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Aufgehellt Conor Oberst: Mit "Salutations" in besserer Stimmung

Voriges Jahr legte das einstige Americana-Wunderkind Conor Oberst ein irritierendes Soloalbum vor. Dessen düstere Lieder - und noch einige mehr - hat er jetzt neu aufgenommen. Und sie klingen ganz anders: wie künftige Folkrock-Klassiker.

Von Werner Herpell, dpa 22.03.2017, 15:02

Berlin (dpa) - Man musste sich um Conor Oberst Sorgen machen beim Anhören seines im vorigen Oktober erschienenen Albums "Ruminations".

Der Sänger allein an Klavier, Akustikgitarre und Mundharmonika, die Lieder traurig bis verzweifelt - es war, bei aller Schönheit dieser Soloplatte, eine eher frustrierende Momentaufnahme. Ob es nur an dem von Oberst scharf abgelehnten politischen Aufstieg des Donald Trump lag?

Nun versucht der Frontmann der Bright Eyes den düsteren Eindruck - der durch manch erratische Live-Auftritte bestätigt wurde - zu vertreiben. Das nur ein halbes Jahr später veröffentlichte Album "Salutations" (Nonesuch/Warner) ist quasi ein helles, aufgekratztes Gegenstück zum puristischen Vorgänger. Es enthält die zehn "Ruminations"-Tracks und sieben weitere Songs - aber diesmal allesamt in süffigen, üppigen, zugewandten Folkpop- und Countryrock-Arrangements.

Conor Oberst scheint hier wieder ganz bei sich zu sein und schwelgt klanglich 17 Mal in purer sonnendurchfluteter Americana-Schönheit (die Texte sind natürlich auch weiterhin nicht immer optimistisch). Die Frischzellenkur für Lieder wie "Gossamer Thin" oder "Till St. Dymphna Kicks Us Out" verdankt der 37-Jährige aus Omaha/Nebraska einer tollen rustikalen Begleitband um die Felice Brothers, den legendären Studio-Drummer Jim Keltner und gute Freunde wie Jim James (My Morning Jacket) oder Maria Taylor.

Songs wie das von flirrenden Streichern verzierte "Barbary Coast (Later)" oder die Balladen "Tachycardia" und "You All Loved Him Once" mutieren unter diesen neuen Voraussetzungen zu Highlights in der bereits 20-jährigen Karriere des einst mit Bob Dylan verglichenen Wunderkindes.

Man fühlt sich mehrfach an den Altmeister selbst, aber auch an The Band, Neil Young, Bruce Springsteen oder The Eagles erinnert. Zumal der immer noch jungenhaft wirkende Oberst hier so gut und unverkrampft singt wie noch nie. Mit dem 68-minütigen "Salutations" tritt er, nach dem schwierigen Zwischenschritt "Ruminations", in seine Folkrock-Klassiker-Phase ein. Wünschen wir uns (und ihm) nun vor allem, dass dieser Hochsensible und Hochtalentierte mental stabil bleibt.

Tourdaten: 05.08. Dresden - Beatpol, 10.08. Haldern - Haldern Pop, 15.08. Batschkapp - Frankfurt, 16.08. Erlangen - Kulturzentrum E-Werk

Website Conor Oberst

Label-Website