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Terrorakt Polizei erschießt mutmaßlichen Kopenhagen-Attentäter

15.02.2015, 07:22

Kopenhagen (dpa) | Nach dem Terrorangriff auf ein Kulturcafé in Kopenhagen und Schüssen vor einer Synagoge hat die Polizei am frühen Sonntagmorgen in der dänischen Hauptstadt einen Mann getötet. Er habe nahe des Bahnhofs Nørrebro das Feuer auf die Polizisten eröffnet, diese hätten es erwidert, teilte die Polizei mit.

Bei dem Mann handelt es sich vermutlich um den Attentäter, der für die beiden Angriffe verantwortlich ist. Das sagte ein Polizeivertreter am Sonntagmorgen in Kopenhagen.

Bei einem Terroranschlag auf ein Kulturcafé am Samstagnachmittag und den Schüssen vor einer Synagoge in der Nacht zu Sonntag waren zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Alle drei Tatorte liegen nicht weit voneinander entfernt in der Kopenhagener Innenstadt.

Karikaturist Vilks mutmaßliche Anschlagsziel

Die Polizei hatte demnach eine Adresse im Stadtteil Nørrebro observiert. Nach einiger Zeit sei eine Person zu dem Haus gekommen, die für die Ermittlungen interessant sein könne, hieß es in einer Mitteilung. Die Polizei habe nach dem Mann gerufen, dieser habe daraufhin geschossen. Er starb, Polizisten wurden nicht getroffen. Weitere Angaben wollten die Ermittler zunächst nicht machen. Die Polizei hat für Sonntag um 8 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.

Am späten Samstagnachmittag hatte ein Unbekannter mit einer automatischen Waffe auf ein Kulturcafé geschossen, in dem eine Veranstaltung mit dem Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks stattfand. Zeugen zufolge feuerte der Angreifer etwa 30 Schuss ab, in den Fenstern waren später zahlreiche Einschusslöcher zu sehen. Die Polizei ging davon aus, dass Vilks Ziel des Anschlags war. Die Regierung sprach von einem Terrorakt. Ein 55-jähriger Mann starb. Die Polizei hatte sein Alter zunächst mit 40 angegeben.

Wenige Stunden später fielen nahe einer Synagoge in der Kopenhagener Innenstadt erneut Schüsse. Nach Polizeiangaben wurde ein Mensch am Kopf getroffen und getötet, zudem erlitten zwei Polizisten Schusswunden an Armen beziehungsweise Beinen. Der Täter sei zu Fuß vom Tatort geflohen, hieß es. Bei dem Getöteten handele es sich um einen jungen jüdischen Mann, sagte der Präsident der jüdischen Gemeinde, Dan Rosenberg Asmussen, dem Fernsehsender TV2 News. In der Synagoge sei zum Zeitpunkt des Vorfalls eine Bar Mitzwa gefeiert worden.

Kopenhagens Innenstadt abgeriegelt

Fünf Wochen nach dem blutigen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" und den anschließenden Terrorattacken in Paris mit insgesamt 20 Toten lösten die Schüsse in Kopenhagen einen Ausnahmezustand aus. Die Polizei riegelte die Innenstadt ab und errichtete Straßensperren.

In dem Kulturcafé hatten der Zeichner Vilks und zahlreiche andere Menschen über Kunst, Gotteslästerung und freie Meinung diskutiert. Eine Zeitung hatte 2007 eine Zeichnung des bekannten Karikaturisten aus Schweden veröffentlicht, die den Propheten Mohammed als Hund darstellte. Daraufhin wurde im Internet von einem Al-Kaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150.000 Dollar auf ihn ausgesetzt. Seither war der Künstler bereits mehrfach Ziel von Extremisten, er wird deshalb von Sicherheitskräften bewacht.

Als der Täter das Feuer eröffnete, brachte sich Vilks gemeinsam mit der Mitorganisatorin der Veranstaltung, der Journalistin Helle Merete Brix, in einem Kühlraum in Sicherheit. Der französische Botschafter in Kopenhagen, François Zimeray, und die bekannte Aktivistin Inna Schewtschenko von der Feministinnen-Gruppe Femen waren ebenfalls unter dem Gästen der Veranstaltung. Schewtschenko hatte gerade ihre Rede begonnen, als die Schüsse fielen. Beide blieben unverletzt.

Die Polizei gab nach dem Angriff bekannt, dass sie einen etwa 25 bis 30 Jahre alten Mann arabischen Aussehens sucht. Der Täter flüchtete nach dem ersten Vorfall mit einem dunklen VW Polo. Später wurde der Wagen in Kopenhagen gefunden. Die Ermittler veröffentlichten ein Bild aus einer Überwachungskamera in der Nähe dieser Stelle. Die Aufnahme zeigt einen dunkel gekleideten Mann mit einer roten Mütze.