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XOXO Musik mit Mannschaftsgeist: The Jayhawks fliegen hoch

Seit 35 Jahren formen The Jayhawks prachtvolle Popsongs zu einem sehr eigenständigen Folkrock. Ihr neues Album präsentiert sie auf dem Gipfel: vielfältige Lieder und doch alles wie aus einem Guss.

Von Werner Herpell, dpa 13.07.2020, 12:20

Berlin (dpa) - Der Bandname ist rätselhaft: Auf welche Art Falke oder Habicht mögen sich The Jayhawks, diese 1985 im US-Bundesstaat Minnesota gegründete Folkrock-Band, berufen?

Um im Bild zu bleiben: Mit ihrem neuen Album fliegen die eher kleinen Raubvögel ganz schön hoch. "XOXO" ist die wohl stärkste Jayhawks-Platte seit ihrer besten Zeit in den 90er Jahren.

Und das hat Gründe. Während die Verantwortung für Kompositionen, Texte und Vocals früher zumeist auf den Schultern von Bandgründer Gary Louris ruhte, ist das neue Werk ein Musterbeispiel für Mannschaftsgeist in der Musik. Die zwölf (in der Deluxe-Edition sogar 15) Stücke sind äußerst vielfältig und abwechslungsreich geraten, weil alle vier Jayhawks wesentliche Anteile haben. So prächtig zwischen The Beatles, The Byrds, The Beach Boys und Big Star schwebten ihre Melodien lange nicht mehr.

Klar, Lieder von Gary Louris wie der Countryrock-Opener "This Forgotten Town" oder die Harmony-Bombe "Homecoming" sind von besonderer Klasse. Aber auch Pianistin Karen Grotberg darf häufiger als früher beweisen, dass sie eine tolle Songschreiberin und Sängerin ist ("Ruby", "Across My Field"). Fast noch mehr überraschen die Frontmann-Qualitäten von Drummer Tim O'Reagan ("Society Pages", "Looking Up Your Number") und Bassist Marc Perlman ("Down To The Farm").

Louris, der sich den Job des Ober-Falken einst konfliktreich mit Mark Olson teilte, konnte sich für "XOXO" also etwas zurücklehnen (und nebenbei noch an einem für Herbst angekündigten Soloalbum arbeiten). "Hoffentlich habe ich jetzt nicht die Büchse der Pandora geöffnet, und beim nächsten Mal wollen sie gar keinen meiner Songs mehr", sagte er dem "Rolling Stone" im Scherz mit Blick auf seine talentierten Bandkollegen.

Er muss sich nicht sorgen. Sein Meisterstück als Jayhawks-Boss hat Louris mit dem melancholischen "Sound Of Lies" (1997) längst im Kasten - künftig zieht diese beständige Band, die leider nie so viel Erfolg hatte wie R.E.M. oder Wilco, ihre Bahnen eben als echtes Team.

© dpa-infocom, dpa:200707-99-700634/3

Website The Jayhawks