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Leonardo DiCaprio´s 40. Auch ohne Oscar ein Genie

Skrupelloser Börsenmakler, verliebter Titanic-Passagier, exzentrischer
Flugpionier oder engagierter Umweltschützer: Hollywoods Multitalent
Leonardo Wilhelm DiCaprio feiert heute seinen 40. Geburtstag. Der Mann,
der auch ohne Oscar ein Genie ist, der offen über seine Vergangenheit
spricht.

10.11.2014, 08:46

Hollywood (dpa/ma) | Er kennt die ärmliche, skrupellose und angsteinflößende Seite von Los Angeles. Hat als Kind Drogensüchtige und Prostituierte auf den Straßen gesehen. Momente, die Leonardo DiCaprio nie wieder vergessen wird. "Ich bin sehr arm aufgewachsen", erzählte der Hollywoodstar mit deutschen Wurzeln der "Los Angeles Times". So habe die andere Seite des Lebens kennengelernt.

Der Mann, der heute zu einem der begehrtesten Schauspielern Hollywoods zählt, wuchs als armer Junge im Echo Park von Los Angeles auf, einem verruchten Viertel, das von Banden und Kriminalität geprägt ist. Sein Vater Halbitaliener, die Mutter Deutsche. Bis zum Tod seiner Großmutter, die 2008 in Oer-Erkenschwik (Nordrhein-Westfalen) starb, besuchte der heutige Hollywood-Star sie regelmäßig in Deutschland. Heute wird er 40 Jahre alt und kann auf ein bewegendes Leben zurückblicken.

Ein Stipendium für eine Grundschule im vornehmen Westwood-Viertel öffnete ihm die Augen für eine andere Welt. Mit 15 Jahren habe er seiner Mutter gesagt, er wolle Schauspieler werden. Er habe sie angebettelt, ihn für Rollen vorsprechen zu lassen, erinnert sich DiCaprio in verschiedenen Interviews. Seine Mutter Irmelin, die wie DiCaprios Großmutter aus Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen stammt, begleitet ihr einziges Kind ab diesem Zeitpunkt regelmäßig zu Filmfestivals und Preisverleihungen.

Robert de Niro sorgte für den Durchbruch

In seiner 2013 erschienenden Biografie führt DiCaprio seine rasante Hollywood-Karriere auch auf den Spürsinn von Robert de Niro zurück. Der hätte ihn 1992 aus einer Gruppe junger Anwärter für das Familiendrama "This Boy‘s Life" ausgewählt. Filmkritiker wie Roger Ebert lobten DiCaprio vor allem dafür, dass er bereits mit 19 Jahren schauspielerisch neben Leinwandlegenden wie Robert de Niro bestehen kann. Inzwischen kann DiCaprio seine Rollen wählen. Oft sind es reiche, mächtige und schräge Figuren.

Für Regisseur Martin Scorsese verwandelte er sich zuletzt in "The Wolf of Wall Street" in den überheblichen Finanzjongleur Jordan Belfort, der auf Geld, Sex und Drogen steht. Es war die fünfte Zusammenarbeit der beiden nach "Gangs of New York", "Aviator", "Departed - Unter Feinden" und "Shutter Island". Und die brachte ihm auch seine fünfte Oscar-Nominierung ein. Bei der Trophäenvergabe im vergangenen März hätte er als bester Hauptdarsteller und als Produzent der Börsensatire Gold holen können. Doch seit seiner ersten Oscar-Nominierung vor 20 Jahren für das Familiendrama "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" und später für "Aviator" und "Blood Diamond" hatte der Schauspieler auf der Oscar-Bühne immer wieder Pech.

Wandlungsfähigkeit als Markenzeichen

Trotz großer Auftritte: Regisseur Clint Eastwood machte ihn 2012 in "J. Edgar" zu dem skrupellosen und gefürchteten FBI-Chef J. Edgar Hoover. Mit einer dicken Portion Make-up und DiCaprios feiner Verwandlungskunst altert er auf der Leinwand mehr als 50 Jahre. In Scorseses "Aviator" (2004) war er der exzentrische Flugpionier Howard Hughes. Im vorigen Jahr verkörperte er in der Literaturverfilmung "Der große Gatsby" mit pomadiger Haartolle und einem Killerlächeln den neureichen Millionär Jay Gatsby.

Doch natürlich war es die Rolle des mittellosen, verliebten Jack Dawson auf der untergehenden "Titanic", die den Schauspieler 1997 plötzlich zum Star machte, gerade 23 Jahre alt. Erst kürzlich erinnerte DiCaprios damalige Filmpartnerin Kate Winslet an die herzergreifende Romanze. Da sei aber nie "eine romantische Sache" zwischen ihnen gelaufen, sagte die 39-jährige Schauspielerin im Interview mit dem britischen Magazin "Marie Claire". Sie hätten aber eine ganz besondere Freundschaft entwickelt und sich damals viel Halt gegeben. Seine echten Romanzen hingegen hält der unverheiratete DiCaprio gewöhnlich unter Verschluss. Zu seinen Ex-Freundinnen zählen das brasilianische Model Gisele Bündchen und die israelische Schönheit Bar Refaeli. Auch mit dem deutschen Model Toni Garrn wurde er in diesem Jahr Seite an Seite gesehen.

Fokus auf Klimaschutz gerichtet

Als Friedensbotschafter der Vereinten Nationen steht der Schauspieler nun in einer neuen Rolle im Rampenlicht. Beim jüngsten UN-Klimagipfel hatte DiCaprio gleich einen großen Auftritt und redete den Klimapolitikern der Welt ins Gewissen: Der Klimawandel sei die "größte Herausforderung der Menschheit" und keine rein politische Angelegenheit, "sondern es geht dabei um unser Überleben", sagte DiCaprio im Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York. "Ich spreche nicht als Schauspieler, sondern als besorgter Bürger". UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bescheinigte ihm darauf, eine "glaubhafte Stimme in der Umweltbewegung" zu sein.

DiCaprio ist längst als "grüner" Hollywood-Star bekannt. 1998 rief der engagierte Umweltschützer die "Leonardo DiCaprio Foundation" ins Leben, die mit anderen Verbänden vor allem in den Bereichen Erderwärmung, erneuerbare Energien, sauberes Trinkwasser und Schutz von Ökosystemen arbeitet. Er lebt nach eigenen Angaben schon lange umweltbewusst. Er fährt danach Hybridautos und nutzt Solarenergie.

DiCaprio, der sich als UN-Friedensbotschafter besonders für den Klimaschutz starkmachen soll, wird aber weiter in Hollywood vor der Kamera stehen. Sein nächstes Projekt ist der Western-Thriller "The Revenant", in dem er einen Jäger in der amerikanischen Wildnis im 19. Jahrhundert spielt. Nach einer schweren Bären-Attacke wird er von seinen Begleitern ausgeraubt und halb tot zurückgelassen. Der Trapper überlebt und schwört auf Rache. Regie führt der Mexikaner Alejandro Gonzalez Inarritu ("Babel", "Biutiful"). Das könnte Stoff für DiCaprios sechste Oscar-Nominierung sein.