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Lola Versus Powerman The Kinks: Neuauflage eines Klassikers

Fast ein Vierteljahrhundert nach ihrem letzten Auftritt zählen The Kinks weiter zu den einflussreichsten britischen Bands. Ihr Album "Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One" gilt als Meilenstein und markierte den Wendepunkt in der Bandgeschichte.

Von Von Philip Dethlefs, dpa 14.12.2020, 05:00

London (dpa) - Die zweite Hälfte der 60er Jahre war keine leichte Zeit für die Kinks. Sie landeten Riesenhits wie "You Really Got Me" oder "Sunny Afternoon", verdienten aber aufgrund eines schlecht ausgehandelten Vertrags nur wenig Geld.

"Wir haben nicht erwartet, Millionäre zu sein, wir wollten nur genug zu essen auf dem Tisch haben", sagt Frontmann Ray Davies (76) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Die Konzerte haben uns über Wasser gehalten."

Auch auf Tour hätten die Kinks mehr verdienen können, doch nach einem Streit bei den Aufnahmen zu einer TV-Show galt für sie von 1964 bis 1969 ein Auftrittsverbot in den USA. "Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One" markierte die Wende. "Die Platte steht für Freiheit und unsere Rückkehr nach Amerika", sagt Davies. "Es war eine befreiende Zeit für uns."

Zum 50. Jubiläum wird das Album, das nie einen "Part Two" bekam, in mehreren umfangreichen Neuauflagen wiederveröffentlicht. Prachtstück ist eine Deluxe Edtion mit drei CDs, zahlreichen Bonustracks und einem schönen Begleitbuch.

Neben Outtakes und Demos sind auch erst kürzlich geführte Gespräche zwischen Ray und Gitarrist Dave Davies auf der CD. Die Brüder, die lange zerstritten waren, plaudern darin über alte Zeiten. "Wir sprechen nicht oft miteinander und treffen uns nur ganz selten", erzählt Sänger Ray. Sein Bruder habe erst hinterher erfahren, dass er aufgenommen wurde, sei aber mit der Veröffentlichung einverstanden.

Die witzige Ohrwurm-Single "Lola" war 1970 gewagt. Allerdings war den wenigsten Leuten bewusst, wovon sie handelt. "Es war kontrovers, aber das war nicht meine Absicht", erzählt Davies. "Es basierte auf einem wahren Vorfall in Paris 1966. Unser Manager hat dort eine sehr hübsche Frau aufgegabelt und mit zu sich genommen. Bei Licht hat er dann festgestellt, dass es sich um einen Mann handelte." Der Song sei ein Plädoyer für die Freiheit, die Person zu sein, die man sein will.

Der Erfolg des Konzeptalbums, das auch eine satirische Abrechnung mit der Musikindustrie ist, ermöglichte den Kinks, einen neuen, besseren Vertrag mit ihrer Plattenfirma auszuhandeln und sich mehr kreative Kontrolle zu sichern. Für die Band ging es kommerziell bergauf. Viele Leute hätten "Lola Versus Powerman" damals als Comeback betrachtet, so Davies. "Dabei waren wir nie weg."

© dpa-infocom, dpa:201208-99-610433/5

Website The Kinks