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"Süddeutsche Zeitung" plädiert für Länderfusion, um Schlösser und Dome zu retten Der kulturbedingte Untergang des Landes Sachsen-Anhalt

Von Steffen Honig 07.08.2013, 03:14

Magdeburg. In die ewig junge Debatte um eine Länderfusion in Deutschland kommt im nachrichtenarmen Sommer regelmäßig Bewegung. Einen Beitrag dazu leistete Gustav Seibt am Dienstag im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung".

Der Autor nähert sich per nachempfundener Radwanderung vom brandenburgischen Jüterbog aus Sachsen-Anhalt an, welches er so einordnet: "Das ist das Bundesland, das an seinen Grenzen für sich als \'Land der Frühaufsteher\' einzunehmen versucht, was umgekehrt damit ausgeglichen wird, dass Kirchen und Museen dort in aller Regel bereits um 17 Uhr zumachen. Und so geht es überall in diesem deutschen Bundesstaat: Verlorenheit und dann plötzlich ein riesengroßer Name." Die Ödnis wird benannt: "Dürre, windige Felder und Luther. Leere Flussauen und Magdeburg mit Otto dem Großen. Kahle Dörfer und Dessau mit dem Bauhaus..." Und dann als Krönung alles Schlimmen noch Halle, "in der DDR-Zeit geradezu liebevoll von Plattenbauten und Stadtautobahnen eingekesselt".

Nichts Erhebendes, nirgends? Doch: zwischen Oranienbaum und Wörlitz eine "Traumlandschaft aus Holland, England, Italien, aus Barock und Klassismus". Und weil das Land unter "Weltkulturerbschaften, Domen, Residenzen, Burgen, Theatern, einiges davon wie Luthers Wittenberg und das Dessauer Bauhaus von weltgeschichtlicher Bedeutung" ächze, sei seine Befindlichlichkeit "keine lokale Frage".

Um Sachsen-Anhalts Befinden sei es aber schlecht bestellt, konstatiert der Autor anhand wirtschaftlicher und demografischer Fakten. Resultat allen Sparens, gerade bei kleineren Theatern und "rumpelkammerhaften Residenzen" sei nur, "dass die Wüste auch die Oasen verschluckt und am Ende das Defizit bleibt".

Rhetorisch wird gefragt: "Warum braucht dieses Land eigentlich eine Regierung?" Die Vorschläge zur Reduzierung der Länder kämen zur rechten Zeit. "Nicht, dass der Ministerpräsident und die acht Staatsminister in Sachsen-Anhalt besonders teuer wären: Zusammen kosten sie 1,07 Millionen Euro.Aber da es sich um ein Land handelt, braucht es eben diesen Apparat, obwohl diese 2,3 Millionen Menschen auch von Potsdam oder Erfurt mitregiert werden könnten." Warum eigentlich nicht umgekehrt?

Aber weiter im Text: Sachsen-Anhalt sei einfach zu schwach, seine kulturellen Schätze "allein in die Zukunft zu bringen", heißt es. Als Beispiel dient der vergleichsweise geringe Etat des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches. Wobei der Autor anmerkt, dass besagtes Gartenreich "unbegreiflicherweise besonders wenig regelmäßige Bundesmittel erhält". Hier hat die Argumentationskette des Feuilletonisten eine Lücke. Nach seiner Lesart müsste mehr Geld für Wörlitz aus Berlin fließen. Dazu bedarf es keiner Länderfusion.