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Auf der Suche Starsailor sind balladesk und rockig zurück

Coldplay-Erben, The Verve-Imitatoren oder Britpop-Mainstream? Starsailor musikalisch zu beschreiben ist nicht einfach. Nach acht Jahren Pause ist die Combo um Sänger James Walsh mit "All This Life" wieder da. Die Platte lässt den Hörer ein wenig ratlos zurück.

Von Justus Makollus, dpa 07.09.2017, 05:00

Berlin (dpa) - Wenn eine Band, die zur Zeit ihrer ersten großen Erfolge auf eine Stufe gestellt wurde mit Kalibern à la Coldplay und The Verve nach acht Jahren ein neues Album herausbringt, ist die Erwartungshaltung naturgemäß hoch.

Mit Alben wie "Love Is Here" (2001) oder "Silence Is Easy" (2003), mit denen Starsailor um die Jahrtausendwende ihren Status in der wahrhaft ruhmreichen Riege der Britpop-Größen begründeten, hat sich die Band um Frontmann James Walsh gleichzeitig auch eine große Hypothek aufgeladen. Denn nichts weniger als ähnlich melodische und musikalisch eingängige Nachfolger erwartet das geneigte Publikum, und das sicher nicht zu unrecht. Die kommerziell weniger erfolgreichen Scheiben "On The Outside" (2005) und "All The Plans" (2009) ließen das Problem erkennen, unter dem Starsailor seither - bei weitem nicht als einzige Vertreter ihrer Zunft - zu leiden hatten.

Die mittlerweile fünfte Produktion der Musiker aus dem englischen Wigan kann nach dieser sehr langen Phase der Selbstfindung und Neuorientierung daher getrost als Gradmesser für die zukünftige Ausrichtung der Band betrachtet werden. Der Wechsel vom Majorlabel EMI zu Cooking Vinyl, einem in Großbritannien ansässigen und auf Indie-Acts spezialisierten kleineren Label, lässt erst einmal aufhorchen. Besagtes Label arbeitet mit Künstlern wie den Elektronik-Legenden Underworld zusammen, ferner The Prodigy, den Cranberries oder Ron Sexsmith und verfügt somit über geballte Erfahrung im Pop- und Indiegenre.

Ähnlich wie Coldplay versuchen auch Starsailor sich aus der Enge des Britpop zu lösen, beispielsweise durch einen häufigen Wechsel von balladesken und rockigen Stücken. "Listen To Your Heart", der Einsteiger, kommt ohne großes Federlesen direkt zum Punkt und lässt beim Hörer die Hoffnung keimen, dass es sich bei "All This Life" um eine Scheibe der rockigen und musikalisch an die Wurzeln der Band orientierten Sorte handeln möge.

Doch bereits mit dem nächsten Song, dem Namensgeber "All This Life", nehmen Starsailor den Fuß vom Gas und wechseln ins Genre des seichten Gitarrenpop, um auch diesen Weg mit dem dritten Stück, "Take A Little Time" vollends zu verlassen und einen mainstreamigen, durchaus Airplay-fähigen Allerwelts-Song vorzulegen. Das soulige, aus dem Rahmen fallende Stück "Caught In The Middle" rundet den durchweg heterogenen Eindruck dieses Albums ab. Eingeschlagene Wege werden im nächsten Moment nicht nur verlassen, sondern schlichtweg konterkariert. So bleibt der Hörer bei diesem Album ratlos zurück.

Die ständigen Richtungswechsel sind es, die das Klangerlebnis von "All This Life" so schwierig machen. Es scheint fast, als wollte Mastermind Walsh alle Gedanken, Empfindungen und Ideen in Noten packen, die er in den letzten acht Jahren gehabt haben mag. Ein erkennbarer roter Faden kommt leider nicht dabei heraus.

Website Starsailor