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Erste-Hilfe-Maßnahmen Wer singt kann Leben retten

Ein heftiger Knall, zwei Autowracks - und schon ist man als Unfallzeuge
mittendrin im Geschehen: Verletzten zu helfen ist Pflicht. Gut für
Ersthelfer und Hilfsbedürftige, wenn gleich alle Handgriffe sitzen.

29.01.2015, 01:13

Berlin/Stuttgart (dpa) l Es ist die reinste Horrorvorstellung für viele Autofahrer: Plötzlich ist man Ersthelfer am Unfallort. Nach Erkenntnissen der Dekra hat fast die Hälfte Angst vor Fehlern. Experten beantworten Fragen verunsicherter Verkehrsteilnehmer:

Kann ich als Ersthelfer für Fehler bestraft werden?
Der einzige Fehler, für den Unfallzeugen bestraft werden können, ist tatenlos zuzusehen und keine Rettungskräfte zu alarmieren: Bei unterlassener Hilfeleistung droht eine Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft, erklärt Verkehrsjuristin Yasmin Domé vom Auto Club Europa (ACE). Sofern ein Ersthelfer nach bestem Wissen und Gewissen handelt, hat er nichts zu befürchten - auch nicht wegen Sachbeschädigung, wenn er zum Beispiel ein Kleidungsstück eines Verletzten zerreißt oder aufschneiden muss. Entstehen dem Helfer Schäden, wie Blut auf der Kleidung, müssen dafür laut Domé der Unfallverursacher, Opfer oder als letzte Instanz die gesetzliche Unfallversicherung aufkommen.

In welcher Reihenfolge sollte ich helfen?
Korrekt ist: Unfallstelle absichern, Überblick verschaffen, Notruf absetzen, Erste Hilfe leisten. "An erster Stelle steht immer die Eigen- und Fremdsicherung", betont Ralf Sick, Bereichsleiter Erste Hilfe in der Bundesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Wie kann man den Zustand von Verletzten einschätzen?
"Schon auf den ersten Blick kann man anhand von Aussehen, Position und Verhalten des Betroffenen viel über dessen Zustand erkennen", sagt Sick. Liegt ein Verletzter regungslos da, sollte man versuchen, ihn durch lautes Ansprechen und leichtes Rütteln an der Schulter aufzuwecken. Gelingt das nicht, muss die Atmung kontrolliert werden. "Dazu beugen Sie sich zur Person nieder und prüfen, ob Sie an ihrer Wange die Atemluft spüren, ob Sie Atemgeräusche hören und ob sich der Brustkorb hebt und senkt", erklärt Sick. Ist das der Fall, wird er in die stabile Seitenlage gebracht. Wenn nicht, muss er wiederbelebt werden.

Wie ging das noch mit der Wiederbelebung?
Als Faustregel gilt: 30 Mal auf den Brustkorb drücken, 2 Mal beatmen - und wieder von vorn. Platzieren Sie den Ballen einer ihrer Hände in der Mitte des entblößten Brustkorbs, stabilisieren Sie diese Hand mit der anderen. Dann senkrecht mit durchgestreckten Armen vier bis fünf Zentimeter tief und ungefähr zweimal pro Sekunde drücken. Beim Wiederbeleben hilft es, an bestimmte Songs zu denken. Dann ist es leichter, bei der Herzdruckmassage den richtigen Rhythmus einzuhalten. Bekanntestes Beispiel dafür ist "Like A Prayer" von Madonna aber auch "Dancing Queen" von Abba. Diese Lieder geben den passenden Takt vor.

Welche Verletzungen sollte man als erstes versorgen?
"Die Versorgung stark blutender Wunden ist wichtiger als die eines Knochenbruchs", erklärt DRK-Bundesarzt Prof. Peter Sefrin. Auch bei der Wundversorgung unbedingt zuerst an den Eigenschutz denken und die Handschuhe aus dem Verbandkasten anziehen. Ganz wichtig: Da Verunglückte durch einen Schock plötzlich ohnmächtig werden können, sollten sie bei der Behandlung sitzen oder liegen. Vor Unterkühlung, die selbst bei Sommerhitze droht, schützt die Rettungsdecke aus dem Verbandkasten.

Darf man verunglückten Motorradfahrern den Helm abnehmen?
Muss man laut Sefrin sogar. "Auch ein Aufkleber am Helm, dass der Motorradfahrer die Helmabnahme nicht wünscht, darf einen nicht davon abhalten", sagt Ralf Sick. Kopf und Hals des Unfallfahrers sollten möglichst wenig bewegt werden - am besten gelingt das zu zweit, und zwar so: Visier und Kinnriemen öffnen, Helm abziehen, bis sich der Hinterkopf abstützen lässt. Dann den Helm ganz herunterziehen.

Was tun, wenn ich alleine mehrere Verletzte vorfinde?
Je eher man in dieser Situation den Notruf absetzt, desto besser. "Schauen Sie danach, wer aus Ihrer Sicht am dringendsten Ihre Hilfe benötigt", rät Sick. "Versuchen Sie auch, Leichtverletzte zu motivieren, anderen zu helfen."

Wie oft sollte man seine Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen?
Die Johanniter empfehlen alle zwei Jahre einen Kurs, DRK-Arzt Sefrin rät dazu alle drei bis fünf Jahre. Dabei lässt sich das Erste-Hilfe-Wissen auffrischen, erweitern und vor allem anwenden.