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Schlaftabletten Rotwein V Alligatoah: Zynisch, derb, verlässlich gut

Fremdgehen, Umweltzerstörung, Gewalt oder Drogenkonsum - die Lieder und Texte des Hip-Hop-Künstlers Alligatoah sind meist derb und explizit. Sein neues Album "Schlaftabletten Rotwein V" ist da keine Ausnahme, doch auf musikalischer Ebene warten Überraschungen.

17.09.2018, 05:00
Lukas Strobel ist Alligatoah. Bei Auftritten nutzt er auch die Namen «Kaliba 69» und «DJ Deagle». Foto: Britta Pedersen
Lukas Strobel ist Alligatoah. Bei Auftritten nutzt er auch die Namen «Kaliba 69» und «DJ Deagle». Foto: Britta Pedersen dpa-Zentralbild

Berlin (dpa) - Drei Jahre mussten die Fans von Rapper Alligatoah (28, "Willst Du") auf ein neues Album warten. Jetzt ist der für zynische Texte, Humor unter der Gürtellinie und sarkastische Sozialkritik bekannte Musiker zurück ins Studio gegangen.

Mit "Schlaftabletten Rotwein V" (StRwV) liefert er eine aktuelle Neuauflage dieser Handschrift. Doch trotz derber Sprache ist das Album ein Beweis dafür, dass Hip-Hop und Rap auch ohne krasse Mackersprüche oder ausufernden Sexismus funktionieren können.

Für seine neue Platte schlüpft der "Verkleidungskünstler", wie er sich selbst nennt, in zahlreiche Rollen. Dabei wird jedoch nie klar, was Lukas Strobel, wie Alligatoah mit bürgerlichem Namen heißt, ernst meint. "Vielleicht meine persönlichste Platte - vielleicht auch nicht", singt er beispielsweise gleich im ersten Lied.

Zu seinen Rollen gehört der selbst ernannte Detektiv, der versucht, die Eskapaden seiner vergangenen Nacht zu rekonstruieren. Andere Tracks arbeiten sich etwa in Form eines Backpackers, der in Thailand neue Eindrücke gewinnen will, es aber nicht aus der Filiale einer Kaffeehaus-Kette hinaus schafft, an Vorurteilen und Widersprüchen unserer Gesellschaft ab. Vor allem das Lied "Füttern verboten" hämmert dem Hörer diese mit Textzeilen wie "Schau im TV: Magersüchtige posen - Fotos sind erlaubt, aber Füttern verboten", ins Gesicht.

Im Vergleich zu anderen Platten verzichtet die "Schlaftabletten Rotwein"-Reihe auf einen thematischen roten Faden. Die einzige Gemeinsamkeit der Lieder bestehe darin, Selbstzerstörung und Klischees zu thematisieren. "Es ist ein sehr experimentelles Album geworden", sagt der Künstler selbst. Dabei erkenne man zwar bei jedem Lied seine persönliche Handschrift, doch musikalisch habe er sich selbst überrascht, indem er beispielsweise auch rockige Lieder untergebracht habe.

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