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Re-Issues Neues Altes von Prince, den Beatles und Radiohead

Jedes Jahr werden Hunderte ältere Alben als Wiederveröffentlichungen auf den CD- und Vinylmarkt geworfen. Viele davon brauchen nur beinharte Fans. Bei den Beatles, Prince und Radiohead ist das anders.

Von Werner Herpell, dpa 14.07.2017, 10:22
«Purple Rain» brachte Prince 1984 den weltweiten Durchbruch. Foto: Warner Music/Ed Thrasher
«Purple Rain» brachte Prince 1984 den weltweiten Durchbruch. Foto: Warner Music/Ed Thrasher dpa

Berlin (dpa) - Ein Sommer, der Fan-Träume wahr werden lässt. Zwischen Ende Mai und Ende Juni sind drei legendäre Alben in Neu-Editionen mit großem Mehrwert bei Soundqualität und Ausstattung erschienen: "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" von den Beatles, "Purple Rain" von Prince und "OK Computer" von Radiohead.

Ein solches Feuerwerk von Re-Issues stilprägender Popmusik der 60er, 80er und 90er Jahre hat es lange nicht gegeben. Wer die teuersten Veröffentlichungs-Varianten wählt, ist zusammen schnell 150 Euro los. Aber hier lohnt sich die zusätzliche Investition, obwohl viele Käufer diese drei Alben ja schon lange in ihrer Sammlung haben dürften (oder haben sollten, wie man in diesen Fällen wohl sagen muss).

Die Fab-Four-Ikone: "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band"

Dreizehn grandiose Lennon/McCartney-Lieder - inklusive der Ewigbesten "A Day In The Life", "Lucy in The Sky With Diamonds", "She's Leaving Home" und "With A Little Help From My Friends" - umfasst das Original. Es wird in den neuen Ausgaben zum Glück unverändert auf einer CD beziehungsweise einer LP angeboten. Allerdings wurden die originalen Vier-Spur-Aufnahmen aus dem Jahr 1967 von Giles Martin, dem Sohn des großen Beatles-Produzenten George Martin (1926-2016), einer fantastischen Stereo-Neuabmischung unterzogen. Nun klingt das Meisterwerk wohl endlich so wie damals im Londoner Studio.

In der 2-CD-Edition gibt es einen zusätzlichen Tonträger mit 18 Titeln, einschließlich bisher unveröffentlichter "Pre-Takes" der 13 Songs des Albums. Fast zeitgleich mit dem "Sgt. Pepper's"-Album erschienen 1967 als Single auch "Penny Lane" und "Strawberry Fields Forever" - sie sind hier in Stereo-Mixes und Instrumentalversionen enthalten und komplettieren damit die Dokumentation dieser wohl besten Bandphase der Fab Four. Das neue 2-LP-Ausgabe spricht Vinyl-Feinschmecker an. Die "Super Deluxe Edition Box" schließlich, mit vier CDs, einer Blue-Ray und einer DVD, ist etwas für Komplettisten - und dürfte unter so manchem Weihnachtsbaum landen.

Der Funk-Pop-Geniestreich: "Purple Rain" von Prince

Als "Deluxe"-Doppel-CD (20 Tracks) und als "Deluxe-Expanded"-Edition (3 CDs/35 Tracks und Live-DVD) wird das zwischen Funk, Pop, Soul und Rock oszillierende Soundtrack-Album wiederveröffentlicht, das dem kleinen Prinzen 1984 den weltweiten Durchbruch brachte und über 22 Millionen Mal verkauft wurde. Die erste CD enthält das 2015er "Paisley Park Remaster" der Originaltapes, die Prince Roger Nelson noch vor seinem schockierenden Tod vor gut einem Jahr beaufsichtigte.

Vom Opener "Let's Go Crazy" über Frivolitäten wie "Darling Nikki" und die famose Single "When Doves Cry" bis zur titelgebenden Ballade am Schluss ist und bleibt dieses Album eine unfassbare Explosion der Prince-Kreativität - seine größte Leistung neben "Sign O' The Times" (1987). Das beigelegte "From The Vault & Unreleased" präsentiert elf Perlen aus dem Archiv eines der wichtigsten Musiker der 80er Jahre, die dritte CD dann noch "Single Edits & B-Sides". Die Konzert-DVD zeigt Prince und seine damalige Band The Revolution "At Carrier Dome, Syracuse, N.Y." im März 1985. Damals war der Sänger und Multiinstrumentalist auch live auf der Höhe seiner Kunst.

Das Indierock-Meisterstück: "OK Computer" von Radiohead

Der Band aus Oxford um Sänger Thom Yorke und Gitarrist Jonny Greenwood war mit dem Grunge-light-Hit "Creep", dem dazugehörigen Album "Pablo Honey" (1993) und dem Nachfolger "The Bends" (1995) ein moderater Durchbruch geglückt. Eine so innovative und tief berührende Mixtur wie auf "OK Computer" (1997) - mit Indie-Emo-Pop, Prog-Rock, instrumentaler Virtuosität und düster-verrätselten, weitsichtigen Texten - hatte Radiohead aber keiner zugetraut. 20 Jahre später ist dieses Werk immer noch "state of the art" und gilt vielen als das größte Album der Dekade - trotz aller Charts-Dominanz von Britpop, Hip-Hop und Alternative.

Unter dem Titel "OK Computer OKNOTOK 1997-2017" haben Radiohead nun eine 2-CD-Jubiläumsedition veröffentlicht. Neben den zwölf remasterten Tracks ihres Nummer-eins-Klassikers mit Wahnsinnssongs wie "Paranoid Android", "Exit Music (For A Film)", "Karma Police" und "No Surprises" bietet das Album acht Single-B-Seiten und drei bisher unveröffentlichte, großartige Songs der damaligen Aufnahmesessions ("I Promise", "Man Of War", "Lift"). Eine Band, die elf Lieder solcher Qualität quasi in der Versenkung verschwinden lassen konnte, muss fürwahr gesegnet sein. Die 23 Tracks sind auch als Dreifach-Vinyl erhältlich.