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Comeback "Olympus Sleeping": Razorlight kehren ins Licht zurück

Razorlight hatte man eigentlich nicht mehr auf dem Zettel. Und dann kommen sie fast wie aus dem Nichts nach zehn Jahren Pause mit einem feinen Album zurück.

Von Wolfgang Marx, dpa 07.11.2018, 05:00

Berlin (dpa) - Er mag kleine Ohren haben, aber sein Selbstbewusstsein war übergroß: "Wenn man unsere Debüts vergleicht, macht Dylan Chips und ich trinke Champagner", sagte der Razorlight-Frontmann Johnny Borrell 2004 im Interview mit dem "Independent". Für diesen legendären Satz muss man den Mann einfach lieben.

Drei Alben lang waren Razorlight die Größten. Mit ihrem energiegeladenen Indie-Rock-Debüt "Up All Night" (2004) landeten sie auf Platz drei der britischen Charts und wurden in einem Atemzug mit den Libertines genannt, wo Borrell mal kurzfristig mitspielte.

Der Erfolg war da, aber rund lief es nicht: Kreischende Mädchen verfolgten das Quartett, die Bandmitglieder stritten sich immer wieder untereinander, und die Presse dichtete ihnen in regelmäßigen Abständen Affären mit zahllosen Hollywood-Schönheiten an.

Aber auch mit "Razorlight" (2006) und "Slipway Fires" (2008) spielten sie weiter oben mit - die gitarrenlastige Rebellion der Anfangszeit war hier aber bereits einem größeren Pop-Entwurf gewichen. Und dann war Schluss, bis auf wenige Momente der Revitalisierung.

Umso überraschender dann die Ankündigung, dass nach einer Pause von zehn Jahren wieder ein neues Razorlight-Album erscheinen sollte. Jetzt ist es raus: "Olympus Sleeping" heißt es. Der schlafende Indie-Riese ist zu neuem Leben erwacht - ein Hauch von Nostalgie schwingt bei dem Comeback mit.

Ihre "Ich kann auch große Stadien mit einem U2-Sound füllen"-Attitüde haben Razorlight bei "Olympus Sleeping" über Bord geworfen. Die raumgreifenden Opulenz ist einem fein austarierten Indie-Rock-Pop gewichen und das macht auch ohne große Innovationen Spaß.

Mit dem knackigen "Got To Let The Good Times Back Into Your Life" schrammeln sie sich gleich zu Beginn schwungvoll zur alten Leidenschaft zurück. Die Melodie trägt einen fort, der Bass erdet einen zugleich. Dem Konzept bleiben Razorlight in den meisten Songs treu, die auch schon mal lustvoll einen Bläsersatz ("Brighton Pier") dazwischenschieben und in "Good Night" oder "Japanrock" an die raueren Club-Anfänge der energiegeladenen Britpop-Ära erinnern. Erinnerungen werden wach - und ein bisschen Wehmut schwingt bei dem gelungenen Comeback ebenfalls mit.

Tourdaten: 06.02.2019 Berlin - Heimathafen, 11.02.2019 München - Freiheiz, 12.02.2019 Köln - Kantine, 13.02.2019 Hamburg - Grünspan

Website Razorlight