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Neue Gelassenheit Tim Bendzko wird auf "Filter" zur Gute-Laune-Maschine

Nach seinem dritten Album wollten ihn viele in den Arm nehmen, sagt Tim Bendzko. Auf der neuen Platte wirkt der Sänger nun besser gelaunt. Darüber dürfte sich wohl auch eine bekannte Komikerin freuen.

Von Thomas Bremser, dpa 18.10.2019, 07:01
Johannes Bauer
Johannes Bauer dpa

Berlin (dpa) - "Jetzt bin ich ja hier. Alles neu, alles neu" - mit diesen Textzeilen startet Tim Bendzko in sein neues Album "Filter". Und in der Tat: Auch wenn nicht alles neu wirkt in den 13 Songs - der Popsänger kommt insgesamt frischer und besser gelaunt daher als auf den Vorgängerplatten.

Das dritte Album des Berliner Musikers schaffte es vor drei Jahren erneut auf Platz 1 der Charts, sorgte aber auch für Spott. So machte sich die Komikerin Carolin Kebekus ("heute-show", "PussyTerror TV") über ihrer Meinung nach weinerliche Textzeilen wie "Ich bin doch keine Maschine" lustig.

"Nach dem Durchhören der letzten Platte hatten vermutlich viele das Gefühl, mich in den Arm nehmen zu müssen", sagt Bendzko selbst im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Ich wollte diesmal, dass das Album etwas mehr nach vorne geht und etwas positiver ist."

Herausgekommen ist eine Bendzko-Platte mit Balladen, aber auch ungewöhnlich vielen Uptempo-Nummern wie "Willkommen in meiner neuen Welt" oder "Nie mehr zurück". Ein Auslöser von außen, wie etwa der bissige Kebekus-Kommentar, sei nicht der Grund für die Neuausrichtung gewesen. Die Kritik hatte Bendzko damals ohnehin mit Humor genommen - und stand wenige Monate später mit der Moderatorin für ein Duett auf der Bühne.

"Man sollte sich nicht verändern, nur um sich mal zu verändern. Das muss beim Songwriting einfach passieren", erklärt der 34-Jährige. Die ersten Lieder, die er für das neue Album schrieb, hätten die Richtung vorgegeben. Der Motivationssong "Hoch" handelt davon - es geht darum, sich kurz vor dem Aufgeben nochmal zu überwinden.

Das Gefühl kennt der Marathonläufer, der sich privat ständig neuen Herausforderungen stellt, nur zu gut. Derzeit versucht Bendzko zum Beispiel, ohne Zucker auszukommen - auch wenn das nicht immer klappe. Außerdem habe er sich nach einer Australien-Reise in diesem Jahr vorgenommen, sich weniger Stress zu machen. Das sei ihm bislang "ganz gut gelungen".

Die australische Gelassenheit drückt sich auch im Song "Nie mehr zurück" aus, in dem Bendzko davon singt, sich ständig neue Reize zu setzen und nicht zu sehr am Altbekannten zu hängen. "Und sollte das ein Fehler sein, reiht er sich bei all den anderen ein. Ich setz' alles aufs Spiel, denn ich hab' nichts zu verlieren."

Mit seinem vierten Album hat Bendzko - zehn Jahre nach seiner Entdeckung durch die Söhne Mannheims und acht nach seinem Durchbruch mit dem Platin-Hit "Nur noch kurz die Welt retten" - sicher nichts zu verlieren. Er liefert wie gewohnt eingängigen und teils nachdenklichen Pop, mit dem er bei seiner Zielgruppe nichts aufs Spiel setzen dürfte. Auch wenn die Songs diesmal eben besser gelaunt und kürzer daherkommen.

"Wenn etwas textlich und musikalisch fertig erzählt ist, dann ist es auch gut. Dann ist der Song halt nur zwei Minuten lang", sagt der in Ost-Berlin geborene Sänger dazu. Der Trend geht in Zeiten des Audiostreamings ohnehin zur Kürze.

Zu den nachdenklichen Höhepunkten des Albums gehört etwa die Ballade "Leise", in der Bendzko über das Leben als Prominenter abseits der Scheinwerfer singt. Oder "Nicht genug", ein Duett mit dem Rapper Kool Savas. Dort kritisiert der Popmusiker die Rastlosigkeit der Gesellschaft, die durch die sozialen Netzwerke noch befeuert werde.

Er bemerke diese Tendenz auch bei sich. "Ich darf total absurde Sachen erleben und überlege mir direkt, was ich als Nächstes machen möchte. Aber das kann ja nur in die Hose gehen. Irgendwann geht es halt nicht mehr höher, schneller, weiter."

Für Bendzko geht es nun erstmal wieder weit nach oben in die Charts, soviel dürfte sicher sein. Im Mai 2020 ist er er dann auf großer Deutschland-Tournee. Und wer weiß: Vielleicht steht ja auch wieder ein Auftritt mit Carolin Kebekus an. Der rheinischen Komikerin dürfte die Berliner Gute-Laune-Maschine Bendzko auf jeden Fall besser gefallen als noch vor drei Jahren.

Tim Bendzko auf Instagram

Kebekus-Ausschnitt

Website Tim Bendzko