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Zum Abtauchen Jazz-Legende Joachim Kühn wird 75

Brachiale Dissonanzen und sanfte Harmonien: Mit kompromisslosen Klangwelten ist Joachim Kühn zu einer Jazz-Legende geworden. Für seinen 75. hat sich der deutsche Musiker etwas Besonderes einfallen lassen.

Von Sabine Glaubitz, dpa 14.03.2019, 08:30

Paris (dpa) –  Außer ihm gibt es wohl niemanden, der behaupten kann, im Duo mit der amerikanischen Free Jazz-Ikone Ornette Coleman regelmäßig gespielt zu haben. Zwischen 1995 und 2000 gab Joachim Kühn gemeinsam mit Coleman zahlreiche Konzerte.

Heute ist der deutsche Pianist selbst zu einer Legende geworden. Seit Jahrzehnten prägt er mit seinen expressiven Ausbrüchen und seinem unverkennbaren Anschlag den Jazz der Gegenwart.

Kühns Alben sind international erfolgreich. So auch seine brandaktuelle Aufnahme, die etwas ganz besonderes ist – nicht nur weil der Weltbürger am kommenden Freitag (15. März) seinen 75. Geburtstag damit feiert. Das vor wenigen Wochen erschienene "Melodic Ornette Coleman – Piano Works XIII" ist eine Hommage an den 2015 verstorbenen Coleman und gleichzeitig ein Vermächtnis. Denn auf dem Album hat Kühn Melodien zusammengestellt, die vor jedem ihrer gemeinsamen Konzerte entstanden sind. Die Noten habe Coleman aufs Papier gebracht und er habe sie dann musikalisch umgesetzt, erklärte Kühn.

Das Album besteht aus bislang unbekannten Werken der beiden Jazz-Legenden. Außer "Lonely Woman" sei keines der Stücke vorher veröffentlicht worden, wie Kühn sagt. Er sei heute der Einzige, der diese Aufnahmen und Partituren besitze.

Die beiden Musiker sind sich erstmals 1969 in Paris begegnet. Doch Kühn hatte schon viel früher von Coleman gehört. Als 14-Jähriger kam ihm erstmals dessen Name zu Ohren. Musiker hätten über ihn gesprochen und gesagt, dass er der Typ sei, der sich nicht um Harmonie schere, erinnerte sich Kühn in einem Gespräch mit der französischen Tageszeitung "Liberation". Damals habe er sich gefragt, wie so etwas möglich sei.

Coleman ist für Kühn zu einer bedeutenden Inspirationsquelle geworden. Als er erstmals seine Musik gehört habe, habe er gewusst, dass er mit ihm sein Leben verbringen werde, erzählte er weiter. Von ihm habe er gelernt, keine Kompromisse zu machen und zu spielen, wozu man Lust habe. Vor allem an einen Satz wird er sich wohl immer erinnern. "Wärest du Amerikaner und schwarz, würde man deinen Namen in einem Atemzug mit dem von Keith Jarrett nennen", soll Coleman zu ihm gesagt haben.

Kühn, 1944 in Leipzig geboren, erhielt in der DDR eine Ausbildung als klassischer Pianist. Den Jazz entdeckte er früh durch seinen Bruder, den weltbekannten Klarinettisten Rolf Kühn.

Seitdem hat Kühn, der 1966 nach Westdeutschland übersiedelte, in verschiedenen Free-Jazz- und Jazzrock-Formationen gespielt. Auch mit seinem Bruder feierte er zusammen große Erfolge. Beide erhielten für ihr Lebenswerk 2011 den Jazz-Echo.

Heute spielt Joachim Kühn, der in Paris und Ibiza lebt, mit den wesentlich jüngeren Musikern Chris Jennings am Kontrabass und Eric Schaefer am Schlagzeug zusammen. Mit ihnen hat er 2018 das Album "Love & Peace" herausgebracht.

Seine pianistischen Exkursionen setzen sich über alle Kategorien hinweg, denn er suche nach der reinen Musik, in die er tief eintauchen könne, sagte Kühn in einem Interview. Das Ergebnis sind einzigartige Klangwelten.

Bericht auf "actmusic.com"

Bericht auf "jazz-fun.de"

Artikel auf "next.liberation.fr"

Bericht auf "jpc.de"

Bericht auf "francemusique.fr"

Bericht auf "paris-move.com"