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Bad Suderode Warum der Verkauf vom Kurzentrum geplatzt ist

Ernüchterung und Entsetzen im Quedlinburger Rathaus: Auch im zweiten Anlauf ist es nicht gelungen, einen Käufer für das defizitäre Kurzentrum im Ortsteil Bad Suderode zu finden. Jetzt kann es bestenfalls noch eine zweit- oder drittbeste Lösung geben.

Von Dennis Lotzmann 28.01.2015, 02:11

Quedlinburg l Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) informierte am Dienstagnachmittag über die Pleite im zweiten Anlauf: Der letzte verbliebene Bieter - ein Bauunternehmer aus Wolfenbüttel - habe abgewunken. "Er hat sich nicht mehr in der Lage gesehen, ein verfahrenskonformes Angebot abzugeben", so Brecht zur Volksstimme. Deshalb sei das Verfahren vorzeitig und ohne Ergebnis beendet worden. Ursprünglich sollte der Stadtrat den Verkauf Anfang März absegnen.

Daraus wird nichts mehr. Mehr noch: Das im Sommer 2013 geschlossene Kurzentrum, das jährlich bis zu 90 000 Euro für den Standby-Betrieb verschlingt, produziert weiter Negativ-Schlagzeilen und wächst sich für den Steuerzahler zum Millionengrab aus. "Als wir das Haus im Zuge der Eingemeindung von Bad Suderode übernommen haben, standen 16,1 Millionen Euro an Liquiditätshilfe seitens des Landes im Raum. Mittlerweile bewegen wir uns auf die 20-Millionen-Euro-Marke zu", so Brecht. Zuschüsse der öffentlichen Hand, die nötig wurden, weil das 1996 eröffnete Kurzentrum nie kostendeckend betrieben wurde.

Deshalb machte das Land Druck, es zu privatisieren. Ein erster Versuch scheiterte im vorigen Jahr, weil der Käufer in Insolvenz geriet und den Kaufpreis bislang nicht zahlte. Mittlerweile wird um den von der Stadt erklärten Rücktritt vom Kaufvertrag vor Gericht gerungen. Das Verfahren, bei dem sich die Stadt siegessicher gibt, beginnt frühestens Ende Mai.

Parallel dazu wurde im Herbst 2014 Ausschreibung Nummer zwei gestartet. Vertraulichkeit war oberstes Gebot, die Stadt sprach mit Blick auf die Bieter vielsagend von einem "Wettbewerb". Heute ist klar: Es waren maximal zwei, einer sprang irgendwann ab.

Die Hoffnung, den Dampfer Kurzentrum wieder flott zu bekommen, richtete sich damit allein auf einen Interessenten. Wie Brecht nun bestätigte, handelte es sich dabei um den Erbauer des Kurzentrums, den Bauunternehmer Carl-Ludwig Schumacher aus Wolfenbüttel.

Dieser, so Brecht, habe zuletzt und entgegen der Ausschreibungsvorgaben ein Privatisierungsmodell unter Einbeziehung der Kommune präferiert. Möglicherweise auch, weil Verhandlungsdetails aufgrund von Indiskretionen in die Öffentlichkeit gelangten. Brecht kündigte eine Strafanzeige wegen Geheimnisverrats an. Schumacher selbst war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Eine Sprecherin seines Büros bestätigte jedoch sein Bieterinteresse.

Wie es nun mit dem Kurzentrum weitergeht, ist offen. Brecht kündigte an, auf die bisherigen Interessenten in den beiden Bieterverfahren zuzugehen und ihnen die Immobilie direkt anzubieten. Die Rede ist von mindestens drei. Es gehe darum, wenigstens den aktuellen Verkehrswert zu erzielen. Dieser liegt dem Vernehmen nach deutlich unter 500 000 Euro.

Dass man dabei freilich weniger Einfluss auf die künftige Nutzung habe, sei klar: "Eine freihändige Vergabe ist nur die zweite Wahl, aber immer noch besser als eine Auktion", so der SPD-Politiker, der ein Ziel hat: "In das Haus muss schnellstens wieder eine gewerbliche Nutzung rein."

Eine, die sich möglichst optimal in die Wertschöpfungskette im monostrukturell geprägten Bad Suderode einfügt. Die 1700-Einwohner-Gemeinde ist mit Hotellerie und Gastronomie stark auf das Kurzentrum ausgerichtet. "Schon eine Umwandlung des Kurzentrums zum Pflegeheim wäre problematisch, aber immer noch besser als der jetzige Zustand", so Brecht zur Volksstimme.