenhilfe seiner Markenkollegen erreichte, war Gass stocksauer. Ich glaube, die DTM steht in der Kritik, weil wir keine gute Show bieten. Weil wir Hersteller-Spielchen spielen, weil wir Strategie-Spielchen spielen. Das wollten wir abstellen, sagte Gass.

Er bezog sich damit auf eine erst am Samstag von den Herstellern Audi, BMW und Mercedes getroffene mündliche Absprache. Laut Gass hatte man sich darauf geeinigt, dass wir keinen verlangsamen, um einem Meisterschaftskandidaten Überholmöglichkeiten zu bieten.

Mercedes-Fahrer Maximilian Götz wurde in der Eifel jedoch binnen sechs Runden um mehr als fünf Sekunden langsamer und ermöglichte Spitzenreiter Wehrlein in einem dennoch spannenden Rennen so den Sprung auf Rang fünf. Das ist für mich enttäuschend. Da muss ich mich fragen, inwieweit kann man Absprachen treffen und sich darauf verlassen, beschwerte sich Gass.

Laut Reglement ist eine Stallorder in der DTM nicht verboten. Ich bin sehr froh, dass ich so super Teamkollegen habe, die mich so unterstützen, sagte Wehrlein. Wenn sie in unserer Situation gewesen wären, hätten sie das auch gemacht. Das ist mir deswegen egal, sollen sie sich doch beschweren.

Zu möglichen Konsequenzen sagte Gass: Theoretisch ist immer alles möglich. Auf die Nachfrage, ob die Option Ausstieg aus dem Deutschen Tourenwagen Masters für die VW-Tochter Audi darin eingeschlossen sei, oder nicht, antwortete Gass: Ich werde hier nicht sagen, dass Audi aus der DTM aussteigt. Das werden die gegebenen Personen zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, ob das möglich ist, oder nicht.

Vertreter von Mercedes und BMW bestätigten eine Absprache. Ja, wir haben uns auf schönen Motorsport geeinigt. Die Frage ist, wo da die Grenze ist am Schluss. Ich denke, dass wir heute nicht unfair agiert haben, sagte Mercedes-DTM-Chef Ulrich Fritz. Das, was ich heute da gesehen habe, würde ich nicht unbedingt als schönen Motorsport bezeichnen, sagte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt, der sich ansonsten am Tag nach Maxime Martins Sieg über Rang drei von Bruno Spengler freuen konnte. Tageszweiter wurde Paul Di Resta im Mercedes.

Ekström musste nach nur einem Zähler am Samstag schon wieder einen Nackenschlag hinnehmen. Wir waren heute und gestern nicht schnell genug, gestand der Schwede. Sehr viel war eh' nicht drin. Hätte, wäre, wenn gibt es nicht.