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Hommage an die E-Gitarre "Let's Rock": Bluesrock-Comeback der Black Keys

Underground, Aufstieg, Welterfolg, Krise: Lange war unklar, ob The Black Keys ein weiteres Kapitel hinzufügen würden. Mit "Let's Rock" erfinden Auerbach und Carney das Rad nun zwar nicht neu. Unterhaltsam ist ihr Bluesrock-Comeback aber allemal.

Von Werner Herpell, dpa 01.07.2019, 05:00

Berlin (dpa) - Fünf Jahre haben sich The Black Keys, die mit vier Grammys dekorierten Megastars eines zeitgemäßen Bluesrocks, für ihr neues Album Zeit gelassen.

Auch schon fast vier Jahre ist es her, dass Sänger, Songwriter und Gitarrist Dan Auerbach sowie Schlagzeuger Patrick Carney im Rahmen einer strapaziösen Welttournee gemeinsam live auftraten. Doch jetzt hat das Warten ein Ende.

Viele Fans hatten kaum mehr damit gerechnet, dass sich die beiden anderweitig sehr umtriebigen US-Musiker und Produzenten noch einmal als Rock-Duo aufraffen könnten. Trug doch der allerletzte Song der Vorgängerplatte den skeptischen Titel "Gotta Get Away" - frei übersetzt: "Ich bin dann mal weg."

Schlicht "Let's Rock" (Easy Eye Sound/Nonesuch) haben die in Nashville/Tennessee beheimateten Black Keys nun ihr neuntes Studiowerk benannt - dessen makaberes Cover mit dem elektrischen Stuhl vornedrauf übrigens nicht gerade geschmackssicher gestaltet ist. Der Titel passt gleichwohl: Hier wird munter losgerockt wie in alten Zeiten, also direkter und rauer als noch auf "Turn Blue" (2014), das atmosphärisch von Trennungen geprägt war und bei aller Brillanz doch eher psychedelisch-verschwurbelt rüberkam.

"Die neue Platte ist eine Hommage an die elektrische Gitarre", sagt Carney (39), der mit seinem mächtigen Getrommel freilich ebenfalls großen Anteil am wiederentdeckten Bluesrock-Groove hat, im Interview des britischen Musikmagazins "Uncut". Auerbach (40) darf seine zahlreichen Sechssaitigen auf "Let's Rock" also nach allen Regeln der Kunst jaulen, sägen und kernige Riffs streuen lassen.

Dabei war es der Gitarrist, an dessen Zögern die Zukunft von The Black Keys über Jahre hing. "Ich war lange Zeit nicht bereit dafür, ein Black-Keys-Album zu machen", erzählt Auerbach, der unumstrittene Kopf des 2001 in Akron/Ohio gegründeten Jugendfreunde-Projekts. "Nach 'Turn Blue' war ich völlig ausgebrannt, zu 100 Prozent."

Die totale Erschöpfung hatte wohl vor allem mit seiner immer größer gewordenen Hauptband zu tun, die in den USA zuletzt Platz 1 der Albumcharts erreichte und rund um den Globus Stadien füllte. Denn nach "Turn Blue" war Auerbach ja nicht untätig: Er gründete The Arcs, ein dem Soul zuneigendes Nebenprojekt von 2015, veröffentlichte 2017 das Soloalbum "Waiting On A Song", erledigte einige hochgelobte Produzenten-Jobs und rief das Label Easy Eye Sound ins Leben.

"Diese lange Pause war sehr frustrierend für mich, aber gleichzeitig war sie genau das Richtige", sagt Drummer Carney. Er habe zeitweise "vor dem Computer gesessen und bei Wikipedia nachgeschaut, welche aktuellen Bands nach fünfjähriger Unterbrechung zurückgekehrt sind und nochmal eine Platte gemacht haben". Allzu viele waren es nicht.

"Let's Rock" liefert in zwölf kompakten Songs zum Glück einige Argumente dafür, dass The Black Keys nach ihrem Aufstieg aus dem Blues-Underground, dem Welterfolg und der anschließenden Krise nun doch weitermachen. Zwar fügen Auerbach/Carney dem bewährten Sound der Millionen-Seller "Brothers" (2010) und "El Camino" (2011) nichts Neues hinzu, sondern beschränken sich auf die konzentrierte Pflege ihrer Mixtur aus Gitarrenrock, Blues und Soul. Aber das stört kaum.

Schon der Opener "Shine A Little Light" kracht wunderbar lässig aus den Boxen. "Eagle Birds" erinnert an ZZ Top, "Lo/Hi" an Creedence Clearwater Revival, "Go" ist ein herrlich stumpfer Boogie und "Sit Around And Miss You" der von Auerbach wieder mal mit viel Gefühl gesungene Soul-Song des Albums. "Wenn wir zusammen sind, dann sind wir The Black Keys", betont der Frontmann. "Dann ist da echte Magie."

Ja, es sind gute Zeiten für Bluesrock-Fans: 50 Jahre ZZ Top mit Jubiläumstournee, der 1995 gestorbene irische Meistergitarrist Rory Gallagher wird mit 36 seltenen und unveröffentlichten Aufnahmen wiederentdeckt ("Blues"), und dann veröffentlichte im Juni auch noch der unermüdliche Jack White ein Comeback-Album mit seiner Zweitband The Raconteurs. Jetzt setzen die Black Keys noch einen drauf.

Website The Black Keys

Label Easy Eye Sound