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Coverversionen Toller Tribute: "Sgt. Pepper" im Hipster-Jazz-Gewand

Nochmal ein Tribute zum berühmten "Sgt. Pepper" der Beatles - muss das wirklich sein? Ja warum denn nicht: Wenn zeitgenössische Jazzer sich über den wohlbekannten Stoff hermachen, dann ergibt die Sache Sinn.

Von Werner Herpell, dpa 08.01.2019, 05:00

Berlin (dpa) - Das legendäre Beatles-Album "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" kam 1967 noch mit knapp 40 Minuten Laufzeit aus. Wenn nun angesagte junge Jazzmusiker sich das Werk vor- beziehungsweise es auseinandernehmen, dauert der Spaß länger.

"A Day In The Life - Impressions Of Pepper" (Verve/Impulse!/Universal), so der Titel dieser Tribute-Kompilation, nimmt sich fast 59 Minuten für seine 13 teilweise sehr freien Beatles-Interpretationen. Nach der CD-Veröffentlichung Ende November erscheint das auch optisch knallbunt und fantasievoll gestaltete Werk im Januar nun auf Vinyl.

Im Beatles-Kosmos wurde 2018 gerade erst der 50. Jahrestag des "Weißen Albums" gefeiert, mit einer üppigen Reissue-Offensive und vielfältigen Würdigungen. Insofern sind die Jazzer etwas spät dran, denn das Jubiläum von "Sgt. Pepper" war schon 2017. Macht aber gar nichts: Was diese großartigen Musiker aus den USA und Großbritannien mit den eigentlich hinreichend gecoverten Songs veranstalten, ist die zusätzliche Wartezeit locker wert.

Für den Auftakt, das berühmten Titelstück des Beatles-Albums, ist Schlagzeug-Crack und Multiinstrumentalist Antonio Sanchez (unter anderem Komponist von Musik zum Oscar-Film "Birdman") noch ganz allein zuständig, ebenso für die später eingestreute Reprise. Auch "When I'm Sixty-Four" (eine Fingerübung des Klavier-Virtuosen Sullivan Fortner, zuletzt Begleiter auf Paul Simons wunderbarem "In The Blue Light") und "Fixing A Hole" (von Kamasi Washingtons Pianist Cameron Graves) sind Solostücke.

Ansonsten sind viele atemberaubende Ensemble-Leistungen zu hören, etwa "Lucy In The Sky With Diamonds" unter Leitung des Drummers Makaya McCraven, "She's Leaving Home" mit Trompeter Keyon Harrold oder "Being For The Benefit Of Mr. Kite" mit Brandee Younger an der Harfe und Flötistin Anne Drummond. "Lovely Rita" erwacht im Trio von Kamasi-Washington-Bassist Miles Mosley, Graves und Schlagzeuger Tony Austin zu neuem Leben.

Weitere "Hauptdarsteller" dieser inspirierten Wiederaufführung eines Pop-Meisterwerks: Gitarristin Mary Halvorson ("With A Little Help From My Friends"), das Trio Wildflower ("Getting Better"), Onyx Collective ("Within You Without You") und Top-Saxofonist Shabaka Hutchings ("Good Morning Good Morning").

Mit dem womöglich allerbesten Beatles-Stück "A Day In The Life" in einer groovenden Spiritual-Jazz-Version von The Juju Exchange endet der Reigen. Fazit: Wenn man diese Platte - nach all ihren Reggae-, Soul-, Country- und sonstigen Interpretationen der vergangenen 50 Jahre - heutzutage überhaupt noch einmal neu einspielen muss, dann so frisch und aufregend wie hier.

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