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Großer Pop Dirk Darmstaedter: Ein Rückblick mit Stolz

Das Werkschau-Album zur Solo-Karriere von Dirk Darmstaedter zeigt, dass dieser deutsche Songwriter große Vorbilder stets als Ansporn sieht: für eigene große Lieder. Ihm sind in 20 Jahren ziemlich viele geglückt.

Von Werner Herpell, dpa 25.02.2017, 05:00

Berlin (dpa) - Zu den vielen sympathischen Seiten des Dirk Darmstaedter gehört, dass er auf die Frage nach Einflüssen und Vorbildern nicht herumdruckst.

Während andere Musiker gern so tun, als ob sie die unschwer heraushörbaren Referenzen gar nicht kennen, geschweige denn in ihren Sound integriert haben, ist der Hamburger Singer-Songwriter eine ehrliche Haut.

So räumt auch der Presse-Beipackzettel zu Darmstaedters   Karriererückblick "Twenty Twenty" (Beg Steal & Borrow) freimütig ein, was sowieso offenkundig ist: Na klar, der 52-Jährige ist ein Verehrer der klugen, geschmackssicheren Popmusik von Lloyd Cole, Prefab Sprout oder Ron Sexsmith (man könnte wohl auch die Beatles, Burt Bacharach, Bob Dylan, The Beach Boys, Bruce Springsteen, Aztec Camera oder Elvis Costello hinzufügen).

Und na klar, wenn Darmstaedter "Sonny And Cher" besingt (einziges neues Lied auf diesem randvollen 80-Minuten-Album), dann meint er damit nicht nur das erfolgreiche Popduo der 60er Jahre, sondern eine bestimmte goldene Ära, ein bestimmtes Verständnis von guter, erwachsener Musik für die Massen. Solche Musik hatte er im Sinn, seit er von 1988 an mit The Jeremy Days einige Hits hatte - vor allem "Brand New Toy" hört man noch heute im Retro-Radio gern.

Um diese frühen Band-Lieder geht es allerdings nicht auf "Twenty Twenty". Der Albumtitel steht vielmehr für 20 Songs aus 20 Solo-Jahren, bei denen Darmstaedter auch sein On/Off-Projekt Me And Cassity mitzählt.

Gerade weil die Tracks bis 1996 zurückreichen ("King Of Trash", "The Last Day Of Summer"), erstaunt die konstant hohe Qualität des Songwritings - und die Geschlossenheit einer Kompilation, die ganz bewusst und ehrlicherweise nicht als "Greatest Hits" beworben wird. Denn Hits hatte Darmstaedter in seiner Solo-Zeit nicht. Die hier zwischendurch besungene "Number One Single" dürfte ein Traum bleiben.

So macht dieses Album wegen der vielen nicht nur im deutschen Vergleich großartigen Songs glücklich, aber auch etwas melancholisch. Denn anscheinend kann Musik, die sich auf die Großen des Pop bezieht, ohne diese abzukupfern, heutzutage keine Massen mehr erreichen. Einige der erwähnten Vorbilder haben diese Erfahrungen seit den 80er Jahren selbst schon gemacht.

Darmstaedters "Pop Guitars" (das den Faden von Prefab Sprouts herrlicher Ode "Electric Guitars" weiterspinnt), "The Half Life", "Stupid World", "The Last Troubador" - das sind nur vier von 20 feinen Liedern auf dieser sorgfältigen, liebevollen Zusammenstellung. Aber eigentlich könnte man auch vier ganz andere nennen - oder gleich alle 20.

Dirk Darmstaedter darf stolz sein auf diese beiden Pop-Dekaden. Freuen wir uns also auf seine nächsten Solo-Jahre! 

Konzerttermine: 29.03. Lübeck - Tonfink, 01.04. Kiel - Prinz Willy, 07.04. Detmold - Wohnzimmerkonzert, 08.04. Aachen - Raststätte, 12.04. Oberhausen - Zentrum Altenberg, 13.04. Bornheim - Cher's, 15.04. Bonn - Mausefalle, 26.04. Bielefeld - Bunker Ulmenwall, 27.04. Ludwigshafen - dasHaus, 28.04. Rüsselsheim - Das Rind, 29.04. Hamburg - Kukuun

Website Dirk Darmstaedter